KFZ-Haftpflichtversicherung

KFZ-HaftpflichtversicherungUnsicheres TerrainNach dem Urteil des Bundesgerichtshofs zu Gespannschäden ist derzeit die Rechtslage in der KFZ-Haftpflichtversicherung knifflig. Fahrzeughalter müssen unter bestimmten Voraussetzungen sowohl mit Regressen als auch mit Rückerstattungen rechnen.Eine KFZ-Haftpflichtversicherung für einen neuen oder gebraucht gekauften Sattelzugauflieger abzuschließen, gehörte bis vor wenigen Monaten zu den wenig spannenden Routineaufgaben in der Fuhrparkverwaltung. Das hat sich mittlerweile geändert: „Je nach Versicherer gibt es heute große Unterschiede bei der Höhe der Prämien für Anhänger – von nach wie vor sehr günstig bis hin zu exorbitant teuer“, berichtet Mike Schmidt, Direktionsbevollmächtigter KFZ-Versicherungen der Aktiv Assekuranz. In einigen Fällen werde die Annahme von Anhängerrisiken derzeit sogar verweigert. Das heißt, dass manche Versicherer bis auf Weiteres keinerlei neue Haftpflichtversicherungen für Anhänger mehr abschließen.Auslöser dieser Turbulenzen ist eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 27. Oktober 2010, in der die Regulierung von Gespannschäden eindeutig vorgegeben wird (Aktenzeichen: IV ZR 279/08). Seither müssen der Versicherer des Zugfahrzeugs und der Versicherer des Anhängers einen Haftpflichtschaden jeweils zur Hälfte tragen (siehe VR 18/2011, Seite 62). Vorher kam in der Regel allein der Versicherer der ziehenden Einheit dafür auf. „Damit sind die laufenden Haftpflichtversicherungen für Anhänger derzeit deutlich untertarifiert, also zu günstig“, sagt Wolf-Jenning Rabe, KFZ-Experte beim Versicherungsmakler Aon. „Mit einem erheblichen Anstieg dieser Prämien ist zu rechnen.“Die neuen Tarife der KFZ-Haftpflichtversicherungen für Anhänger und Zugmaschinen werden bis zum 1. Juli dieses Jahres erwartet. „Bis dahin betreiben die Versicherer bei Neuversicherungen ,free styling‘“, hat Aktiv-Assekuranz-Experte Schmidt beobachtet. „Bisher entspricht die Vergünstigung der Prämien für Sattelzugmaschinen allerdings nicht dem Verhältnis der Erhöhung der Anhängerprämien.“ Die KFZ-Haftpflicht für Zugmaschinen sei nämlich nicht in dem Maße günstiger geworden, in dem die Prämien für die Anhänger gestiegen sind. Wird dies auch in den neuen Tarifen festgezurrt, kommt die KFZ-Haftpflicht Fuhrparkbetreiber künftig teurer zu stehen. Je mehr Anhänger, desto negativer schlägt dieser Effekt zu Buche.Dass die Versicherer die neuen Tarife erst in der zweiten Jahreshälfte veröffentlichen werden, liegt nicht allein daran, dass die Risiken neu kalkuliert werden müssen. „Die Versicherer warten auch ab, ob sich nicht doch noch ein gemeinsames Vorgehen bei der Schadensregulierung vereinbaren lässt, mit dem der alte Rechtszustand wieder hergestellt werden kann“, berichtet Axel Salzmann, Mitglied der Geschäftsleitung der Oskar Schunck AG. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft setzt sich gemeinsam mit dem Verband der Deutschen Automobilindustrie für eine Änderung der KFZ-Pflichtversicherungsverordnung ein, in der fixiert werden soll, dass im Schadensfall allein der Versicherer des ziehenden Fahrzeugs für die Schäden aufkommen muss.Verträge mit BeitragsrückerstattungAuf „Regressverzichtsabkommen“, in denen die Versicherer sich verpflichten, Gespannschäden weiterhin ausschließlich durch die Versicherung der ziehenden Einheit zu regulieren, konnten sich die Versicherer bislang allerdings nicht einigen. Fraglich ist auch, ob dies rechtlich zulässig wäre. Die Energie, mit der sich viele Versicherer den noch nicht verjährten Schadensfällen zugewandt haben, macht zudem wenig Hoffnung auf diese brancheninterne Lösung. „Bereits kurz nach dem Urteilsspruch begannen einige Versicherer damit, Altfälle aus dem Jahr 2007 wieder aufzurollen und etwaige Ansprüche gegen die Versicherer der an den Schäden beteiligten Anhänger geltend zu machen, um deren Verjährung zu unterbrechen“, erinnert sich Salzmann. Drei Jahre beträgt die Verjährungsfrist für diese Schadensersatzansprüche. Gegen Ende des Jahres erwartet Salzmann daher eine weitere Welle von Regressforderungen der Versicherer von Zugmaschinen für das Jahr 2008.Die gute Nachricht für Flottenbetreiber: Von den Veränderungen beim Ausgleich der noch nicht verjährten Altschäden sind sie grundsätzlich nicht betroffen. Das regeln die Versicherungsgesellschaften unter sich. Spannend kann es allerdings werden, wenn Fahrzeughalter mit ihrem Versicherer Beitragsrückerstattungen vereinbart haben, falls die Schadensquote eine bestimmte Schwelle nicht überschreitet. „Dafür wird meist ein einjähriger Betrachtungszeitraum definiert. Zu einem bestimmten Zeitpunkt werden die Schäden der vergangenen zwölf Monate abschließend addiert“, erklärt Wolf-Jenning Rabe von Aon. „Falls sich die Schadensquoten nach diesem Stichtag doch noch verändern, etwa weil ein Unfall mit Personenschaden höhere Folgekosten verursachte als zunächst angenommen, wird die Beitragsrückerstattung in der Regel nicht mehr rückwirkend neu berechnet.“ Sollte das Kleingedruckte der Vereinbarungen zu KFZ-Haftpflicht und Beitragsrückerstattungen jedoch keine Klausel in dieser Richtung enthalten, könnten die Halter von Zugmaschinen, die Schäden verur-sacht haben, durchaus mit Rückzahlungen rechnen. Schließlich haben sich die Schadenssummen ja halbiert, weil auch die Versicherer des Anhängers zur Kasse gebeten werden.Doch auch der umgekehrte Fall wäre denkbar: Haben Gespanne mit Anhängern eines Flottenbetreibers Schäden verursacht, könnte dies dessen Schadensquoten nach oben jagen und wiederum zu Nachforderungen der Versicherer führen. „Wir haben dieses Thema bei einigen Versicherern angesprochen, aber bislang keine klare Stellungnahme dazu erhalten“, sagt Mike Schmidt von der Aktiv Assekuranz. „Als Makler werden wir im Sinne unserer Kunden entsprechend verhandeln.“ Allerdings, so Schmidt weiter, werde jeder Fall einzeln betrachtet. „Wir möchten ja nicht erreichen, dass die Versicherer eventuell ausgezahlte Beitragsrückerstattungen zurückfordern.“Knifflig wird es außerdem, wenn ein Gespann einen Schaden verursacht und für den Anhänger keine Haftpflichtversicherung abgeschlossen wurde. Bei internationalen Verkehren kann dies durchaus passieren, schließlich ist nicht in allen Staaten eine Haftpflichtversicherung für Anhänger vorgeschrieben. „In diesem Fall wird der Schaden über die Zugmaschine geltend gemacht. Der Versicherer kann dann vom Halter des Anhängers Regress fordern – falls sich der ermitteln lässt“, sagt Rabe. Ansonsten bleibt der Schaden bei der Versicherung der Zugmaschine hängen, was wiederum deren Versicherungsprämie für die Folgejahre erhöhen kann.In letzter Konsequenz sind die neuen deutschen Anhängerrisiken mehr als ein Versicherungsthema, da sie durchaus nationale und internationale Logistikketten verändern können – und zwar zum Nachteil der hiesigen Flottenbetreiber. ❙❚■ Eva Elisabeth Ernst, freie JournalistinEin Unfall mit einem Gespann kann für den Halter des Anhängers künftig eine teure Angelegenheit werdenKFZ-HaftpflichtversicherungVerträge prolongieren„Falls Sie mehr Anhänger als Zugmaschinen in Ihrem Fuhrpark haben, sollten Sie Ihre KFZ-Haftpflichtverträge so schnell wie möglich prolongieren, um die alten Konditionen noch ein Jahr länger zu erhalten. Unserer Erfahrung nach sind Versicherer dazu grundsätzlich bereit, da sie damit ihre Kunden ein weiteres Jahr an sich binden. Allerdings ist das immer eine Einzelfallfrage, bei der die Unterstützung durch einen Makler äußerst hilfreich sein kann.“Axel Salzmann, Mitglied der Geschäftsleitung der Oskar Schunck AGSorgfältig auswählen„Wenn Sie Ihre Auflieger von Subunternehmern transportieren lassen, sollten Sie bei deren Auswahl künftig noch sorgfältiger sein. Eine Analyse der Schadensfälle der Vergangenheit gibt Aufschluss darüber, bei welchen Subunternehmern das Risiko besonders hoch ist. Darüber hinaus lohnt es sich zu prüfen, wie Subunternehmer an etwaigen Anhängerschäden beteiligt oder ob Logistikprozesse auch ohne eigene Anhänger durchgeführt werden können.“Mike Schmidt, Direktionsbevollmächtigter KFZ-Versicherungen bei der Aktiv Assekuranz AGDas raten die Experten

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