Berlin. Völlig neue Zahlen hat der am Mittwoch in Berlin vorgestellte Branchenbericht „Transport/Logistik“ der Commerzbank eigentlich nicht zu bieten. Aber es ist sehr interessant zu sehen, welche Informationen potenzielle Investoren von den Analysten eines führenden Finanzinstituts zur Verfügung gestellt bekommen.
Die gute Nachricht: „Die Logistikbranche ist nach wie vor für Investoren interessant, weil sie eine Wachstumsbranche bleibt, wenngleich auch mit einer abgeschwächten Dynamik“, so das Gesamturteil des Studienautors Hans-Peter Muntzke gegenüber der VerkehrsRundschau. Der Branchenanalyst der Commerzbank rechnet für das laufende Jahr weltweit mit einem realen Umsatzzuwachs von rund zwei Prozent. Für Gesamteuropa aber erwartet der Branchenbeobachter wegen der Euro- und Wirtschaftskrise ein Minus von einem Prozent und für Deutschland eine Stagnation.
Wachstum für 2014 erwartet
Etwas optimistischer ist der Blick nach vorne: „Das kommende Jahr wird sich für die Gütertransportbranche wieder besser entwickeln“, prophezeit Muntzke. Auch für Europa sei mit einem leichten realen Umsatzanstieg zu rechnen und in Deutschland soll das Wachstum sogar rund 1,5 Prozent betragen.
Besonders interessante Perspektiven sieht Muntzke für Investoren in den Bereichen Paket, Container und Kontraktlogistik. So erwarten die Marktanalysten weitere Impulse für den Kurier-, Express- und Paketmarkt aufgrund des kräftig steigenden Paketversands im Privatkundensegment. Zweiter Wachstumstreiber der Logistikbranche ist laut des Sektorreports die Kontraktlogistik. Der Outsourcing-Anteil liege hier erst bei 35 Prozent (Konsumgüterkontraktlogistik) beziehungsweise 25 Prozent (industrielle Kontraktlogistik). Die Studienautoren sehen eine weitere Zunahme der Nachfrage nach Dienstleistungen, die über den reinen Transport oder die Lagerung hinausgehen.
Drittes Wachstumsfeld ist der Containerverkehr. Immer mehr Güter würden nach Meinung der Commerzbank-Fachleute in die genormten Boxen verpackt, sodass der Containerisierungs-Grad weiter kontinuierlich ansteige. Aber die Analysten schreiben auch, dass „die interkontinentalen Warenströme künftig langsamer wachsen werden“. Dies ergebe sich vor allem durch die Veränderungen in China. Für das Reich der Mitte wird eine Zunahme der lokalen Produktion erwartet. Außerdem verfolge die chinesische Wirtschaftspolitik die Strategie „weg von einer exportorientierten Werkbank hin zu einer gestärkten Binnenwirtschaft“.
Mehr Osteuropa, weniger China
Profitieren dürften die Logistiker hingegen von einer überdurchschnittlichen Produktionserhöhung in Osteuropa, meinen die Commerzbank-Experten. Dies führe zu vermehrten Lieferungen von qualitativ hochwertigen Vorprodukten aus Westeuropa sowie zu einer Rücklieferung von Fertigwaren für den westeuropäischen Markt. Neben den positiven Gesamtaussichten macht der Commerzbank-Report aber auch einige Schwächen und Risiken für die deutschen Logistikdienstleister und damit auch für potenzielle Investoren aus: Der Anteil ausländischer Anbieter im internationalen und vor allem nationalen Landverkehr könne noch weiter zunehmen, wenn es zu einer völligen Liberalisierung innerhalb der EU kommen sollte. Bei einem kompletten Wegfall der Kabotageregelungen sehen die Commerzbank-Experten Vorteile der gebietsfremden Unternehmen durch geringere Lohnkosten sowie Steuern und staatliche Auflagen. Dazu zählen die Analysten unter anderem die Mineralöl- und Ökosteuer sowie die Kontrolle und Einhaltung der Sozialvorschriften.
Geringe Margen der Transporteure
Die Analysten verweisen in ihrem Report auch auf die sehr geringen Margen im reinen Transportgeschäft und die überdurchschnittliche Zahl an Betriebsinsolvenzen. Dennoch haben auch Mittelständler weiterhin gute Chancen am Markt, so die Botschaft an Unternehmen und potenzielle Investoren. (ak)
Der komplette Branchenbericht zum Download unter www.verkehrsrundschau.de/dokumente