Premium-Service gefragt

Interview Premium-Service gefragt „Chemie transportieren bedeutet Image transportieren“, erklärt im Gerd Deimel vom Chemie-Konzern Lanxess im Interview und führt die Konsequenzen für Dienstleister aus. Nach welchen Gesichtspunkten wählt Lanxess seine Transportdienstleister aus? Wir wählen unsere Dienstleister danach aus, ob sie zum Chemietransport befähigt sind, das bedeutet natürlich vor allem: Safety First. Ohne SQAS-Beurteilung etwa kommt man mit uns nicht ins Geschäft. Das Thema Sicherheit ist aber für uns mit der Auftragsvergabe nicht beendet, sondern ein dynamischer Prozess. Jeder Transport wird bei uns bewertet: Qualitätskriterien sind Zuverlässigkeit, Sicherheit, Kommunikation, Rechnungsverhalten und so weiter. Denn zu Premiumprodukten gehört auch ein Premiumservice. Wir machen bei den Dienstleistern Audits – auch unangekündigt – und setzen uns mit der Geschäftsführung zusammen, falls Optimierungsbedarf besteht. Wichtig ist, dass mangelnde Qualität auch Konsequenzen hat. Denn Chemie transportieren bedeutet Image transportieren. Welche Rolle spielt die IT? Die Dienstleister nutzen die gleiche Transport-Systemoberfläche wie wir. Das heißt, es muss eine Schnittstelle zu den jeweiligen internen Systemen existieren. Das klingt einfach, erweist sich aber in der Praxis oft als komplex. IT und die anwenderfreundliche Einbindung sind Schlüsselfaktoren für mehr Effizienz und bezahlbares Transportmanagement. Das klingt so, als hätten nur große Logis-tikanbieter eine Chance … Ja, wir arbeiten mit einigen großen Logistikunternehmen zusammen, die überwiegend die Situation an unseren Standorten kennen. Das ist unerlässlich, vor allem bei Bulk-Transporten. Im Schnitt laufen die Verträge ein bis zwei Jahre, dann werden die Transporte neu ausgeschrieben. Aber auch kleinere mittelständische Unternehmen sind für uns tätig. Aspiranten sollten vielleicht nicht mit Gefahrguttransporten beginnen, sondern eher mit regulären Full-Truckloads als Einstieg in den Chemietransport. Was könnten die Dienstleister aus Ihrer Sicht noch verbessern? Gelegentlich gibt es Nachholbedarf bei der Kommunikation, wenn es zu Abweichungen kommt. Rechtzeitige Information ist dabei wichtig. Track & Trace ist hier das Stichwort. Außerdem müssten Logistikdienstleister neuen IT-Systemen gegenüber offener sein. Auch müsste mehr getan werden, um Leerfahrten zu vermeiden. Aber viele Verlader verbieten ihren Spediteuren, Waren der Konkurrenz mit auf den LKW zu nehmen … Hier ist Umdenken gefragt. Verlader und Dienstleister müssen effizientere Systeme und Abläufe entwickeln. Bei Überseetransporten funktioniert das ja auch. Nur so können Fixkosten gesenkt und Transporte zu erschwinglichen Kosten ermöglicht werden. Lanxess befindet sich in Leverkusen verkehrstechnisch an einer problematischen Stelle – Stichwort: Sanierung der Rheinbrücke an der A1. Wie wirkt sich das auf die Logistik aus? Für uns heißt es: Weiter die Verlagerung zu den alternativen Transportwegen beschleunigen. Wir bringen mehr auf Schiff und Bahn. Derzeit liegt der Anteil dieser Verkehrsträger beim Outbound zwischen fünf und zehn Prozent, er wird aber steigen. Dazu tragen zum Beispiel die Einführung der Flüsterbremsen bei Güterzügen bei und auch die geplante durchgehende Betuwe-Linie nach Rotterdam sowie der sich hoffentlich anschließende „Eiserne Rhein“ nach Antwerpen. Viele Dienstleister versprechen sich zusätzliches Geschäft, in dem sie etwa Produktionsleistungen übernehmen. Wie steht Lanxess dem gegenüber? Wir nutzen solche Mehrwertdienste. Es macht zum Beispiel Sinn, wenn der Dienstleister Produkte abfüllt, transportiert und lagert. Tut er das für mehrere Kunden, kann er seine Fixkosten verteilen und die nötige Serviceleistung und Qualität bezahlbar anbieten. Das ist besser, als wenn wir einen eigenen Bereich betreiben, der nicht immer ausgelastet ist. Ich denke, solche Auslagerungen, die durchaus auch auf dem Firmengelände erfolgen, wird es in Zukunft häufiger geben. ❙❚■ Constantin Gillies, freier Journalist Vita Gerd Deimel (57) Vice President und Head of Global Logistics Management bei Lanxess. Die Abteilung ist weltweit für den strategischen Einkauf von Transportleistungen zuständig sowie für das operative Transportmanagement. Alle Ausschreibungen werden hier zentral abge-wickelt oder koordiniert. Gerd Deimel begann seine berufliche Laufbahn als Marketingmanager für Kunststoffprodukte bei Bayer. Es folgten Stationen in den USA und diverse Tätigkeiten für Lanxess. Der gebürtige Kölner ist seit 2012 Vorsitzender des Ausschusses für Logistik und Verkehr im Verband VCI. cg