Kühlaggregate

KühlaggregateEiskalter AtemAuf der IAA standen etliche neue Kühlaggregate: Schmitz Cargobull zeigte erstmals seine neue Maschine TKM 01. Frigoblock, Heifo-Mitsubishi und Thermoking konterten mit weiterentwickelten Produkten.Schmitz Cargobull ließ die Hüllen fallen: Auf der IAA zeigte das Unternehmen freizügig seine neue Kühlmaschine TKM 01, die künftig in Vreden produziert werden soll und die die Fertigungstiefe der Münsterländer mit dem Trailer, dessen Achsen und der Telematik praktisch auf 100 Prozent erhöht. Erhöht wird damit auch der Druck auf die Branchengrößen, mit denen Schmitz ein (Full-Service)Netzwerk knüpfen wollte, womit diese laut den Cargobullen nicht so ganz einverstanden waren. Mittlerweile laufen 15 Aggregate im Kundenversuch, weitere 50 Vorserien-Maschinen kommen demnächst dazu. Mit dem Serienanlauf hält sich Schmitz bedeckt – hier will Schmitz-„Kühlmaschinenpapst“ und -Geschäftsführer Norbert Flacke erst starten, wenn die TKM 01 wirklich perfekt läuft. Dabei bringt der Ingenieur den idealen Hintergrund mit: Schon sein Vater war Kühlspediteur. Der Sohn startete seine Karriere bei Frigoblock und war anschließend bei Thermoking und Carrier beschäftigt, bevor er zu den Cargobullen stieß. Beim Aufbau orientierte sich Schmitz tendenziell an den beiden Branchengrößen: Auch die TKM 01 nutzt den Standardrahmen respektive Ausschnitt in der Stirnwand. Mit 2,2 Litern Hubraum bietet der Perkins-Diesel reichlich Volumen für lange unangestrengte Dauerläufe und bleibt trotzdem knapp unter der 200-Kilo-Gewichtsmarke. Auch sonst legt Schmitz die TKM eher üppig aus: Zwei große, senkrecht stehende Radialventilatoren am Kondensator sollen für hohen Luftdurchsatz sorgen, Kraftstoff-, Luft- und Ölfilter wurden üppig dimensioniert, um die Wartungszyklen zu strecken. Auch die unten liegende Ölwanne legte Schmitz großzügig aus. Im Teillastbetrieb kann eine Zylinderbank des Kältemittelverdichters abgeschaltet werden, nachdem das Aggregat in der Abkühlphase mit voller Leistung knapp unter 2000 Touren startet. Anschließend läuft der Motor meist zweizylindrig bei rund 1250 Umdrehungen pro Minute. Das ermöglicht laut Flacke die selbstprogrammierte Software, in die Schmitz die komplette Trailertelematik integrieren kann. So soll am sogenannten Z-Point ein langsameres Hoch- und Herunterfahren möglich sein. Eine intelligente Teillastregelung soll die Temperaturschwankungen so gering wie möglich halten. Auf eine Start-Stopp-Regelung will Schmitz auch im Tiefkühlbereich verzichten, zumal dann die Luftumwälzung immer wieder abreißt. Trotzdem sollen insgesamt nicht mehr als drei Grad Temperaturpuffer drin sein. Da so nur kleine Schwankungen ausgeglichen werden müssen, soll das Geräuschentwicklung und Kraftstoffverbrauch senken. Die Ventilatoren hat man direkt angesteuert und vom Motor entkoppelt. So kann Schmitz auf Riemen verzichten und sich beim Abtauen das Schließen des Innenraumes über Klappen sparen. In der ersten Reihe des Verdampfers verzichteten Flacke und sein Team auf einige Kühlrippen, was die Oberfläche und damit die Eisbildung samt der nötigen Abtauzyklen verringern soll. Alle Servicepunkte sind über die Wartungsklappen gut erreichbar. Die elektrischen Verdampferheizstäbe kann man von außen wechseln. Im Chassis hat Schmitz die Baugruppen getrennt, womit man die unterschiedlichen Temperaturbereiche auseinanderdividiert. Mittlerweile legten die ersten 15 Maschinen über 500.000 Kilometer im Feldtest zurück. Das Ende des KeilriemenantriebsBei Carrier nennt man den Verzicht auf Keilriemen „E-Drive-All-Electric-Technologie“. Die Motorleistung wird über einen Generator in elektrischen Strom transformiert. Ähnlich wie bei Schmitz ist auch die feine Steuerung Thema: In Hannover debütierte die Vector 1950 (und deren Multitempschwester Vector 1950 MT) mit der E-Drive-Technologie. Dazu kommt die noch junge Mikrokanaltechnik, die ähnlich auch Thermoking vorantreibt. Sie reduziert laut Carrier den Kraftstoffverbrauch um durchschnittlich zehn Prozent und die Menge des nötigen Kältemittels um rund 17 Prozent, was auch dem Gewicht zugute kommt. Dazu tragen auch die kleineren und leichteren Kondensatoren der Vector 1950 bei. Verglichen mit der Vorgängerin 1850 steigerte sich die Kälteleistung um vier Prozent auf 18.800 Watt, wodurch Carrier das Herunterkühlen beschleunigen konnte. Weiter brachte Carrier die noch jungen Supra-Modelle für LKW auf die IAA, die bis zu 11.900 Watt Kälteleistung liefern. Neue Lüfter sollen die Luftumwälzung um 24 Prozent erhöhen. Sie beschleunigen die Abkühlungen und optimieren die Luftströmungen. Durch den Einsatz eines 7- mm-Kondensators und eines kleineren Kompressors wird laut Carrier weniger Kraftstoff pro Watt Kälteleistung benötigt, was die Effizienz steigert. Ähnlich wie die Schmitz TKM 01 argumentiert Carrier auch für seine Pulsor-Reihe, die für Ladevolumen von zwölf bis dreißig Kubikmeter gedacht ist. Auch sie soll schon bei rund 1000 Touren volle Kühlkapazität und während des gesamten Auslieferungsvorgangs „konstante Kälte” gewährleisten. Dieser Bereich wird bei Thermoking von den V-Serien Spectrum abgedeckt, die jetzt durch die Modelle V-200 Max Spectrum und V-300 Max Spectrum ergänzt werden. Bei ihnen hebt Thermoking die „kontrollierte Temperatureinstellung für einen Transport mit Doppeltemperaturbereichen“ heraus, die sich für frisch-frisch-, frisch-gefroren- oder gefroren-gefroren-Transporte einstellen lässt. Während die V-200 Max Spectrum für Lieferwagen und Klein-LKW bis zwölf Kubikmeter gedacht ist, deckt die V-300 Max Spectrum Volumen bis zu 16 Kubikmeter ab und kann mit drei Verdampferoptionen konfiguriert werden, um die unterschiedlichen Transportanforderungen zu erfüllen. Bei Laderaumlängen bis zu 5,5 Meter hat Thermoking die (mittlerweile acht Modelle umfassende) T-Serie um die T-500 R Einzeltemperatur-Stirnwand-Maschine erweitert. Die soll bis zu zwölf Prozent weniger Sprit brauchen respektive CO2 ausstoßen. Die gesamte Betriebseffizienz unter ATP-Frischebedingungen wollen die Thermokönige gar um 27 Prozent erhöht haben. Außerdem soll die T-500 R als Standardgerät 55 Prozent leiser als der Vorgänger MD-100 arbeiten, ohne dass die Kühlleistung abnimmt. Auch bei den Cryotech-Geräten erweiterte Thermoking sein Portfolio: Es soll dank der genauen Temperaturkontrolle und Möglichkeiten zur Telematik-Integration maximalen Ladungsschutz bieten. Dazu wird Thermoking den SR-3 Regler kombinieren, der sich – man kennt diese Argumentation mittlerweile – durch extrem feine Einzel- und Mehrfachtemperaturkontrolle in bis zu drei Zonen auszeichnen soll. Dabei soll die Temperaturüberwachung gegenüber den bestehenden Cryotech-Systemen um bis zu 50 Prozent besser sein. Das Gerät wird auch eine bewährte, einfach zu handhabende Schnittstelle und Anzeigen bieten, die man bereits von den SLXe- und T-Serien kennt. Thermoking bietet für Einzel- und Mehrfachtemperaturanwendungen bei LKW und Sattelaufliegern momentan die Cryotech CT-10, CT-10 Spectrum und CT-15 Spectrum Systeme an.Die Steuerelektronik regelt immer feinerAber auch bei den SLX-Stirnwandmaschinen legten die Iren nach: Der Großteil der SLXe-Mehrfachtemperaturgeräte ist jetzt mit elektronischen Drosselventilen (ETV-Technologie) ausgestattet, die zuvor der Einfachtemperaturversion der SLX-Geräte vorbehalten waren. Die ETV-Technologie soll die Mehrfachtemperaturmodelle um acht Prozent effizienter machen und gleichzeitig die Kühlleistung um sieben Prozent steigern. Neben dem Antrieb hat Thermoking die Luftstromeffizienz und das Datenmanagement verbessert. Auch Thermoking rüstet alle SLXe-Lösungen mit leichteren und kompakteren Mikrokanal-Wärmetauschern aus, die das Kühlmittelvolumen reduzieren. Außerdem sollen die den Lebenszyklus verlängern, da sie keine galvanische Korrosion mehr zulassen. In dem Zug wurde bei den SLXe-Maschinen der Korrosionsschutz an 17 Punkten verbessert, wobei der wichtigste die KTL-Beschichtung des Grundrahmens sein dürfte. Der wurde auch gleich so umkonstruiert, dass weniger Vibrationen in die Struktur gingen. So will Thermoking die mechanischen Belastungen verringern und Lebenserwartung und Wiederverkaufswert steigern. Auch eine Piek-Variante ist im Angebot.Künftig wird emissionsfrei gekühlt Noch Zukunftsmusik ist das emissionsfreie Sattelaufliegergerät, das über ein rein elektrisches Kühlsystem verfügt. Es verfügt über ein geschlossenes, zweistufiges transkritisches R-744-Kühlsystem, das eine präzise Temperaturregelung unter Kühl- und Gefrierbedingungen ermöglicht. Dazu kommen ein variabler Zwei-Stufen-Kompressor sowie ein Gaskühler mit variabler Frequenz und Verdampfergebläse. „Dieses Gerät ist ein Vorführprojekt, das ein umweltverträgliches Kühlmittel mit einer hochentwickelten Leistungselektronik kombiniert. Die Energie kann dabei aus verschiedenen Quellen, wie einem auf dem LKW montierten Generator, Netzstrom oder einem ‚sauberen und leisen Generatorsatz‘, stammen“, erklärt Mark Watson, Vizepräsident für strategische Produktplanung bei Thermoking, und fügt an: „Kommerzialisierungspläne hängen von langfristigen Tests ab, die für alle Anwendungen höchste Zuverlässigkeits- und Haltbarkeitsniveaus gewährleisten sollen.“Wesentlich pragmatischer ging Heifo-Mitsubishi die IAA an und präsentierte das komplette Programm der direktangetriebenen, Unterflur- und Stirnwandaggregate in Multitempversion, die von den Kunden sehr gut angenommen wird. Mit der Regelgenauigkeit sind die Heifo-Mannen hochzufrieden, zumal sehr viele Fahrzeuge in den Blumenbereich verkauft werden, wo große Temperaturschwankungen vermieden werden müssen. Trotz gefühlt zurückgegangener Besucherzahlen konnte Heifo in Hannover deutlich mehr Aufträge schreiben als in den Jahren zuvor, was auch für die große Pegasus gilt, deren Verkauf langsam Fahrt aufnimmt. Zudem forschen die Japaner an neuen Kühlmitteln statt dem aktuell verwendeten R 404 A. Große Schritte geht man wie üblich bei Frigoblock: Nachdem Gründer Peter Großkopf alle Anteile des Unternehmens zurückgekauft und Axel Kahsnitz als neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung vorgestellt hatte, präsentierte man den Serienstart der neuen Kältespeicherhybridsysteme FK 35i und HK 35i mit Inverterregelung. Außerdem zeigte man das invertergesteuerte Programm FK 8i bis HK 25i. Auch Frigoblock hebt die exakte Drehzahlregelung aller Motoren zwischen 500 und 2000 Touren hervor und bietet diverse Regelmodi für Piek, minimalen Energieverbrauch oder maximale Abkühlgeschwindigkeit an. Dann setzt Großkopf aber in Sachen Hybridtechnik eins drauf, indem man Brems- und Schubbetrieb zur Kältererzeugung und die Fracht als Energiespeicher nutzt. So sparen sich die Essener eine Lithium-Ionen-Batterie.Frigoblock denkt weit in die ZukunftFür den Multitemp-Einsatz entwickelte Frigoblock einen zweistufigen Kältekreislauf, der paralleles Kühlen von Frisch- und Tiefkühlware ermöglicht und im Regelbetrieb ohne Leistungseinbußen läuft. Da Frigoblock auch den Systemdruck um 50 Prozent reduzieren konnte, hoffen die Essener so in der Folge auch auf einen verschleißärmeren Betrieb. Dank dieser Maßnahmen soll der Spritverbrauch um 30 Prozent reduziert werden, während die Kälteleistung um den gleichen Betrag steigen soll. Auch Frigoblock forscht nach neuen Kältemitteln und setzt auf das natürliche Propen, während man den Kaltwasser-Glykolkreislauf jetzt auch auf Anhänger übertrug. Damit spart man sich im Frischdienst die Kühlmaschine am Trailer und damit auch die Investitions- und Wartungskosten. Das ganze System versah Frigoblock mit Schnellkupplungen, mit denen man nicht in den Kältekreislauf eingreifen möchte. Aber Frigoblock wäre nicht Frigoblock, wenn nicht schon Ideen für die weitere Zukunft existierten: Künftig könnte man den Kaltwasser-Glykolkreislauf auch für die optimale Temperierung künftiger Lithium-Ionen-Batterien oder Brennstoffzellen nutzen. ❙❚■ Gregor SollerBühne frei für eine neue Maschine: Mittlerweile hat Schmitz 15 Stück der TKM 01 im PraxisversuchMit ETV: Thermokings neue SLXe SpectrumStärker und sparsamer: Carriers Vector 1950Aufgeräumte Aggregate: Schmitz‘ neue TKM 01Für Durchladezüge: Frigoblock-Kühlmaschine mit Kaltwasser-GlykolkreislaufWeitere Pegasus-Variante: die Multitemp-MaschineKühlaggregateKühlaggregate

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