Ladungssicherung

Ladungssicherung Gurtkraft ist Sparkraft Schlechte Ladungssicherung ist lebensgefährlich und kostet Geld. Worauf Unternehmer künftig achten sollten. Der Zyklus sinkender Versicherungsprämien ist zu Ende, im Markt werden sich die Preise deutlich erhöhen“, sagt Rechtsanwalt Axel Salzmann vom Versicherer Kravag auf dem 3. Praxistag Ladungssicherung der VerkehrsRundschau (siehe Kasten Seite 33). Unternehmer, die auch künftig bei ihren Prämien sparsam fahren wollen, biete sich Ladungssicherung als ein möglicher Hebel an: „Das Thema bedeutet Ressourcenmanagement und Risikoreduzierung“, so der Jurist. Dazu gebe es zwei Ansatzpunkte: das Fahrzeug und den Menschen. Ladungssicherung spart über geringere Prämien aber nicht nur langfristig Geld. Im Kontrollfall auf der Autobahn ist neben Punkten und Bußgeldern meist auch die Nachsicherung fällig. Und die kostet zusätzlich Zeit. Im ungünstigsten Fall untersagen die Kontrolleure die Weiterfahrt sogar ganz. Teuer: Untersagte Weiterfahrt „Von uns befragte Spediteure haben den Schaden, der dadurch entsteht, auf 4000 bis 5000 Euro beziffert“, sagt Polizeihauptkommissaar Holger Lemmer vom Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste Nordrhein-Westfalen. Ein geeignetes Sicherungssystem würde dagegen nur 1500 bis 3000 Euro in der Anschaffung kosten. Zertifizierte Ladungssicherungssysteme nützten aber nur dann etwas, wenn sie auch wie im Zertifikat beschrieben benutzt werden und die Ausrüstung zum Ladegut passt. Das Zertifikat sollte dann zumindest als lesbare Kopie im Fahrzeug mitgeführt werden: „Dies erleichtert die Arbeit bei der Verkehrskontrolle und verkürzt die Wartezeit erheblich“, rät Polizist Lemmer. Gleiches gilt für die Zertifikate von sogenannten Code-XL-Fahrzeugaufbauten. Die sind zusätzlich verstärkt und erleichtern so die korrekte Ladungssicherung, machen sie aber nicht überflüssig. BAG prüft nach den vertrauten Normen Überflüssig oder zumindest verwirrend erscheint dagegen das aktuelle Normenchaos zur Ladungssicherung. So sind derzeit noch die alte VDI 27000 Blatt 2 (September 2002) und die bereits neue DIN EN 12195-1 (Juni 2011) in Kraft. Die neue VDI-Richtlinie wird dagegen erst für 2012 erwartet. Viele der Änderungen in der neuen DIN EN beziehen sich auf geänderte, gestrichene oder neue Faktoren und Beiwerte in den Berechnungsformeln zur Ladungssicherung. „Die Fahrer sollen nicht mit dem Taschenrechner an der Ladefläche stehen. Die Unternehmer müssen die Normen in praktisch umsetzbare Anweisungen übersetzen“, sagt Uwe Schöbel, Abteilungsleiter Technik bei Dolezych und Mitglied des DIN-Arbeitsausschusses Ladungssicherung. Nur, die Übersetzung der neuen Norm bringt zum Teil erhebliche Abweichungen zur alten VDI-Richtlinie oder alten DIN EN-Norm. Das kann so weit führen, dass nach den neuen Regeln weniger Zurrgurte verwendet werden müssten als nach den alten. „Die Norm EN 12195-1 ist keine harmonisierte Norm. Sie ist in keiner europäischen Richtlinie als Verweis zur verbindlichen Anwendung zitiert. Ihre Anwendung ist daher nicht gesetzlich vorgeschrieben“, sagt Experte Schöbel. Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) kontrolliert die Ladungssicherung derzeit mit einem eigenen Berechnungsprogramm. „Das basiert auf der DIN EN 12195-1 von 2004 in Verbindung mit der noch gültigen Version der VDI-Richtlinie 2700“, erklärt Bernhard Holm, Leitender Regierungsdirektor beim BAG. Vor dem Hintergrund des Risikomanagements weißt Normen-Kenner Schöbel darauf hin, dass alle Vorschriften nur Mindestanforderungen enthalten, ein Mehr an Ladungssicherung also jederzeit möglich sei. „Für den Fall, dass eine Ladungssicherungsmaßnahme versagt hat, muss der Verantwortliche nachweisen können, dass er alle erforderlichen Maßnahmen getroffen hat. Dieser Nachweis ist oftmals leichter zu führen, wenn man sich auf bestehende Normen beziehen kann“, rät Schöbel. Hauptursache für mangelhafte Ladungssicherung ist nicht selten ein „Wissensdefizit“, so Kontrolleur Holm. Daher lässt die Spedition Bode neben ihren eigenen Fahrern auch Fremdpersonal zum Thema Ladungssicherung schulen. „Für jeden in Prävention investierten Euro erhält man 1,60 Euro zurück“, sagt Jörg Hedtmann von der Berufsgenossenschaft Verkehr. Analog zum Return on Investment nennt er das den „Return on Prevention“. Oder in der Sprache der Märkte: die Sparquote von Zurrgurten. ❙❚■ Serge Voigt Praxis: SVG-Ausbilder erklären,wie Ladung richtig gesichert wird Ladungssicherungs-Check auf dem MAN-Testgelände: Dekra-Sachverständiger Volker Dührkoop, der Leiter des MAN Truck Forums Roy Tietze und Krone-Vertriebschef Frank Albers (v. l.) Ladungssicherung Unterstützt von Initiatoren Übung macht sicher Rund 120 Teilnehmer kamen zum 3. Praxistag Ladungssicherung, den die VerkehrsRundschau zusammen mit ihren Partnern Ende Oktober in München veranstaltet hat. Geboten wurde den Wissbegierigen im MAN Truck Forum Theorie und Praxis zur Ladungssicherung, eine Werksführung bei MAN und eine Ausstellung mit 15 Anbietern von Lösungen zur Ladungssicherung. Auf Trailern und in Transportern wurde der richtige Umgang mit Rungen, Netzen, Zurrgurten und Kantenschonern demonstriert. In einem Simulator der BG Verkehr zeigten Antirutschmatten ihre Wirkung und Fahrversuche mit einem Trailer verdeutlichten die Wirkung von Ladungssicherung bei einer Vollbremsung. Zudem bestand die Möglichkeit, einmal eine Runde mit dem Lang-LKW zu drehen. sv Praxistag Ladungssicherung