Renditestarkes Papier

Haben Sie noch Geld übrig, das gerade schlecht verzinst ist? Wenn es nach Karlheinz Schmidt geht, sollten Sie sich überlegen, ob Sie sich nicht Anteile des BGL zulegen. "Wir sind das profitabelste Papier, das man überhaupt erwerben kann", meint der ehemalige Hauptgeschäftsführer des Transport- und Speditionsverbandes. Verbandsarbeit wird nicht gewürdigt Womöglich hat Schmidt ein wenig übertrieben, was ja schon daran deutlich wird, dass man gar kein Papier des BGL erwerben kann, da der BGL ja ein Verband ist - und keine Gesellschaft. Aber Schmidt spricht gerne in Bildern und übertreibt damit genauso gerne. Seine Botschaft, die er in diesem Falle unter das Fuhrunternehmervolk streuen möchte: Die Arbeit des BGL insbesondere oder womöglich auch die der Verbände im Allgemeinen wird nicht oder nicht genügend anerkannt. Schmidt nahm mit seiner "Kaufempfehlung" Bezug auf das Harmonisierungsversprechen in Höhe von jährlich 600 Millionen Euro, das er und der damalige BGL-Präsident Hermann Grewer 2003 dem damaligen Kanzleramtsminister Frank-Walter Steinmeier im Gegenzug zur Einführung der Lkw-Maut abgerungen hatten. Seitdem sind Lkw-Haltern in Deutschland in Summe gesehen mehrere Milliarden Euro über die Harmonisierungszusage zugeflossen. Eine gute Verzinsung, so Schmidts Logik. Trotz allem, dieser Erfolg hat nicht verhindern können, dass "unsere Branche schwer gelitten hat", gestand Schmidt, der noch bis zum 31. Juli Mitglied der BGL-Hauptgeschäftsführung ist. Das hat auch der BGL zu spüren bekommen. Die Zahl der Mitgliedsunternehmen in den Landesverbänden ist von Jahr zu Jahr gesunken. Keine gute Entwicklung für einen Verband. Kein Wunder, dass Schmidts Nachfolger im Amt, Dirk Engelhardt, als eines von drei wichtigen Zielen "Mitglieder werben" notiert hat. Engelhardt ist noch keine 80 Tage im Amt. Ihn als "Hoffnungsträger" zu bezeichnen, scheint seine Berechtigung zu haben, wenn BGL-Präsident Adalbert Wandt vor der Fachpresse erzählt, dass Engelhardts Probezeit seitens des Präsidiums bereits für beendet erklärt und die Landesverbände diese Entscheidung bei einer Sitzung mit großer Zustimmung begrüßten. Engelhardt will bei der Mitgliederwerbung für den BGL ungewohnte Wege beschreiten. So sollen auch Industrie- oder Handelsunternehmen mit eigenem Fuhrpark angesprochen werden. Die will der BGL nicht auf politischer Ebene vertreten, aber von dem Wissen des Verbandes könnten auch Werkverkehrs-Unternehmen profitieren, so der Plan von Engelhardt. "Der BGL sieht sich eher in der Funktion eines Consultants", ergänzte Schmidt. "Aber wir wollen auch verstärkt Transportunternehmen in Abstimmung mit den Landesverbänden ansprechen", kündigte Engelhardt an. Dafür hat der BGL einen neuen Mitarbeiter angestellt, der sich dem Thema widmet. In den kommenden drei bis fünf Jahren will der Verband 1000 bis 1500 neue Unternehmen hinzugewinnen, so die Zielmarke, und damit die Basis von derzeit 7000 Mitgliedsunternehmen deutlich erhöhen. "Zudem möchte ich die sehr gute gewerbepolitische Arbeit des BGL weiterführen und die Aktivitäten in Brüssel forcieren", zählte Engelhardt zwei weitere Ziele seiner künftigen Tätigkeit auf. Wahlprüfsteine vor der Bundestagswahl Damit sind auch viele inhaltliche Themen verbunden: "Wir erstellen gerade mit anderen Verbänden Wahlprüfsteine, die wir im Vorfeld der Bundestagswahl an die Politik adressieren werden", nannte Engelhardt ein Beispiel. Details wollte er noch nicht verraten, eine Veröffentlichung der Forderungen ist für den 16. Mai geplant. Zu diesem Katalog zählt auch das Thema Sozialdumping. "Es geht so nicht weiter", lautete die unmissverständliche Botschaft Wandts. So plädiert der BGL dafür, das Thema Dienstleistungsfreiheit neu zu definieren: Klassische, drei- bis vierwöchige Rundläufe verbunden mit entsprechenden Ausgleichzeiten für den Fahrer sollten unter den Regeln der Dienstleistungsfreiheit fallen und somit möglich sein. Bei längeren Touren sollte die Entsenderichtlinie zur Geltung kommen, was zu einer Verteuerung des Transports aufgrund höherer Löhne für den Fahrer führen würde. Daher versucht der BGL, vor allem auch osteuropäische Verbände ins Boot zu holen, um in der EU auf eine gemeinsame, einheitliche Lösung für die Wochenruhezeiten von Lkw-Fahrern hinzuwirken. "Die muss auch kontrollierbar sein und durch die Behörden überwacht werden", forderte Engelhardt. Neues zur Klage gegen das Lkw-Kartell Auch zur Klage gegen das Lkw-Kartell nahm er Stellung. Die kritische Masse von 10.000 Fahrzeugen sei erreicht. Jetzt werde der BGL seine Mitgliedsunternehmen informieren und die Klage vorbereiten. Die Vereinbarung sieht vor, dass Kläger keinerlei Risiko eingehen. Im Falle einer erfolgreichen Klage müssten BGL-Mitglieder 28 Prozent der Ansprüche aus der Schadenssumme abtreten. Auch Nicht-BGL-Mitglieder können sich der Klage anschließen, müssten aber auf 33 Prozent der Ansprüche verzichten. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier BGL www.verkehrsrundschau.de/dossiers Abschied für den BGL-Hauptgeschäftsführer im Bundesverkehrsministerium Großer Bahnhof für Schmidt im Bundesverkehrsministerium Der BGL und damit natürlich auch sein ehemaliger Hauptgeschäftsführer Karlheinz Schmidt gelten als wirtschaftsfreundlich.Daher war es nicht verwunderlich (wenn auch nicht selbstverständlich), dass anlässlich der Verabschiedung von Schmidt neben Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt sowie den beiden Staatssekretären Dorothee Bär und Enak Ferlemann auch viele andere MdB der CDU/CSU an der Feier im Bundesverkehrsministerium teilnahmen.Doch auch Vertreter der anderen Parteien waren der Einladung gefolgt. Sören Bartol beispielsweise, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion für den Bereich Verkehr. Er sagte in seiner Laudatio:"Es war nicht immer harmonisch mit Ihnen, und wir waren nicht immer einer Meinung. Aber am Ende wussten wir immer, woran wir waren." Oder Stephan Kühn, verkehrspolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag. Er lobte die Zielstrebigkeit Schmidts: "Es gibt ja Verbandsvertreter, da weiß man nach einer halben Stunde immer noch nicht, was sie eigentlich wollen. Schmidt hatte in dieser Zeit bereits fünf verschiedene Themen angerissen." Schmidt war sichtlich beeindruckt angesichts der Polit-Prominenz und deren Lobesworte. "Ich hoffe, dass zumindest ein Teil ernst gemeint war", sagte Schmidt. Das war so ein typisches Bonmot von Schmidt, für die er bekannt und berüchtigt war. cd