Neuwagenlogistik

NeuwagenlogistikDer Automarkt erfindet sich neuWährend die Dienstleister der Neuwagenlogistik an geringen Zulassungszahlen nach der Abwrackprämie und miesen Preisen leiden, steuert die Automobilbranche auf große Umwälzungen zu. Die Abwrackprämie zur Rettung der nationalen Automobilindustrie vor dem Absturz ins Bodenlose hat auch viele Neuwagen-Transporteure vor Schlimmerem bewahrt. 2009 wurden laut einer Statistik des Verbands der Automobilindustrie (VDA) 3,8 Millionen PKW neu zugelassen – dank Prämie sogar mehr als im Vorjahr 2008 (3,1 Mio.). Davon profitierten vor allem jene Dienstleister, die für die Volumenhersteller tätig sind. Denn die Abwrackprämie trieb vor allem im Segment der Kleinwagen die Verkaufszahlen nach oben. Trotzdem war 2009 insgesamt ein miserables Jahr für die Automobilindustrie und deren Logistikdienstleister, weil wichtige Absatzmärkte im Ausland sowie die Importe eingebrochen sind. Insgesamt mussten die Automobillogistiker zwischen fünf und zehn Prozent der Flotte stilllegen, schätzt der Verein Automobillogistik im DSLV (AML). Wachstum nur im ExportEine Ende der Flaute ist jedenfalls im deutschen Markt nicht in Sicht: Gerade einmal 2,8 bis 3 Millionen PKW sollen 2010 zugelassen werden, schätzt der VDA. Auf diesem Niveau, so mutmaßte Robert Rademacher, Präsident des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), anlässlich der Eröffnung der Messe „Automechanika“, werde sich der Markt in den nächsten Jahren einpendeln. Rückläufiger Absatz in West- und Osteuropa mit Ausnahme Russland, dafür rasende Entwicklung des Fahrzeugabsatzes in den neuen Wachstumsmärkten China, Indien und Brasilien sowie wieder anziehende Absatzzahlen in den USA. So zeigt sich der Automobilmarkt 2010. Die Automobiltransporteure leiden unter rückläufigen Mengen und niedrigen Frachtraten – im letzten Jahr mussten die Dienstleister durch die Bank saftige Preisnachlässe von bis zu 10 Prozent und mehr gewähren. Zusätzlich drücken immer mehr unpaarige Verkehre den Profit: „Unter anderem aufgrund der sinkenden Importe von Fahrzeugen kommt es häufig zu unpaarigen Verkehren“, erklärt Konrad Lehner, Vorsitzender des AML. „Die meisten Relationen sind aber so schlecht bezahlt, dass sich die Touren ohne Rückladung kaum lohnen.“Die Preise sind sogar so schlecht, dass sich Kabotagefahrten offenbar nicht rechnen. Auf die Frage, ob die Automobiltransporteure unter Kabotage tatsächlich so schlimm gelitten haben, wie es ein Marktbericht des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) vom April dieses Jahres nahelegt, relativiert Lehner: „Es ist nicht so schlimm gekommen wie befürchtet. Die Frachtraten sind auf manchen Relationen derart gering, dass es sich selbst für ausländische Unternehmer kaum lohnt, diese Aufträge durchzuführen.“Konrad Lehner rechnet nicht damit, dass sich das Preisniveau in absehbarer Zeit erholen wird. „Die jetzt zu niedrigen Raten abgeschlossenen Verträge gelten mindestens ein Jahr. Und es ist nicht mit einem Preisschub in 2011 zu rechnen.“Wer den Kopf hebt und weiter in die Zukunft blickt, kommt um das Thema Elektromobilität nicht herum. Welche Veränderungen die nächste Welle technischer Innovation bei den alternativen Antrieben für die Automobilindustrie insgesamt bringt – darüber spekulieren die Experten. Ebenso ungewiss sind die Veränderungen, die sich für Dienstleister ergeben. Mancher hofft auf neue Chancen in einem Markt, in dem sich die Rollen der gewohnten Mitspieler radikal verändern könnten: „Dass sich für uns neue Geschäftsfelder ergeben, ist klar“, glaubt beispielsweise Automobillogistiker Jörg Mosolf, Chef der international tätigen Mosolf-Gruppe (siehe Interview Seite 30). Elektromobilität bringt neue MärkteDie Bundesregierung will bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße bringen. Kein Wunder, dass die großen Energieversorger wie RWE oder Eon einen attraktiven Markt wittern. In einer gemeinsamen Untersuchung des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG und dem Institut für Automobilwirtschaft erkennen die Autoren ganz neue Marktstrukturen, in denen Energieversorger neben den Batterieherstellern eine zentrale Rolle in der Wertschöpfungskette spielen. RWE bietet seit Herbst 2009 für Fuhrparkbetreiber ein Paket an, das aus einem Elektrofahrzeug und einer Ladestation sowie einem Strom-Vertrag besteht. „Faktisch bedeutet dies, dass sich der Energieversorger in der Wertschöpfungskette zwischen den Hersteller und seine Kunden schiebt“, heißt es in der Studie. Da werden auch Logistikdienstleister hellhörig. ❙❚■ Dietmar WinklerSo könnte die Zukunft der Mobilität aussehen – das hätte auch Auswirkung auf die LogistikDie VerkehrsRundschau beleuchtet die Aussichten für die Märkte: VR 37: Die Containerschifffahrt im AufwindVR 38: Die Trends in der Distribution von NeufahrzeugenVR 39: Logistikimmobilien: Markt und StandorteVR 40: Die BGL-Konjunkturanalyse: Wie entwickelt sich der Markt?branchen-spezialStagnierende MengenAutomobillogistiker müssen sich in den kommenden Jahren auf stagnierende Neuzulassungen bei PKW in Westeuropa einstellen. Die attraktiven Wachstumsmärkte für die Automobilindustrie liegen in Indien, China, Brasilien und Russland. Langfristig werden sich für Dienstleister neue Geschäftsfelder durch die Einführung alternativer Antriebe ergeben. Die Wertschöpfungsketten der automobilen Wirtschaft könnten sich radikal ändern – und damit die Kundenstruktur von Fahrzeugtransporteuren und Anbietern von Mehrwertdiensten. Sie könnten künftig für RWE und andere Stromerzeuger unterwegs sein. diwiFazitNeuwagenlogistikPlanungsunsicherheit verhindert InvestitionenDie Automobillogistiker lecken ihre Wunden, nachdem sie ihren Auftraggebern erhebliche Zugeständnisse bei den Preisen machen mussten. Konrad Lehner, Vorsitzender des AML, im Interview.Wie geht es den Autotransporteuren im Jahr nach der Abwrackprämie? Konrad Lehner: Die Abwrackprämie hat den Automobiltransporteuren 2009 eine gewisse Erleichterung in einem insgesamt schwierigen Jahr verschafft. Allerdings konnten nicht alle Unternehmen von diesem Segen profitieren, weil er vor allem das Kleinwagensegment betraf. Insgesamt ist die Situation 2010 immer noch sehr angespannt und geprägt von unpaarigen Verkehren, niedrigen Frachtraten sowie Planungsunsicherheiten im Markt.Um wie viel haben die Preise nachgegeben?Die Automobilhersteller haben in der Krise ihre Dienstleister zu preislichen Zugeständnissen gedrängt. Schätzungsweise sind die Preise um zehn Prozent eingebrochen, auf einzelnen Relationen sogar noch erheblich stärker.Die PKW-Zulassungszahlen in Deutschland dürften in den nächsten Jahren stagnieren. Was bedeutet das für die Transporteure?Die Transporteure haben schon im letzten Jahr ihre Flotten um fünf bis zehn Prozent verkleinert. Auf diesem Niveau wird sich das einpendeln. Für neue Investitionen in Fahrzeuge fehlt einerseits die Planungsgrundlage von den Herstellern, die kaum verlässliche Prognosen über Mengen herausgeben und zum anderen fehlt es am nötigen Kapital. Wie können die Einbrüche aufgefangen werden?Zum einen versuchen die Unternehmen schon seit Jahren, verstärkt auch Mehrwertdienste neben dem reinen Fahrzeugtransport anzubieten. Attraktiv ist das Flottengeschäft von geleasten Fahrzeugen, bei dem die Transporteure weitere Dienstleistungen wie Fahrzeugrückgabe und Inspektionen übernehmen. Auch der Gebrauchtwagenmarkt bietet nach wie vor Chancen zur Betätigung. diwiInterviewKonradLehner

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