Lagernavigation

LagernavigationSie haben Ihr Ziel erreichtMit einer Lagernavigation hat Dachser die Umschlagleistung im Schmalganglager deutlich gesteigert. Wie das System funktioniert und wo dieFallstricke liegen.Rüber, hoch, rüber, hoch, rüber hoch. Oh, zu weit, ein Stück zurück, wieder etwas runter – Ziel erreicht: Aufstehen, scannen, Ladungsträger auf die Gabel nehmen, zurück zur Vorzone fahren, Palette absetzen und wieder von vorne: rüber ... Treppen- oder im günstigeren Fall rechtwinklige L-Fahrten zur Fachsuche sind Alltag von Staplerfahrern im Schmalganglager. Zeitintensiver, einsamer und unheimlicher Alltag. All dem hat Jörg Stimpfle, Prokurist und Leitung Kontraktlogistik im Dachser-Logistikzentrum Langenau bei Ulm (siehe Kasten Seite 35) den Kampf angesagt. Und gewonnen. „Die Orientierungsstopps und das Scannen kosten einfach Zeit“, sagt Stimpfle. Daher wollte er seinen Fahrern diese Arbeit abnehmen und hat für die Schmalgangstapler in den Gassen seines über 14 Meter hohen Schmalganglagers die Lagernavigation von Jungheinrich eingeführt. Im ersten Schritt als Anfahrhilfe. Aus Treppen- und L-Fahrten wurden durchgängige Kurven, fast wie ein U.Und so funktioniert das Lager-Navi: Im Gang wird der Stapler wie im Schmalgang üblich durch einen Induktionsdraht im Hallenboden geführt. Die Orientierung übernehmen dabei ebenfalls in den Boden eingebrachte 9 mal 16 Millimeter große RFID-Transponder.Sie teilen der im Stapler verbauten Leseeinheit mit, in welchem Gang er sich befindet und dienen dem Bordcomputer als Orientierungspunkte bei der Wegmessung, die über die Radumdrehungen erfolgt. So weiß der Stapler stets, wo genau im Gang er sich befindet. Für die richtige Höhenposition am Regal sorgen die Module „Horizontal-Positionierung“ und „Hubhöhen-Vorwahl“.Nur noch Gas gebenSchickt das Lagerverwaltungssystem (LVS) dem Fahrer einen Auftrag auf sein Terminal, nimmt der ihn per Druck auf den Touchscreen an. Vom LVS bekommt die Steuerung des Flurförderzeugs daraufhin die nächste Ein- oder Auslager-Position. Der Fahrer steuert den Gang an, in dem die Ware lagert. Dort angekommen betätigt er den Fahrtaster und der Stapler fährt in der optimalen Kurve exakt an das richtige Regalfach – Sie haben Ihr Ziel erreicht. Es ist keine direkte Diagonalfahrt, sondern geht erst ein Stück am Boden entlang, da Schmalgangstapler schneller fahren, so lange der Mast nicht ausgefahren ist. In die Höhe geht es, nachdem sich das Fahrzeug dem Ziel genähert hat. Dachser war einer der Pilotkunden bei der Entwicklung des Orientierungshelfers. „Knackpunkte in dem System waren der Reifenverschleiß und die richtige Positionierung vor dem Regalplatz“, erinnert sich Stimpfle an die Anfangszeit. Durch die Radabnutzung wird die Entfernungsmessung ungenau, das musste über die Steuersoftware aufgefangen werden. Die andere Schwierigkeit: die dynamischen Feldbelegungen. Jedes Fach hat in Langenau vier Plätze für Europaletten. Wird aber eine Industriepalette eingelagert, sind es nur noch drei. „Da hat die Maschine anfangs nicht den richtigen Anfahrtspunkt gefunden und der Fahrer musste manuell korrigieren“, so der Prokurist. Mittlerweile rechne die Software aber richtig. Im zweiten Schritt hat Stimpfle den Kontrollscan am Regalfach eingespart: „Wir haben dazu eine Zeit lang probiert, ob das Navi präzise genug arbeitet und immer automatisch die richtige Palette oder das richtige Fach trifft – tut es.“Schluss mit dem KontrollscanJetzt scannt der Schmalgangstaplerfahrer für die Einlagerung nur noch, wenn er die Palette in der Vorzone aufnimmt. Damit weiß sein Bordcomputer, wer sie ist und wo sie hin soll. Beim Absetzen im Fach kann er den Kontrollscan jetzt weglassen, da der Stapler ihn zuverlässig an die richtige Position gebracht hat. Bei der Auslagerung scannt er gar nicht, sondern nimmt den per Navi angefahrenen Ladungsträger einfach auf und setzt ihn in der Vorzone ab. Der Kollege, der ihn dort abholt, scannt ihn an, damit er weiß, was damit passieren soll. Hätte die Palette gar nicht ausgelagert werden dürfen, schlägt dessen Bordcomputer Alarm. „Bislang hat keine Inventur einen Fehler offenbart“, bilanziert Stimpfle.Zeitverschwendung durch Scannen und Suchen: besiegt. Der Dachser-Mann beziffert das Mehr an Umschlagleistung durch das Lager-Navi auf zehn Prozent. „Am Anfang war die Arbeit auf den Schmalgangstaplern beliebt, das ist wie Karussellfahren auf der Kirmes. Aber es ist ein sehr einsamer Arbeitsplatz“, erzählt Stimpfle. Denn in jedem der hohen, engen und langen Gänge fährt maximal ein Fahrzeug. Und ein Personenschutzsystem warnt, wenn ihm jemand zu nahe kommt. Trotz aller Technik, das Hören von Musik via MP3-Player ist im Schmalgang aus Sicherheitsgründen verboten. „Die Anfragen gab es aber schon.“Alle zwei bis drei Stunden wird daher durchgetauscht. Arbeit in den breiteren Gängen mit Schubmastern und Kommissionierern ist einfach kommunikativer – mehr Verkehr, mehr Kollegen. Einsamkeit: besiegt. Auf einer Arbeitshöhe von 14,50 Metern kann einem schon mal mulmig werden. Vor allem, wenn das Gerät mit Last auf dem Ladungsträger fährt beziehungsweise diese aufnimmt oder absetzt, spürt man die Kräfte, die auf den Mast wirken, deutlich. Höhenangst dürfen Schmalgangstaplerfahrer nicht haben. Die Idee mit der Säge blieb stumpfJetzt, wo der Kontrollscan weggefallen ist, können die Bediener sitzen bleiben. Anfangs, als sie noch am Regalfach scannen mussten, war das dazu nötige Aufstehen nicht selten mit dem Blick in den Abgrund verbunden. Hinzu kommt: Für den Fall der Fälle, dass die Maschine hoch oben streikt, liegen im Fahrerstand Seil und Gurt für den Weg nach unten bereit. „Nicht für jeden eine angenehme Vorstellung“, weiß Stimpfle. Aber im Zweifel könnte man auch über ein zweites Gerät bergen. Angst: besiegt.Eine Niederlage musste Stimpfle im Schmalganglager aber doch einstecken: in der Vorzone. In ihr warten einzulagernde oder ausgelagerte Paletten auf ihre Weiterverarbeitung. Die Idee: Sie sollten das nicht vor den Regalen, sondern in der Schmalgangregalanlage tun. Dachser hat diese dazu in einer Sägezahnmimik bauen lassen: Immer eine Doppelregalzeile ist weiter vorgesetzt, eine zurückgesetzt. Dadurch ergibt sich ein Sägezahnmuster. Von den überstehenden Zähnen sollten die Ebenen eins bis drei für den Wareneingang und die darüber für den Warenausgang dienen. „Das geben sie am dritten Tag auf“, räumt Stimpfle ein. Der Grund: das Ganze ist zu zeitintensiv. Für jede Bereitstellung von Ware oder deren Abtransport müssen die Schmalgangstapler und die für die Vorzone zuständigen Schubmaster zusätzlich heben und senken. Jetzt dient der Fußboden vor den Regalköpfen als Vorzone. Den Job der Schubmaster erledigen Elektro-Hochhubwagen. Die schaffen zwei Paletten auf einmal und sind wendiger. Wichtig dabei, dass alles in der Vorzone schnell abgefahren wird, damit die Schmalgangstapler sich beim Gangwechsel nicht verkünsteln müssen. Endstand: 3 zu 1 für Stimpfle – Sie haben Ihr Ziel erreicht. ❙❚■ Serge VoigtIn den Gassen werden die Schmalgangstapler über einen Induktionsdraht geführtAuftragsannahme am StaplerterminalJetzt überflüssig: Kontrollscan am RegalfachSägezahnmimik der Vorzone im SchmalgangDas Lager-Navi findet immer die richtige PaletteSchmalgangstapler bei der Einfahrt in die GasseTransponder zur OrientierungLagernavigationDas Profit-Center-Langenau zählt zu den zehn größten bei Dachser Die Leistungsgrößen aus 2011500 Mitarbeiter, 335 gewerblich und 165 kaufmännisch, erwirtschaften einen Umsatz von 110 Millionen Euro und bewegten 1.070.000 Sendungen mit 815.000 Tonnen Gewicht. Der LagerplatzAuf dem 156.700 m² großen Grundstück stehen 52.100 m² überbaute Lagerfläche und ein 18.000 m² großes Außenlager zur Verfügung. Insgesamt bietet die Anlage 120.000 Palettenstellplätze sowie 176 Verladetore, davon 4 mit automatischen Entladesystemen für die Lebensmittellogistik. In dem Lager sind die Geschäftsbereiche European Logistics (Transportlogistik), Food Logistics und Gefahrgut untergebracht. Das Schmalganglager9 Gänge mit 18 Zeilen und bis zu 11 Ebenen, 120 Europalettenstellplätze je Ebene,insgesamt 20.000 Palettenstellplätze Die Staplerflotte163 Flurförderzeuge von Jungheinrich sind am Standort Langenau im Einsatz: je 1 Diesel- und Elektro-Frontstapler, 7 Schmalgangstapler, 20 Schubmaststapler, 112 Doppelstockgräte zum Mitfahren, 2 Kommissionierer (Schnellläufer) und 20 Elektroniederhubwagen (davon 4 Mitgänger) svDer Dachser-Standort in LangenauLagernavigationSuper-Breitgang fürSolarthermie-Module Mit vier Metern sind die Gassen Super-Breitgang bei Dachser in Langenau mehr als doppelt so breit wie die im Schmalganglager. In den XXL-Gängen lagert der Logistikdienstleister Solarthermie-Module von Weishaupt. Eines ist 2,20 Meter breit, 1,30 Meter tief und 15 Zentimeter hoch. 13 Module ruhen aufgeschichtet und mit Folie umwickelt auf einer speziellen Holzeinwegpalette im extratiefen Regal. „Den Regalbereich haben wir extra für Weishaupt so gebaut“, sagt Jörg Stimpfle, Prokurist und Leiter Kontraktlogistik bei Dachser in Langenau. Wären die Pakete stapelbar, hätte er sich für ein Blocklager entschieden.Die breiten Gänge sind nötig, damit die Schubmaststapler beim Ein- und Auslagern Platz zum Rangieren mit ihrer XXL-Fracht haben. Zudem muss in den Gängen Platz für die Kommissionierer sein, die in der unteren Regalebene aktiv sind. „Das ist für die Fahrer eine Wahnsinnsherausforderung, mit dem Paket auf der Gabel sehen sie nicht direkt auf das Regalfach“, so Stimpfle. Daher sind die Flurförderzeuge mit drei Kameras ausgestattet, eine Gabelzinkenkamera sowie eine links und rechts vom Lastträger. Längere Strecken legen die Stapler rückwärts zurück. Auf ein Zinkenverstellgerät, das die ausbalancierte Lastaufnahme erleichtert, hat Dachser auf Wunsch seiner Staplerfahrer verzichtet: Es senkt die Resttragfähigkeit und macht die Arbeit langsamer.Nachsetzen statt verstellen„Die Staplerfahrer sehen beim Anheben, ob es kippelt und setzen dann kurz nach“, sagt Stimpfle. Das gehe schneller, als die Zinken zu verstellen. Nach der Auslagerung werden die Module in der Nachbarhalle für den Versand konfektioniert. Jedes Modul verfügt über eine Serialnummer. Die meldet Dachser nach dem Versand an Weishaupt, sodass der Hersteller die Module für spätere Reparaturfälle bis zum Verbauort verfolgen kann. svIm vier Meter breiten XXL-Ganglagern Solarthermie-ModuleGang XXL

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