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KPMG-Studie: Wo und wie die Automobilbranche noch wächst

10.01.2013 10:24 Uhr
KPMG-Studie: Wo und wie die Automobilbranche noch wächst
Automobilproduktion: BRIC-Hersteller haben Osteuropa im Fokus
© Foto: dapd/Ronald Wittek

Die Wachstumsregionen und Zukunfts-Geschäftsfelder in der Automobilbranche fragte die Unternehmensberatung KPMG bei über 200 Branchenexperten ab.

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Berlin. Welche Länder für die Automobilbranche noch Wachstumspotenzial bieten und welche Geschäftsmodelle für Hersteller und Zulieferer noch Zukunft haben, zeigt eine aktuelle Umfrage der Unternehmensberatung KPMG. Dazu wurden 200 Vorstände und Geschäftsführer von Unternehmen der Automobilbranche zur aktuellen Lage und den Aussichten der Branche befragt.

Herausforderungen für die Unternehmen gibt es an allen Ecken und Enden“, so das Resümee von KPMG-Automobil-Chef Mathieu Meyer. Unternehmen müssten entscheiden, wo sie künftig ihre Autos entwickeln und produzieren und auf welche Antriebstechnologie sie setzen.

Überkapazitäten in Europa

Laut Studie gehen viele Fachleute davon aus, dass vor allem in Europa Produktions- und Verkaufszahlen in den kommenden fünf Jahren zurückgehen werden. Der stärkste Rückgang wird in Italien und Spanien erwartet. Hier geht knapp die Hälfte der Befragten in den kommenden fünf Jahren von sinkenden Produktions- und Verkaufszahlen aus. Für Deutschland wird die Lage deutlich besser eingeschätzt: hier rechnet die Mehrheit der Branchenexperten mit zumindest stabil bleibenden Produktions- und Verkaufszahlen.

Wachstum in den Schwellenländern

Der Ausblick in die Schwellenländer wird dagegen sehr positiv bewertet. Hier erwarten 86 Prozent der befragten Experten wachsende Produktions- und Verkaufszahlen, allen voran in China, Indien, Brasilien und Russland. Meyer wörtlich: „Der Kampf um die Weltmarkt-Anteile der Automobil-Hersteller findet derzeit in China statt. Wer in China gewinnt, gewinnt die Welt“.

Darüber hinaus erwarten Fachleute verstärkte Expansionsbestrebungen der Hersteller aus diesen Länder. So gehen 70 Prozent davon aus, dass sich Osteuropa zum wesentlichen Drehkreuz für Hersteller aus den BRIC-Ländern entwickeln wird, die insbesondere in Westeuropa ihren Käufermarkt sehen. Mathieu Meyer: „Das legt die Vermutung nahe, dass sich Osteuropa in absehbarer Zeit zu einem Kerngebiet der globalen Automobilindustrie entwickeln könnte.“ Mexiko wird laut Brancheneinschätzung dagegen zum wesentlichen Drehkreuz für Hersteller aus den BRIC-Staaten, die im nordamerikanischen Markt wachsen wollen.

Wachstumspotenzial für Logistikdienstleister

Gerade für Logistikdienstleister bergen die besagten Entwicklungen große Chancen, betont Mathieu Meyer, Automotive-Chef der Unternehmensberatung, gegenüber der VerkehrsRundschau. Er begründet dies damit, dass die jeweiligen BRIC-Hersteller an ihren neuen Standorten „alles quasi auf der grünen Wiese neu erfinden müssen, zum Beispiel die Gestaltung ihrer Lieferketten und die Steuerung ihrer Zulieferer.“ Hier werde sicherlich das Beratungs-Know how von Logistikdienstleistern gefragt sein, sagt Meyer. Dafür sei es aber wichtig, dass Logistikdienstleister vor Ort präsent seien. „Solche Entscheidungen werden immer vor Ort getroffen“, sagt er.

Für Zulieferer sei es dagegen nicht zwingend notwendig, in den jeweiligen Staaten präsent zu sein: Meyer wörtlich: „Wachstum kommt durch Märkte, Wachstum kommt aber auch durch neue Technologien.“ Eine der beiden Anforderungen müsse ein Zulieferer in Zukunft auf jeden Fall beherrschen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Endverbraucher-Wünsche klaffen je nach Region auseinander

Eine große Herausforderung für die Hersteller sind – je nach Region – die sehr unterschiedlichen Kundenwünsche. Käufer in den stark wachsenden Märkten fragen weiterhin verstärkt große Modelle wie SUVs, Vans und Pickups nach. In den entwickelten Industrienationen stellt sich die Situation komplett entgegengesetzt dar: Hier verlangen die Kunden nach kleineren, umweltfreundlicheren Fahrzeugen. Das stärkste Wachstum sehen die Befragten entsprechend im Segment der Kompakt-, Klein- und Kleinstwagen. Insgesamt würden die Konsumenten verstärkt ihren Fokus auf energieeffiziente Fahrzeuge legen – vor allem aber aus Kosten- und nicht aus Umwelt-Gründen.

Sinneswandel bei Antriebstechnologie der Zukunft

Die am schwierigsten zu beantwortende Frage, die die Automobil-Branche umtreibt, ist die nach der künftig dominierenden Antriebstechnologie. Hier ist laut Studie ein Sinneswandel zu beobachten. Dass Kunden in erster Linie rein batteriebetriebene Fahrzeuge verlangen, glauben inzwischen nur noch elf Prozent der Fachleute (2012: 16 Prozent). Ihrer Ansicht nach bleibt „das Downsizing des traditionellen Verbrennungsmotors aber in absehbarer Zeit die beste Lösung.“ Gleichwohl dürften nach Überzeugung jedes dritten Experten (36 Prozent) in den kommenden fünf Jahren „Plug in“-Hybride am stärksten nachgefragt werden. Im letzten Jahr hatten die Fachleute noch konventionellen Hybridfahrzeugen die besten Verkaufschancen eingeräumt.

Handel wandert zusehends ins Internet

Auch dem Handel sagen die Branchenexperten massive Veränderungen voraus. So ist in den entwickelten Industrienationen nur noch rund die Hälfte der Fachleute der Ansicht, das klassische Autohaus vor Ort sei auch künftig die Voraussetzung für den Erfolg eines Händlers. 83 Prozent der Befragten in Amerika sind davon überzeugt, dass die Online-Aktivitäten sowohl der Händler als auch der Zwischenhändler an Bedeutung gewinnen werden.

Megastädte treiben neue Mobilitätskonzepte

Ein weiteres beherrschendes Thema ist die wachsende Bedeutung von Mobilitätsdienstleistungen für die gesamte Branche. So rechnen drei Viertel der Befragten damit, dass sich Alternativen zum klassischen Autobesitz - wie Car Sharing und Mietvarianten - in absehbarer Zeit durchsetzen dürften (72 Prozent). Über die Hälfte der Experten geht davon aus, dass Autos künftig verstärkt in Mobilitätskonzepte eingebunden werden (61 Prozent). Maßgeblich getrieben wird die Nachfrage nach Mobilitätsdienstleistungen durch das starke Wachstum der Megastädte. (eh)

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