Nicht ausreichend: Die Anbindung des Hafens ...

Nicht ausreichend: Die Anbindung des Hafens Antwerpen an das Ruhrgebiet – hier eine Eisenbahnbrücke über den Rhein in Duisburg-Boerl Der Streit um den Eisernen RheinDie Betreiber des Hafens Antwerpen plädieren für den Bau einer neuen Schienentrasse zwischen Antwerpen und dem Ruhrgebiet. Auch die Landesregierung in NRW zeigt Interesse. Gegen den Bau des Eisernen Rheins stellen sich jedoch die Niederlande.Er beginnt im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt, schlängelt sich nördlich von Roermond durch die niederländische Provinz Limburg und endet nach 120 Kilometern in Antwerpen. Bereits 1879 rollten über den „Eisernen Rhein“ erste Güterzüge vom Ruhrgebiet zum belgischen Nordseehafen. 1991 wurde die fast durchgehend eingleisige Strecke außerhalb Belgiens eingestellt. Immer mehr Schienenverkehre waren zu diesem Zeitpunkt auf die Straße verlagert worden. Außerdem schien der Modernisierungsaufwand zu hoch. Von dieser Entscheidung hat sich Belgien schnell distanziert. Seit acht Jahren wirbt der Hafen Antwerpen mit Unterstützung der belgischen Politik intensiv für die Wiedereröffnung des Eisernen Rheins. „Mit dieser Strecke würde Antwerpen über eine Bahnverbindung verfügen, die im Verkehr mit dem Ruhrgebiet und weiter nach Osteuropa eine vollwertige Alternative zum Straßenverkehr ist“, wird Leo Baron Delwaide, Präsident des Hafens Antwerpen, nicht müde zu sagen.Der zweitgrößte europäische Hafen erlebt einen lang anhaltenden Boom: Jährlich werden über 167,4 Millionen Tonnen Güter (2006) umgeschlagen, Tendenz weiter steigend. Allerdings werden nur 17 Prozent über die Schiene transportiert. Im Modal Split der Verkehrsträger dominieren Straße und Binnenschifffahrt (41 beziehungsweise 42 Prozent) klar. In Nordrhein-Westfalen setzt sich die amtierende CDU/FDP-Koalition intensiv für die Drei-Länder-Strecke ein. Anders die Situation in den Niederlanden. Weil ein Teilstück des „Eisernen Rheins“ zwischen Roermond und der deutschen Grenze durch das Naturschutzgebiet Meinweg führt, lehnten Politiker unterschiedlicher Parteien die Wiedereröffnung der Traditionsstrecke ab. Vor allem die Koalition unter Ministerpräsident Jan-Peter Balken-ende opponiert gegen den Eisernen Rhein. Seit deren Amtsantritt 2002 ist das Projekt kaum vorangekommen. Niederländer gegen die neue TrasseDabei gibt es für einen Neubau der Trasse gute Gründe, wie eine neue Studie des Ingenieurbüros IVV feststellt (s. Kasten unten): Eine Elektrifizierung vorausgesetzt kann die eingleisige historische Wegstrecke demnach maximal 42 Züge am Tag aufnehmen. Das ist angesichts der prognostizierten 70 Züge am Tag für 2020 zu wenig. Über eine zweigleisige Strecke könnten hingegen 100 Züge am Tag fahren, was mehr als ausreichend wäre. Ansonsten achtet die Studie vor allem auf die öffentliche Akzeptanz. Denn auch in Deutschland gibt es Widerstände gegen den Eisernen Rhein. Manche Anwohner der alten Trasse wehren sich gegen deren Neueröffnung, weil sie erhöhten Zuglärm fürchten. Bei der empfohlenen Trasse entlang der A 52 sind solche Proteste nicht im gleichen Umfang zu erwarten. Außerdem umfährt diese Variante das Naturschutzgebiet Meinweg, so dass auch niederländische Bedenken hinfällig wären. Genau das aber bezweifeln Marktkenner in Deutschland und Belgien. Die Einwände des Nachbarlands seien vorgeschoben, meint etwa Werner Kühlkamp. „Die Niederländer wünschen keinen Eisernen Rhein, weil dieser den Rotterdamer Konkurrenten Antwerpen aufwertet“, urteilt der Abteilungsleiter Verkehr der IHK Nieder-rhein in Duisburg. Von dieser Konkurrenz könne die deutsche Wirtschaft nur profitieren, heißt es einhellig am Niederrhein. Weil außerdem seit kurzem Züge über die neue Betuwe-Linie von Rotterdam ins Ruhrgebiet rollen, wächst der Wunsch nach einer Wiederbelebung des Eisernen Rheins. Vor allem der Hafen Duisburg würde profitieren: Gegenwärtig müssen die Containerzüge nach Antwerpen und dem Nachbarhafen Zeebrügge den Umweg über Emmerich und die mittleren Niederlande nehmen, was acht Stunden dauert. Der Eiserne Rhein könnte die Strecke um zwei Stunden verkürzen – egal auf welcher Trasse. Über die einzelnen Varianten dürfte in den nächsten Wochen hart gerungen werden. Denn auch die A 52-Alternative bereitet Probleme. Sie ignoriert den Schiedsspruch des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag, der die Niederlande zur Öffnung des Eisernen Rheins für den belgischen Schienenverkehr verpflichtet – aber eben nur auf der alten Trasse. Und sie verzögert die Wiederinbetriebnahme um Jahre. Frühestens 2017 wird die neue Strecke fertig sein, schätzt Minister Wittke. Jetzt wird die provisorische Öffnung der historischen Trasse ab 2009 bis zur Fertigstellung der A 52-Variante für täglich 15 Züge diskutiert. Einen entsprechenden Beschluss soll die Landesregierung auf Drängen der Wirtschaft noch 2007 fassen. Auf diesen Schritt wartet auch die Bundesregierung. Sie müsste die Verhandlungen mit den Nachbarländern über die beiden Trassen führen. Das kann aber dauern. Und bisher haben weder Bundesverkehrsministerium noch die Deutsche Bahn Gelder für den Eisernen Rhein eingeplant. ❙❚■ Stefan Bottler, freier Journalistneues GutachtenAn einer leistungsfähigen Schienengüterverkehrsstrecke zwischen dem Hafen Antwerpen und dem Rhein-Ruhrgebiet hat auch die Landesregierung Nordrhein-Westfalen starkes Interesse. Daher hat deren Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) beim Aachener Ingenieurbüro IVV ein Gutachten über das deutsche Teilstück in Auftrag gegeben, das seit wenigen Wochen vorliegt. Die IVV-Experten untersuchen Alternativen zur historischen Trasse vom Mönchengladbacher Süden bis zur niederländischen Grenze. Am Ende geben sie einer zweigleisigen neuen Variante den Vorzug, die nördlich von Mönchengladbach entlang der Autobahn A 52 nach Roermond führt. „Die Umweltauswirkungen sind bei einer weitgehenden Parallellage der Bahn- und Autobahntrasse am ge-ringsten“, schreiben die Ingenieure in ihrem Gutachten. Die Trasse führt fast ausschließlich durch unbebaute Landschaft und streift kaum Wohngebiete. Außerdem müssten relativ wenig Straßen (27) über- beziehungsweise unterquert werden. Die Kosten für Brücken, Unterführungen oder Lärmschutz blieben also im Rahmen. Genauere Angaben macht die Studie dazu jedoch nicht. botZweigleisige Variante entlang der A 52 empfohlenWo führt die ideale Route für den neuen Eisernen Rhein entlang? Mit dieser Frage hat sich eine Studie befasst, die jetzt die NRW-Landesregierung veröffentlicht hat.Eiserner RheinBetuwelinieKonkurrenten: die Betuwelinie, die Rotterdam mit Deutschland verbindet, und die neue Route des Eisernen Rheins zwischen Antwerpen und Deutschland, die holländisches Gebiet durchquert

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