Frankfurt. Wie schon in den vergangenen Jahren zeigt die Studie eine sehr heterogene Verteilung des Supply Chain Reifegrades nach Industrien auf. In Industrien wie Chemie, Pharmazie und Medizintechnik besteht danach noch erheblicher Nachholbedarf. Die Supply Chain Reife ist eine Methodik, die beurteilt wie effektiv Unternehmen Praktiken zur strategischen Gestaltung, Prozess- und Organisationsoptimierung, Kollaboration mit Supply Chain Partnern sowie Leistungsmessung anwenden. Dabei wird zwischen vier Entwicklungs- und Leistungsstufen unterschieden. Der Computersektor weist durchschnittlich die höchste Supply Chain Reife auf. Als Reaktion auf den scharfen globalen Wettbewerb sowie die abnehmenden Möglichkeiten, sich über Produkte zu differenzieren, hat sich diese Industrie als eine der ersten mit der Optimierung ihrer Supply Chain auseinandergesetzt. Die zur Computerindustrie gehöri-gen Unternehmen haben gelernt, Supply Chains über Unternehmensgrenzen hinweg zu gestalten. Diese Unternehmen verstehen es vorzüglich, effiziente Wertschöpfungsketten zwischen Lieferanten, Auftragsfertigern, dem eigenen Unternehmen und Vertriebspart-nern zu gestalten. Ein Know-How das andere Industriezweigen noch erwerben müssen. Die PRTM-Studie zeigt zudem auf, dass in den letzten drei Jahren ein sukzessiver Anstieg des Reifegrades zu verzeichnen ist. Insbesondere in den vergangenen zwei Jahren hat sich der Entwicklungsstand des Supply Chain Management in europäischen Unternehmen spürbar verbessert. Auch wird deutlich, dass Firmen, die Industriestandards wie SCOR (Supply Chain Operations Referencemodel) zur Gestaltung ihrer Supply Chains anwenden, durchschnittlich einen um eine Stufe höheren Reifegrad ihrer Supply Chain besitzen als andere. Diese Unternehmen haben erkannt, dass nicht nur Produkt- und Serviceinno-vationen, sondern kontinuierliche Verbesserung der operativen Prozesse und Strukturen notwendig sind, um mit Kunden und Lieferanten auf neuen Wegen zu interagieren. Des Weiteren belegt die PRTM-Untersuchung, dass führende Unternehmen großen Wert darauf legen, ihre Supply Chain Flexibilität zu verbessern. Ein Vergleich von diesen Firmen mit solchen deren Supply Chain weniger ausgereift ist, zeigt, dass erstgenannte Unternehmen schneller auf Veränderungen reagieren können und die Kosten dabei trotzdem im Griff behalten. Hingegen konzentrieren sich Unternehmen mit weniger ausgereiften Supply Chains auf die Absicherung eher grundlegender Fähigkeiten. Dazu gehört es, die Kundenzufriedenheit durch eine hohe und verlässliche Liefertreue zu steigern oder auch das Umlaufvermögen durch Prozessoptimierung zu reduzieren. Diese Unternehmen zeichnen sind durch sehr abteilungsfokussierte Supply Chain Prozesse und Strukturen aus. Führende Praktiken verlangen jedoch nach abteilungs-übergreifenden beziehungsweise firmenübergreifenden Strukturen, die Kunden, Partner und Lieferanten integrieren. Trends im Bereich der Kostenreduzierung bestätigen einen Paradigmenwechsel weg von der reinen internen Kostenreduzierung hin zum Outsourcing. 45 Prozent der führenden Unternehmen setzten gezielt auf Outsourcing, um ihre Wettbewerbsfähigkeit mittels Kostenführerschaft sicherzustellen. Hingegen sind es nur elf Prozent bei den Firmen mit einem geringeren Supply Chain Reifegrad.
PRTM Studie: Chemie- und Pharmaindustrie mit schwachem Supply Chain Management
Im Rahmen der Studie „Supply Chain Trends“ befragte die Unternehmensberatung PRTM im vierten Jahr in Folge mehr als 150 Firmen aus den Branchen Investitionsgüter, Chemie, Pharma, Computer, Konsumgüter, Elektronik und Medizintechnik.