Moskau. Der MAN-Konzern rechnet im laufenden Jahr mit einem höheren Umsatzplus als bisher erwartet. Nach dem ersten Quartal sehe er die Umsatzentwicklung „ein Stück positiver“, sagte der Chef des Nutzfahrzeuge- und Maschinenbau-Spezialisten, Hakan Samuelsson, heute bei der Eröffnung eines neuen Vertriebszentrums in Moskau. Bisher peilte MAN für das Gesamtjahr ein Umsatzplus von mindestens fünf Prozent an. „Das erste Quartal hat unsere Erwartungen deutlich bestätigt.“ Nähere Aussagen werde MAN bei Vorlage der Quartalszahlen Ende April machen. Bei den Nutzfahrzeugen habe MAN im ersten Quartal weiter an der Kapazitätsgrenze gearbeitet, sagte Samuelsson. „Wir wachsen so schnell wie wir können und bauen die Kapazität aus.“ Derzeit seien die Auftragsbücher bis Jahresende gefüllt. Die Produktion in dem 2007 eröffneten Werk in Polen solle daher im kommenden Jahr von 15.000 auf 30.000 Fahrzeuge pro Jahr hochgefahren werden. Auch ein Werk in Russland, wo MAN kräftig wachsen will, sei später nicht ausgeschlossen. Voraussetzung sei aber, dass die Nachfrage in dem Land die Kapazität in Polen um weitere 15.000 Fahrzeuge übersteige. Im laufenden Jahr will MAN in Russland den Marktanteil unter den Importeuren aus Westeuropa von zuletzt 22 auf 24 Prozent steigern. „Wir wollen weiter stärker wachsen als der Markt für Importfahrzeuge aus Westeuropa“, sagte MAN-Russlandchef Peer Gustav Nilsson. Insgesamt werde die Zahl der aus Westeuropa importierten LKW um rund 60 Prozent auf 32.000 bis 34.000 wachsen. In den ersten drei Monaten 2008 habe MAN den Absatz auf 1642 Fahrzeuge mehr als verdoppelt. Damit werde sich der Konzern mit dem bisher führenden West-Importeur Scania ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, sagte Nilsson, den MAN 2006 von Scania abgeworben hatte. Im Schlussquartal 2007 habe MAN bereits vor Scania gelegen. In Westeuropa rechnet MAN im laufenden Jahr dagegen mit keinem weiteren Wachstum auf dem LKW-Markt. Er werde hier nur in etwa stagnieren, sagte Samuelsson. Dank der starken Nachfrage in Osteuropa lege der Markt insgesamt zu. „Aber das Wachstum wird ausschließlich von den neuen Märkten im Osten kommen, mit Russland als wichtigstem Wachstumstreiber.“ Im vergangenen Jahr verkaufte MAN knapp 4500 LKW und Busse in Russland und war damit den Angaben zufolge drittgrößter West-Importeur nach Scania (5300) und Volvo (4600). Einschließlich der weiter dominierenden russischen Anbieter wie Kamaz und der Importe aus Asien lag der MAN-Marktanteil im Gesamtjahr bei 3,5 Prozent. Überlegungen, mit Scania in Russland zu kooperieren, gebe es nicht, sagte Samuelsson. „Das ist kein Thema.“ Gespräche gebe es dagegen mit VW über die Lieferung von Motoren für VW-LKW in Brasilien. „Das wäre für uns die Chance, in Südamerika Fuß zu fassen, wo VW ja Marktführer bei den schweren LKW ist.“ VW ist mit knapp 30 Prozent größter Anteilseigner bei MAN und sicherte sich erst Anfang März die Mehrheit bei Scania. MAN selbst war vor gut einem Jahr mit dem Versuch gescheitert, Scania zu übernehmen. Mit dem LKW-Händler MIB unterzeichnete MAN heute eine Absichtserklärung über den Kauf weiterer LKW. Das Volumen sei „deutlich größer“ als 1000 Fahrzeuge, sagte Nilsson. Im Februar hatte MIB bereits 2400 Fahrzeuge für 2008 bestellt. Mit der Auslieferung war im April begonnen worden, MIB ist auch größter Vertriebspartner von MAN in Russland. MAN erwirtschaftete in Russland im vergangenen Jahr 471 Millionen Euro Umsatz. Damit steuerte das Land knapp fünf Prozent zum Konzernumsatz von 15,5 Milliarden Euro bei. Der Anteil soll im laufenden Jahr auf sechs bis sieben Prozent steigen. Auch mit den Konzernsparten Dieselmotoren, Turbomaschinen und Industriedienstleistungen will MAN in Russland wachsen. Hier will MAN vom Boom auf dem Energiemarkt profitieren. Mit einer Abkühlung der russischen Konjunktur rechne er trotz der Eintrübung in anderen Ländern nicht. Die hohe Nachfrage nach Rohstoffen und Energie werde in Russland weiter für robustes Wachstum sorgen. MAN Diesel und MAN Turbo liefern hier vor allem Motoren und Kompressoren für Kraftwerke, Pipelines und Raffinerien. Kunde ist unter anderem Gazprom. (dpa)
MAN setzt auf Expansionskurs in Russland
Eröffnung des neuen Vertriebszentrums in Moskau: Konzernchef Hakan Samuelsson will auf russischem Nutzfahrzeug-Markt zulegen