Permanenter Wandel

Ob M + F Spedition, Merkel-Wetzel Logistics, Delog Logistics oder Rabelink Logistics - alles das sind Namen, die in der Branche bekannt sind. Was viele nicht wissen: Ihr Eigentümer ist ein mittelständisches Speditions- und Logistikunternehmen, das sich lieber im Hintergrund hält, als sich nach vorne zu drängen: die Huettemann Gruppe in Duisburg. Da aber in diesem Jahr ihr Unternehmen 60 Jahre alt wird, haben Klaus Hüttemann und sein Vater Wolf Hüttemann ihre Zurückhaltung aufgegeben und mit der Verkehrs-Rundschau gesprochen. Kein abrupter Generationswechsel "Angefangen hat alles im Jahr 1956", erzählt Wolf Hüttemann. Mit 24 Jahren und noch als Jura-Student habe er da mit seinem Freund Paul Obhues das Unternehmen in Duisburg gegründet. Geschäftsmodell damals: Transporte für die Montan- und die Baustoff-Industrie; Anzahl der Fahrzeuge: zwei Kipper. Heute sind es mehr als 100 Fahrzeuge und 715 Mitarbeiter an 25 Standorten in Deutschland, Holland und Rumänien. Doch mit Stahl- und Baustofftransporten hat die Huettemann Gruppe heute kaum mehr zu tun und die Geschäfte führt seit 2008 Sohn Klaus Hüttemann zusammen mit Manfred Köhler. "Das war kein abrupter Generationswechsel", sagt Klaus Hüttemann. Schritt für Schritt sei er in die Aufgabe hineingewachsen - sein Vater habe ihn da machen lassen und ihm auch über die Hälfte der Firmenanteile übergeben. Zudem habe er ihm jederzeit zur Seite gestanden und die Entwicklung seines Unternehmens nie aus den Augen verloren. Ein Thema, das Wolf Hüttemann zum Beispiel aktuell umtreibt, ist der Brexit. Ganz Unternehmer denkt er da an die Huettemann-eigene M + F Spedition in Nordhorn, die vor allem im Spielwarengeschäft in England stark ist. "Was passiert, wenn der Wert des englischen Pfunds weiter sinkt?", fragt er. "Wie wirkt sich dies auf das Konsumverhalten der Engländer aus und welche Folgen hat das auf die Im- und Export-Verkehre unserer Spedition?" "Notfalls bauen wir eben das Verzollungsgeschäft wieder auf", meint Sohn Klaus Hüttemann. Mit diesem Geschäft habe M + F früher Erfolg gehabt; dann seien die Grenzen in der EU durch das Schengen-Abkommen gefallen und damit auch das Verzollungsgeschäft. Die Zeiten ändern sich. Starker Drang nach Diversifizierung Geblieben ist der starke Drang der Huettemann Gruppe nach Diversifizierung. Das Unternehmen hat viele Standbeine und ist in vielen Kundenbranchen zu Hause: im Spielwarensektor, der Werbemittel- und Verpackungsbranche bis hin zur Lebensmittellogistik. Mit insgesamt 160.000 Quadratmeter Lager- und Logistikflächen verdient der Dienstleister aber mittlerweile vor allem in der Lager- und Kontraktlogistik sein Geld. Nicht umsonst verantwortet das Unternehmen seit 2014 die gesamte Logistik für den Schreibgeräte-Spezialisten Edding - ein Großauftrag, den Klaus Hüttemann an Land gezogen hat. Das komplexe Aufgabenspektrum umfasst das Warehousing sowie umfassende Mehrwertleistungen sämtlicher Edding-Produkte, konzentriert auf zwei Huettemann-Lagerstandorte in der Region Hannover. "Solche Ausschreibungen zu gewinnen wird für uns Mittelständler aber immer schwieriger", räumt er ein. Denn bei Tendern dieser Dimension würden immer auch Konzerne bei Ausschreibungen mitmischen. "Und die wollen dann den Auftrag - um jeden Preis - im wortwörtlichsten Sinne. Entweder weil sie eine namhafte Referenzkundenliste vorweisen müssen oder weil sie sich zu hohe Wachstumsziele gesetzt haben", erzählt er. Auch das Thema Haftung würde Outsourcingprojekte immer schwieriger für Mittelständler machen. Und wie reagiert Huettemann auf diese Konkurrenz vonseiten der Großen? Wie positioniert man sich als Mittelständler? "Im Gegensatz zu vielen unserer Branchenkollegen haben wir nicht wirklich einen Branchenfokus. Wir sind in sehr, sehr vielen Branchen tätig", sagt Klaus Hüttemann. "Vorteil ist, dass wir dadurch nicht so anfällig sind, wenn es einmal schlechter geht." Über die Hälfte des Umsatzes brach weg Dass die Indikatoren ganz schnell nach unten zeigen können, hat Wolf Hüttemann als Firmenchef selbst erlebt. "Als Abfertigungsspedition, die für die Montan- und Kohleindustrie tätig war, wissen wir, was Strukturwandel heißt und wie dieser eine gesamte Region verändert. Ich habe sehr viel Erfahrung mit einem Marktzerfall", formuliert er es augenzwinkernd. Heute kann er darüber lächeln. Damals zerlegte ihm dieser Marktzerfall fast das Unternehmen. Über die Hälfte des Umsatzes brach damals weg - quasi über Nacht. "Wir haben aber in keinem einzigen Jahr mit Verlust gearbeitet - in den gesamten 60 Jahren unseres Bestehens nicht." Was ihn durch die schwere Zeit des Strukturwandels in der Stahl- und Kohleindustrie getragen hat? "Unser Plan war es immer, nichts aufzugeben, was erfolgreich ist", erklärt der Seniorchef. Auch deshalb hält sein Sohn am Baustoffhandel fest, den sein Vater einst übernommen hatte. Dieses Geschäft sei zwar nicht mehr zeitgemäß, sagt er. "Der Baustoffhandel schreibt aber gute Zahlen, deshalb machen wir das weiter". Ein weiteres Beispiel also, warum sich die Huettemann Gruppe mit ihrer breiten Branchenaufstellung gut aufgestellt sieht. Der Einstieg ins Stückgutgeschäft, mit dem Wolf Hüttemann den damaligen Rückgang im Stahlgeschäft kompensieren wollte, sei dagegen "nie wirklich geglückt". Und das obwohl er mit Gebrüder Löhr (vormals WM Group, heute Kühne + Nagel) Anfang der 1980er-Jahre einer der Gründungsgesellschafter der Stückgutkooperation IDS gewesen war. Als sich 2005 Speditionskonzerne wie Kühne + Nagel in den IDS einkauften, stand für ihn und seinen Sohn schnell fest: "Das Stückgutgeschäft passt nicht mehr zu unserer Unternehmensphilosophie. Das wurde zum Massengeschäft - ein ruinöser Markt." Gründe genug also, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Heute speisen sie ihr Stückgut ins VTL- und CTL-Netz ein. Wobei Klaus Hüttemann ganz klar sagt: "Durch das Stückgutgeschäft hatten wir Kundenkontakte in den verschiedensten Branchen, damit das Ohr am Kunden und damit die Möglichkeit, in der Kontraktlogistik tätig zu werden." Der Verkauf der eigenen Paket-Aktivitäten (vormals German Parcel, heute GLS) an die englische Post fiel den beiden Firmenchefs deutlich schwerer. "Dieser Verkauf tat meinem Vater wirklich weh", erinnert sich Klaus Hüttemann. Schließlich habe dieser gemeinsam mit anderen regionalen Spediteuren den Paketverbund German Parcel aufgebaut: "Da herrschte damals Aufbruchstimmung. Das war der Wachstumsbringer". Immerhin: Die englische Post zahlte gut: "Umsatz war gleich Verkaufspreis. Aber es musste verkauft werden - entweder alle oder keiner." Eine Finanzspritze, die die Huettemann Gruppe gut genutzt hat: "Wir haben dafür Unternehmen gekauft, unter anderem Rabelink, Merkel-Wetzel und zuletzt in 2015 die Firma Delog. Wir sind ganz klar über Zukäufe gewachsen", sagt Klaus Hüttemann heute. Allein Rabelink und die M + F Spedition hätten eine wunderbare Umsatzgeschichte hingelegt. "Zukäufe waren und sind also ein sehr wichtiger Teil unserer Strategie. Wir kaufen uns ja damit nicht nur Umsatz dazu, sondern auch das Know-how der Mitarbeiter in bestimmten Kundenbranchen und deren Kontakte", betont er. "Wir würden aber nie ein gleich großes Unternehmen übernehmen", zieht er klar die Grenze. "Wir hatten deshalb auch nie Liquiditätsprobleme - trotz unserer vielen Zukäufe", betont Wolf Hüttemann. Ziel: Ein Standbein in der Pharmalogistik Alle zugekauften Firmen treten nach wie vor unter ihrem eigenen Namen auf. "Das macht ihre Stärke in der Region aus. Das ist auch Teil unseres Erfolgskonzepts", glaubt er. Mit allen Vor- und kleineren Nachteilen, die diese Vielfalt bringt. Nicht zuletzt deshalb hat Klaus Hüttemann vor drei Jahren für Ordnung gesorgt und die Huettemann Holding GmbH & Co. KG gegründet, unter der nun alle Aktivitäten der Huettemann Gruppe zusammengefasst sind - inklusive einer entsprechenden "Bereinigung des Firmenportfolios um unrentable Bereiche", formuliert er es, ohne Details zu nennen. Auch die Finanzen, die Themen Personal, Ausschreibungen und IT managt er mittlerweile von der Duisburger Zentrale aus. Und wie erlebt Klaus Hüttemann als Mittelständler die momentane allgemeine wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland? "Positiv, wenngleich nicht euphorisch". Für die Huettemann Gruppe heißt das: "Keine Seitwärtsbewegung, sondern ein leichtes Wachstum in allen Kundenbranchen." Nach zuletzt 115 Millionen Euro Umsatz (2015) könnten es dieses Jahr, schätzt der Geschäftsführer, wohl 130 Millionen Euro werden. Das Ende der Fahnenstange sehen er und sein Vater damit nicht erreicht. Denn eines steht für beide fest: "Wir wollen auch in den kommenden Jahren kleinere Betriebe in der Speditions- und Kontraktlogistik zukaufen", kündigen sie an. "Am liebsten wäre uns hier ein Unternehmen in der Pharmalogistik und in Süddeutschland." Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Kontraktlogistik www.verkehrsrundschau.de/dossiers Daten + Fakten Die Huettemann Gruppe im Überblick Das Unternehmen Huettemann Gruppe (vormals Paul Obhues OHG, später Frachtenkontor) in Duisburg wurde im Jahr 1956 von Wolf Hüttemann und Paul Obhues gegründet. Seit 2008 sind Klaus Hüttemann und Manfred Köhler die Geschäftsführer.Das Unternehmen erwirtschaftete im Jahr 2015 mit insgesamt 715 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 116 Millionen Euro. Huettemann ist in den Geschäftsfeldern Kontraktlogistik und Outsourcing, Transport, Spedition, Luft- und Seefracht tätig.Zur Unternehmensgruppe gehören heute folgende operative Gesellschaften:- Huettemann Logistik in Duisburg, Bergisch Gladbach, Mannheim, Ladenburg, Hannover, Hamburg- M + F Spedition in Nordhorn, Bad Bentheim-Gildehaus- Delog Huettemann Logistik in Dorsten, Hemmingen, Werl- Merkel-Wetzel Logistik in Kuppenheim, Wörth a. Rhein, Gernsbach- Rabelink Logistics in Doetinchem, s`Heerenberg, Wehl in den Niederlanden- Rabelink Logistics in Baia Mare in Rumänien- Gille-Hermann Jenssen in Bremen, Vlotho- Arge Gille-Hermann Jenssen/ Holcim in Bremen- NMTG Niederrheinische Mineraltransport in Duisburg, Dortmundeh

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