Mehr Service durch Telematik

InterviewMehr Service durch TelematikNur für den Trailer zahlen, wenn er fährt? Telematik als Serienausstattung? Ralf Faust, seit 1. April 2012 bei Krone als Geschäftsführer für den Bereich Telematik zuständig, erklärt im Interview, wohin er den Servicebereich des Herstellers steuern möchte.Telematik lag Ihnen schon als Geschäftsführer des Nutzfahrzeugvermieters Euro-Leasing am Herzen. Bereits 2007 haben Sie dort Telematik als Standardausstattung eingeführt. Gibt es bei Krone ähnliche Pläne?Ralf Faust: Transparente Kostenstrukturen werden für den Unternehmer – auch im Wirkungsbereich des Trailers – immer wichtiger. Andererseits ist für viele Kunden die Investition in die Telematik erst einmal ein Hemmnis. Deshalb gibt es bei Krone strategische Ansätze, jeden Trailer standardmäßig mit Telematik auszustatten und den Kunden diese Servicedienstleistung anzubieten. Über diesen Weg werden wir eine Standardisierung der Instrumente und der Dienstleistungen erreichen, ähnlich wie im PKW mit der Klimaanlage oder dem ABS. Hiervon sind wir nicht mehr weit entfernt. Welchen Zeithorizont stellen Sie sich vor?Beim Kühlsattelauflieger werden wir das sicher in den nächsten zwölf Monaten erleben. Wie schnell wir das bei den anderen Fahrzeugtypen umsetzen werden, lässt sich noch nicht sagen. Es kommt auf die Akzeptanz am Markt an. Wie hoch ist momentan die Bestellquote für die Ausrüstung mit Telematik?Bei fast 35 Prozent der Aufträge ist die Trailertelematik enthalten.Früher haben Sie sich gegen Insellösungen für Zugfahrzeug- und Trailertelematik ausgesprochen. Wie sehen Sie es von Ihrer neuen Warte bei Krone aus? Es gibt beim Truck und beim Trailer völlig unterschiedliche Entwicklungsstufen. Deshalb werden wir noch lange mit zwei unterschiedlichen Telematiksystemen leben müssen. Allerdings beobachte ich eine Verschiebung der Prioritäten. Die Trailertelematik gewinnt erheblich an Bedeutung. Für die Disposition der Zugfahrzeuge und zur Kontrolle der Verbräuche ist weiterhin eine Trucktelematik notwendig. Für die Information über Geodaten und Standorte, für die Sendungsverfolgung und das Controllen von Wartungsverträgen braucht es zunehmend die Trailertelematik. In diesem Zusammenhang werden wir auch neue Dienstleistungen, beispielsweise Pay-by-use-Lösungen, kreieren. Eine Abrechnung nach Kilometern?Wir haben hierzu bereits Kundenanfragen und wir sehen es auch in Ausschreibungen: Der Trailer soll nur noch Kosten verursachen, wenn er fährt. Wir brauchen also eine Kilometerabrechnung oder eine Meldung, wenn das Fahrzeug bestimmte Geokreise verlässt und in die Abrechnungsstrukturen eintaucht. Wenn es steht, soll es keine Fixkosten produzieren. Wann werden Sie mit so einer Lösung auf den Markt gehen?Spätestens im Jahr 2013 können wir solche Produkte anbieten.Wo werden sich die Kosten bewegen?Die Kosten und die Wartungskosten pro Kilometer richten sich natürlich nach der Art des Fahrzeugs und seiner Spezifikation. Wahrscheinlich werden wir es ähnlich wie bei den Mobilfunkanbietern gestalten. Wir werden mit Sicherheit eine Flatrate anbieten und auch eine Mindestkilometerlaufleistung, die abgefordert werden muss, um eine Grundkalkulation sicherzustellen. Je nach Einsatz der Fahrzeuge – modal oder intermodal, im Domestik- oder im internationalen Bereich – und der Kilometerlaufleistung können wir das variabel über Pay-by-use lösen.Krone bietet drei Telematikpakete an. Wie unterscheiden sich diese?Bei TOS sind die reinen Positionsdaten beinhaltet. Das ist eine Dienstleistung für Kunden, die einmal am Tag wissen möchten, wo ihr Auflieger oder ihre Wechselbrücke ist oder wann ihr Fahrzeug im unbegleiteten Verkehr abgekoppelt wurde. Bei der Ausführung Dry kann der Kunde Features wie Türkontakte zubuchen. In der Version Cool gibt es zum einen den Klassiker mit EBS und Kühlgeräte- sowie Temperaturdaten. On top ist noch die Zwei-Wege-Kommunikation möglich. Hier kann der Disponent die Einstellung des Kühlgeräts ferngesteuert von seinem jeweiligen Büroarbeitsplatz vornehmen. Arbeiten Sie an weiteren Leistungen?Wir sind dabei, mit Wabco eine Möglichkeit zu entwickeln, mit der man sich den Luftdruck und die Temperatur der Reifen in der Telematik anzeigen lassen kann.Werden Sie den Service- und Wartungsbereich weiter ausbauen?Wir wollen auf alle Fälle sehr professionelle Wartungsverträge anbieten. Hier sind wir gerade in Verhandlung mit einem entsprechend großen Partner. Ich hoffe, wir können das zur IAA präsentieren. Es soll für jedes Land und jeden Aufliegertypen entsprechende Standardwartungspakete geben. Aber auch individuelle Wartungspakete für Kommunal-, Distributions- und Automotivefahrzeuge. Wenn ein Wartungsvertrag abgeschlossen wird, werden wir auch immer Telematik einsetzen. Nur so erhalten wir den notwendigen Informationsgrad über Bremszustände und die entsprechenden Wartungsdaten aus dem Trailer, damit wir den Wartungsvertrag offensiv mit dem Kunden führen können. Wird es eine App für die Telematikdaten geben?Wir sind dabei, eine zu programmieren. Die wird allerdings nicht bis zur IAA fertig sein, aber sicher bis zur transport logistic im Mai in München. Dann können die Disponenten auf dem iPhone, iPad und auch den anderen Smartphones und Tablets die Daten mobil herunterladen. Bei unserer App für Gebrauchtfahrzeuge funktioniert das mittlerweile sehr gut. Wie ist es mit der Zuverlässigkeit der Telematikinstrumente? Im Kühlauflieger habe ich eine Batterie, die ich notfalls anzapfen kann. Bei der Wechselbrücke ist das System auf eigene Ressourcen angewiesen.Wir arbeiten heutzutage mit hochwertigen Akkus, die eine Lebensdauer von bis zu 48 Monaten haben. Im Wechselbrückenbereich setzt man mittlerweile auch Solartechnik ein. Die läuft zwar noch nicht ganz stabil, wird aber stetig weiterentwickelt. Es gibt große Wechselbrückenbetreiber, die diese Technik bereits erfolgreich einsetzen. Bisher hat Krone bei der Telematik mit Idem zusammengearbeitet. Vor einiger Zeit ist der Achsenhersteller BPW bei dem Unternehmen eingestiegen. Wie geht Krone damit um?Wir haben uns entschieden, die Telematikwelt auf eigene Füße zu stellen. Momentan bauen wir die entsprechenden Personal- und Vertriebs-Ressourcen auf, sodass wir unsere Pläne entsprechend umsetzen und damit auf den Markt gehen können.Werden Sie eine Telematikfirma übernehmen?Das ist nicht geplant. Wir haben bei Krone alle Möglichkeiten, um die Leistungen selbst abzubilden. Natürlich ist es wichtig, dabei auch ein Compiling-System in der Partnerschaft zu haben. Hier arbeiten wir mit Nicbase. Der Kunde kann über das Compiling-System seine Zugfahrzeugdaten und die Trailerdaten zusammenführen und entsprechend in seine Prozesskette integrieren. ❙❚■ Birgit BauerVitaRalf FaustSeit 1. April 2012 ist Ralf Faust, 48, Geschäftsführer beim Fahrzeugwerk Bernard Krone und dort für die Bereiche Value-Added-Services und Telematik verantwortlich. Faust kam vom Nutzfahrzeugvermieter Euro-Leasing. Dort war er 14 Jahre lang beschäftigt, seit 2005 als Vorsitzender der Geschäftsführung. Seit 2009 war er auch für MAN Rental verantwortlich. bbRalf Faust arbeitet für den Service- und Telematikbereich bei Krone an neuen Lösungen

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