Köpfchen statt Kraft

Steden hat zum Ausbildungsbeginn Anfang August zwölf angehende Berufskraftfahrer eingestellt, darunter auch eine Auszubildende. Insgesamt gibt es in Ihrem Unternehmen aktuell immerhin sechs Fahrerinnen. Haben Sie ein Geheimrezept, um mehr Frauen für den Lkw begeistern zu können?Das nicht. Aber ich denke, man muss den Frauen die Angst vor dem großen Auto und vor allem vor der Männerdomäne nehmen. Die körperliche Kraft spielt in diesem Beruf auch nicht mehr die Rolle, wie es noch vor 20 Jahren der Fall war. Heute ist eher Köpfchen gefragt. Wir bei Steden haben außerdem keinen Fernverkehr und achten darauf, dass unsere Kraftfahrer und -fahrerinnen jeden Tag zu Hause sind. Zusätzlich haben wir bei den Duschen eigene Bereiche für die Frauen geschaffen - etwas, das man vorher in einer männlich dominierten Branche nicht hatte.Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht das Image des Lkw-Fahrers?Es existiert nach wie vor das Klischee, dass Trucker nur was in den Armen, aber wenig im Kopf haben. Aber das hat nichts mehr mit dem Berufsbild von heute zu tun. Mittlerweile sind die Lkw so hoch technisiert, dass man statt Kraftfahrer eher Berufspilot sagen müsste.Aus welchen Gründen haben die aktuell sechs Fahrerinnen bei Steden sich Ihrer Meinung nach für den Beruf entschieden?Ich denke, dass dabei unter anderem unsere Posts in den sozialen Medien wie Facebook eine Rolle spielen. Aber auch bestimmte Aktionen, wie die mit unserem Fahrschul-Lkw. Unsere Auszubildende im zweiten Lehrjahr hat sich bereit erklärt, sich auf diesen Lkw abbilden zu lassen. Das macht in den Schulen, die ich mit den beiden weiblichen Azubis besuche, schon was her. So sehen die Frauen: Der Job des Berufskraftfahrers scheint auch für sie machbar zu sein. Darüber hinaus ist das entsprechende Gehalt selbstverständlich ausschlaggebend.Wie hoch ist bei Steden ein entsprechendes Gehalt?Sobald sie einen Führerschein im zweiten Lehrjahr haben: 1000 Euro brutto plus Spesen. Im dritten Lehrjahr dann 1200 Euro plus Spesen. Wenn sie ausgelernt haben, liegt das Gehalt etwa bei 2500 Euro oder drüber. Unsere Trucker verdienen somit teilweise mehr als ausgelernte Gesellen im Handwerk.Wie viele Bewerbungen hatten Sie für den aktuellen Ausbildungsjahrgang?30 bis 35. Davon haben wir zwölf Bewerber genommen. Ein Azubi bricht durchschnittlich pro Jahr bei uns ab. Bevor wir aber überhaupt über eine Ausbildungsstelle sprechen, lassen wir die Anwärter zwei bis vier Tage bei einem unserer Fahrer zu den ortsüblichen Zeiten mitfahren. Danach kann sich der Bewerber entscheiden. Mittlerweile hat Steden bei Azubis von anderen Firmen anscheinend auch einen guten Ruf. Aktuell habe ich drei Bewerbungen von Azubis anderer Speditionen vorliegen, die bei uns ihre Ausbildung fortsetzen möchten.AusbildungsstartIm August sind in vielen Speditionen neue Lehrlinge ins Berufsleben gestartet. Zumindest dort, wo Unternehmen Nachwuchs finden konnten. Die mittelständische Spedition Steden aus Unna hat zum Ausbildungsbeginn zwölf angehende Berufskraftfahrer eingestellt. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen derzeit 21 Auszubildende, darunter zwei Nachwuchs-Kraftfahrerinnen. Auch künftig will das Unternehmen auf Frauen am Steuer setzen.Helge KellAusbildungsleiter für Berufskraftfahrer bei der Spedition Steden in Unna

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