Kompromiss

KompromissbeschlossenDie 41. Änderungsverordnung der StVZO schreibt die On Board Diagnose (OBD) zur Abgasuntersuchung (AU) auch bei schweren LKW vor. Zwingend ist das zweistufige Abgasprüfverfahren für alle OBD-Fahrzeuge mit Erstzulassung ab dem 1.1.2006. Zweistufig wird das Verfahren genannt, weil die Abgasprüfung bei diesen Fahrzeugen entweder in verkürzter Weise über Informationen des OBD-Systems oder wie bisher mit einem Abgastester über die Messung am Endrohr durchgeführt wird. Bei der neuen OBD-Abgasmessung ist ebenfalls ein geeichtes und zugelassenes Messgerät notwendig, das an die OBD-Schnittstelle des Fahrzeuges angeschlossen wird. Meldet das System bei der Diagnose keinen Fehler, ist die Abgasuntersuchung bestanden. Kein Fehler bedeutet, dass die Readyness-Codes korrekt gesetzt sind und das System seine Prüfbereitschaft signalisiert. Wichtig ist hier, dass kein Fehlerspeichereintrag im OBD-Speicher vermerkt ist. Falls das Fahrzeug jedoch nicht seine Prüfbereitschaft anzeigt, wird als zweite Stufe die Abgasuntersuchung im klassischen Sinne weitergeführt. Dann müssen die Abgase in gewohnter Weise im Endrohr gemessen werden.War für den PKW-Bereich die Umsetzung der neuen Verordnung weit gehend prob-lemlos, gab es bei den LKW zahlreiche Diskussionen und Verzögerungen. Hauptgrund war, dass das auf PKW abgestimmte Prüfverfahren ohne Anpassungen bei LKW nicht anwendbar war. Ein besonders schwer zu lösendes Problem ergab sich vor allem daraus, dass es im Unterschied zum PKW zusätzlich eine so genannte NOx-EU-Richtlinie gibt, die den Ausstoß von Stickoxidgasen bei LKW reglementiert.Tritt gemäß dieser Richtlinie bei einem LKW ein NOx-relevanter Fehler auf, darf er für mindestens 400 Tage oder 9600 Betriebsstunden nicht aus dem Fehlerspeicher gelöscht werden. Gleichzeitig schrieb jedoch die AU über OBD vor, wenn Abgasfehlermeldungen im OBD-Fehlerspeicher eingetragen sind, dass jedes Fahrzeug automatisch als durchgefallen gilt. Bürokratische VorschriftMit Sicherheit ist diese Vorschrift sinnvoll, soweit die aktuellen Abgaswerte die entsprechenden Grenzwerte der europäischen NOx-Richtlinie überschreiten. Bisher betraf sie jedoch auch LKW, bei denen der Fehler längst behoben wurde und nur noch der Eintrag im Fehlerspeicher vorhanden ist. Nun könnte man denken, dass lediglich in einem solchen Fall bei einem LKW zum Nachweis der korrekten Abgaswerte die zweite Stufe des Prüfverfahrens – die konventionelle Messung im End-rohr – angewendet hätte werden müssen. Gegen diese Vorgehensweise sprach jedoch die 41. Änderungsverordnung, nach der die Vorschriften der deutschen AU so ausgelegt wurden, dass ein Fehlerspeichereintrag im OBD-Speicher automatisch zu einem "nicht bestanden" führte.Um zu einer Lösung bei diesem Dilemma zu kommen, hat eine Unterarbeitsgruppe des Revisionsausschusses §§ 29/47a unter der Leitung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) einen Kompromiss erarbeitet, der auch in einen neuen Geräte-Leitfaden für Abgasmessgeräte eingeflossen ist.Verbindlich vorgegebenes VerfahrenDer Vorschlag ist Ende April im Verkehrsblatt 8/2008, S. 196 ff. veröffentlicht worden und tritt zum 1.12.2008 in Kraft. Von besonderem Interesse zur Lösung der beschriebenen paradoxen Situation für LKW ist der Punkt 1.1.8. (S. 197) der Richtlinie für die Untersuchung von Kraftfahrzeugen nach Nummer 4.8.2 der Anlage VIIIa StVZO und für die Durchführung von Abgasuntersuchungen an Kraftfahrzeugen nach §47a StVZO (AU-Richtlinie). Demzufolge können Kraftfahrzeuge mit einem OBD-System, die eine Typgenehmigung nach den Bestimmungen der Richtlinie 2005/55/EG oder deren jeweils danach geänderten Fassungen haben, ab Dezember 2008 nach den Bestimmungen und dem Prüfablauf nach Nummer 3.6 (hier wird das OBD-Prüfverfahren beschrieben) untersucht werden. Dies gilt jedoch nur, wenn der Fahrzeughersteller dieses Prüfverfahren für das zu untersuchende Kraftfahrzeug verbindlich vorgegeben hat, die Identifizierung des Kraftfahrzeugs anhand der Zulassungsdokumente sichergestellt ist und die notwendigen Informationen zur Untersuchung nach Nummer 3.6 (das heißt, das Fahrzeug ist prüfbereit) vorliegen. Dabei müssen NOx-relevante Einträge, die vom Fahrzeughersteller aufgelistet sein müssen, von der für die Durchführung der AU verantwortlichen Person gesondert bewertet werden. Im Klartext bedeutet dies: Sind ausschließlich NOx-relevante Einträge vorhanden und die Ergebnisse der Sichtprüfung und Status und Ansteuerung der Kont-rollleuchte Motordiagnose in Ordnung, ist im Feld "Bemerkungen" des AU-Prüfberichtes das Gesamtergebnis abweichend von Nummer 10 des AU-Nachweises als "AU bestanden" zu bewerten. Einzig der Hinweis "NOx-relevanter Eintrag" wird zukünftig auf den Fehlereintrag noch hinweisen. Diese Vorgehensweise darf die prüfende Person jedoch nur anwenden, wenn der NOx-Fehler zum Zeitpunkt der Abgasuntersuchung nicht mehr aktuell ist.Jeder Hersteller hat eigene CodesVoraussetzung ist auch, dass der Abgastester über das OBD erkennt, was ein NOx-Fehler ist, der dann entsprechend nicht bewertet wird. Hier besteht jedoch noch das Problem, dass jeder Fahrzeughersteller seine eigenen NOx-Fehlercodes hat, die getrennt von den anderen Codes ausgelesen werden müssen. Das Verfahren hierzu ist derzeit noch nicht genormt.Der Kompromissvorschlag basiert aber auch darauf, dass jeder Fahrzeughersteller seine NOx-Fehlercodes offenlegen muss. Nur dann wird der Prüfer erkennen können, dass es sich um einen nicht mehr aktuellen NOx-Fehler handelt. Ansonsten muss er trotz Ausnahmeregelung ein Fahrzeug mit Fehlercode-Eintrag als automatisch durchgefallen bewerten.Für Fuhrparkunternehmer und Spediteure bringt der jetzt umgesetzte Kompromiss zum zweistufigen Prüfverfahren endlich die erwartete Kostenerleichterung, denn die AU-OBD (Stufe-1-Prüfung) ist wesentlich weniger aufwändig als die klassische Messung am Endrohr des Fahrzeugs oder eine Wiederholungsprüfung. Entsprechend wird sich auch die Arbeit der Werkstätten erleichtern. Allerdings wird jetzt auch deutlich, dass die Werkstätten zukünftig nicht mehr an elektronischen Prüfverfahren vorbei kommen werden, wenn sie konkurrenzfähig bleiben wollen. ❙❚■ Marcel Schoch, freier Journalist

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