Wiesbaden. Getragen von der weltweiten Konjunkturerholung ziehen die deutschen Exporte weiter rasant an. Die Ausfuhren stiegen im Juni um 28,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. Gleichzeitig führte Deutschland so viel ein wie noch nie seit 1950. Der Bundesverband Groß- und Außenhandel sprach von einem „fulminanten Halbjahresergebnis".
Die deutsche Wirtschaft lieferte im Juni Waren im Wert von 86,5 Milliarden Euro aus - und damit so viel wie seit Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise nicht. Einen höheren Wert (88,7 Milliarden Euro) hatten die Ausfuhren zuletzt im Oktober 2008 erreicht. Danach brach die globale Nachfrage ein und die deutschen Exporte stürzten ab. Zum Tiefpunkt der Rezession war der Wert der Ausfuhren im August 2009 auf unter 60 Milliarden Euro gefallen.
Während die deutsche Konjunktur in der Krise unter ihrer starken Exportorientierung litt, treiben die Ausfuhren nun das Wirtschaftswachstum an. „Der Außenbeitrag dürfte im zweiten Quartal klar positiv gewesen sein. Nach den heutigen Zahlen dürfte der Außenhandel deutlich über 0,5 Prozentpunkte zum Wachstum der deutschen Wirtschaft beigetragen haben", analysierte Commerzbank-Volkswirt Simon Junker.
Stärkeres Wachstum als bisher bekannt?
Damit seien die Chancen gestiegen, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal noch stärker gewachsen ist als bislang unterstellt: „Selbst unsere optimistische Prognose eines Anstiegs von 1,5 Prozent gegenüber dem ersten Quartal könnte somit übertroffen werden." Die entsprechenden Zahlen veröffentlicht das Statistische Bundesamt an diesem Freitag.
Noch kräftiger als die Ausfuhren zogen im Juni die Importe an: Sie stiegen auf Jahressicht um 31,7 Prozent auf einen Wert von 72,4 Milliarden Euro - dem höchsten seit Beginn der Erhebung der Datenreihe im Jahr 1950. Die Außenhandelsbilanz schloss im Juni mit einem Überschuss von rund 14,1 Milliarden Euro ab. Gegenüber dem Vormonat Mai stiegen die Ausfuhren im Juni kalender- und saisonbereinigt um 3,8 Prozent und die Einfuhren um 1,9 Prozent.
Alle Erwartungen übertroffen
Insgesamt versandte die deutsche Wirtschaft im ersten Halbjahr 2010 Waren im Wert 458,4 Milliarden Euro - das sind 18,2 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten des Krisenjahres 2009. Der Wert der Einfuhren kletterte von 328,5 Milliarden Euro im Vorjahr auf 383,8 Milliarden Euro.
„Die Erholung bei den Exporten und Importen übertrifft alle Erwartungen", freute sich der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, in einer Mitteilung. Dennoch sei es noch nicht gelungen, den dramatischen Einbruch bei den Ausfuhren um 23 Prozent vom ersten Halbjahr 2009 wettzumachen.
Wichtigste Handelspartner deutscher Unternehmen bleiben nach den Daten des Statistischen Bundesamtes die Länder der Europäischen Union: In die EU wurden im Juni Waren im Wert von 52,6 Milliarden Euro (plus 23,5 Prozent gegenüber Juni 2009) verkauft, die Importe beliefen sich auf 45,9 Milliarden Euro (plus 26,1 Prozent). In die Euro-Staaten lieferten deutsche Unternehmen Waren für 35,7 Milliarden Euro und kauften dort für 32,5 Milliarden Euro ein. (dpa)