Hamburg. Die neuen Anbieter neben der Deutschen Post könnten zum Beispiel als Dienstleistung anbieten, Werbe-Mails spezifischer auf die Zielgruppe auszurichten und so den Absendern einen höheren Nutzen verschaffen.
Der Markt für Briefsendungen wird bis zum übernächsten Jahr vollständig liberalisiert. Schon heute sind auf der Basis von Lizenzen alternative Anbieter zur Deutschen Post auf dem Markt, die bislang fünf Prozent des Marktes abdecken. Beispiele sind EP Europost, ein Gemeinschaftsunternehmen der niederländischen Post TNT mit dem Paketdienst Hermes, oder die PIN Group, in der die Verlage Springer, Holtzbrinck und WAZ ihr Briefgeschäft gebündelt haben. Die alternativen Briefzusteller konzentrieren sich auf höherwertige Leistungen und sind in Großstädten und Ballungsgebieten anzutreffen.
Die Post-Konkurrenten werden ihre Dienstleistungen preisgünstiger als der Ex-Monopolist anbieten, doch werden Privatkunden davon zunächst kaum profitieren. Der Normalverbraucher verschickt im Jahr lediglich neun Briefe, kann also auch bei einer Preissenkung höchstens ein paar Cent sparen. „Es ist aber denkbar, dass zum Beispiel für kleine Unternehmen mit ein paar Dutzend Briefen täglich ein Abholservice angeboten wird“, sagte Rothenpieler.
Im wesentlichen interessant ist die Liberalisierung aber für Unternehmen, die viel Post verschicken, wie zum Beispiel Telekom- oder Energieversorger, Versicherungen, Banken und Behörden. „Der Markt, der zuletzt bei rund zehn Milliarden Euro Umsatz und 18 Milliarden Sendungen pro Jahr stagnierte, wird dadurch neue Impulse erhalten“, sagte der Unternehmensberater. „Es lassen sich schnell und einfach 10 bis 30 Prozent Kosten sparen.“ Eine Umfrage von Putz & Partner bei den Empfängern von Post habe ergeben, dass die Zustellung durch alternative Anbieter den Absendern keine Nachteile bringt. Zumindest in den untersuchten Großstädten habe kaum ein Empfänger überhaupt bemerkt, dass eine Briefsendung nicht durch die Deutsche Post zugestellt wurde.