Panama-Stadt. Die Bevölkerung von Panama hat am Sonntag dem umstrittenen Ausbau des fast 100 Jahre alten Panama-Kanals zugestimmt. Damit erteilte sie ihrer Regierung den Auftrag, das 4,2 Milliarden Euro teure Verkehrsprojekt auszuschreiben. Die Erweiterung durch den Bau eines zusätzlichen Schleusensystems wird ab 2014 auch modernen Ozeanriesen die Fahrt durch den amerikanischen Kontinent vom Pazifik zum Atlantik ermöglichen. Es war das erste Referendum in der Geschichte des mittelamerikanischen Landes. Präsident Martin Torrijos feierte die Zustimmung als einen Sieg für Panama. Die Gegner erneuerten ihre Kritik an dem Jahrhundertprojekt. Wie das Wahlgericht am frühen Montagmorgen in Panama-Stadt mitteilte, stimmten 669.000 (78,08 Prozent) der Wähler für und 187.000 (21,92 Prozent) gegen den Ausbau der künstlichen Wasserstraße. Bisher wurden 94 Prozent der Stimmen ausgezählt. Allerdings nahmen rund 57 Prozent der 2,1 Wahlberechtigten nicht an dem Referendum teil. Martin Torrijos ist der Sohn des früheren Präsidenten Omar Torrijos, der 1977 mit US-Präsident Jimmy Carter die Übergabe der Wasserstraße an Panama ausgehandelt hatte. Er versprach, dass alle Panamaer an dem sicheren Aufschwung der Wirtschaft teilhaben würden. „Heute waren wir die Protagonisten unseres eigenen Schicksals“, sagte der Präsident in einer von Radio und Fernsehen übertragenen Ansprache. „Wir haben die Fundamente für ein besseres Land gelegt.“ Gegen das Jahrhundert-Projekt hatten sich zahlreiche Vertreter von Verbänden, der Kirchen und anderer Organisationen ausgesprochen. Vor allem in der armen Landbevölkerung wird befürchtet, dass der Kanal nur den Reichen zu gute kommt. Vertreter der Opposition erneuerten ihre Kritik und zweifelten den Erfolg der Abstimmung an. Sie sei – wegen der geringen Beteiligung von rund 43 Prozent der Berechtigten – nicht repräsentativ, hieß es in ersten Reaktionen. In den kommenden Jahren wird die 1914 in Betrieb genommene, 80 Kilometer lange Wasserstraße durch ein drittes Schleusensystem erweitert, das in der Lage sein wird, Frachtschiffe mit mehr als 10.000 Containern aufzunehmen. Die derzeitigen Schleusen fassen Frachter mit maximal 4600 Containern. Außerdem soll die Erweiterung die Durchfahrt durch die Landenge beschleunigen. Zur Zeit warten vor den Kanaleinfahrten bis zu 100 Schiffe mehrere Tage auf die 150.000 Dollar teure Durchfahrt. (dpa)
Panamaer sagen Ja zum Ausbau ihres Kanals
Ein drittes Schleusensystem soll gewährleisten, dass zukünftig Frachtschiffe mit mehr als 10.000 Containern die Wasserstraße passieren können