KEP-Berufe

KEP-BerufeEs fehlt an NachwuchsAuch die Dienstleister, die in den KEP-Berufen ausbilden wollen, klagen über Nachwuchsmangel. Die Berufsschulklassen ausreichend mit Auszubildenden zu befüllen, bereitet der Branche große Probleme.Vom KEP-Kaufmann hat Ralph Roters schon immer eine hohe Meinung gehabt. „Die dreijährige Ausbildung entspricht genau den Anforderungen, die an Mitarbeiter in puncto Kundenberatung, Vertriebsplanung, Sendungsumschlag und anderen anspruchsvollen Arbeiten gestellt werden müssen“, betont der Geschäftsführer des Nürnberger Expressdiensts ICS Courier. Kein Wunder – der langjährige KEP-Unternehmer hatte im Branchenverband BdKEP am Berufsbild der erst sechs Jahre alten Ausbildung mitgearbeitet und sich anschließend in Fach- und Prüfungsausschüssen engagiert. Als der Kaufmann für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen, kurz KEP-Kaufmann, eingeführt wurde, stellte er gleich vier Lehrlinge ein. 2006 waren es sogar fünf.Nur noch ein Nischenberufszweig?Jetzt ist Roters zum alten Ausbildungsberuf Speditionskaufmann zurückgekehrt. „Weil rund um Nürnberg zu wenig KEP-Kaufleute ausgebildet werden, konnte keine Klasse für die hiesige Berufsschule gebildet werden“, klagt Roters. Die zwei Azubis hätten für die Schulausbildung ins 180 Kilometer entfernte München fahren müssen. Ein weiterer Jugendlicher wird zur Fachkraft für KEP-Dienstleistungen ausgebildet. Gemeinsam mit über 15 weiteren Azubis kann er eine Berufsschule in Nürnberg besuchen.Roters‘ Strategiewechsel spiegelt das Dilemma der KEP-Qualifikationen wider. Sechs Jahre nach ihrem Start drohen die KEP-Berufe zu Nischenberufen zu verkümmern, welche nur in Ballungsräumen angeboten werden können. Weil im Rahmen der dualen Ausbildung ein Berufsschulunterricht obligatorisch ist, jede Berufsschulklasse jedoch mindestens 15 Schüler zählen muss, kann häufig nur in großen Städten mit zahlreichen KEP-Unternehmen die notwendige Masse erreicht werden. Allerdings müssen diese auch zur Ausbildung bereit sein. Genau hier hapert es jedoch. Jedes Jahr werden rund 1500 Ausbildungsverträge in den drei KEP-Berufen abgeschlossen. Von den ursprünglich avisierten 3000 Lehrstellen ist die Branche weit entfernt. „Die Schwachstelle sind die Ausbildungszahlen“, diagnostiziert BdKEP-Geschäftsführer Rudolf Pfeiffer. „Die Ausbildungsordnungen hingegen haben sich bewährt.“Branchenbetriebe mit Ausbildungserfahrung bestätigen dies. „Im späteren Berufsleben können die Azubis in nahezu allen Betriebsbereichen eingesetzt werden“, bilanziert Roy Thelemann, Geschäftsführer des Erfurter Brief-, Kurier und Paketdiensts MPN. Als Sachbearbeiter oder gar Abteilungsleiter haben mittlerweile viele Kaufleute und Fachkräfte ihren Weg gemacht. Das Ziel, die Vorgängerberufe Postverkehrskaufmann und Fachkraft für den Brief- und Frachtverkehr, welche ausschließlich von der Deutsche Post AG (DPAG) angeboten wurden, durch breitere Ausbildungsinhalte zu ersetzen, scheint weitgehend erreicht zu sein. Auffallend groß ist das Einsatzspektrum des Servicefahrers. Außer KEP-Dienste beschäftigen auch Textilmietservices, Reinigungsbetriebe, Handelsunternehmen und soziale Dienste entsprechende Spezialisten. „Unsere Fahrer müssen Textilien austauschen, Geräte installieren, Artikel verkaufen und Kunden bei der Produktauswahl beraten“, betont Florian Staron, Fuhrparkleiter von Mewa.Allen drei KEP-Berufen machen die niedrigen Ausbildungszahlen zu schaffen. Für KEP-Kaufmann und Servicefahrer werden jährlich nur noch rund 150 Ausbildungsverträge abgeschlossen, Tendenz weiter fallend. Höchstens zehn Berufsschulen können in diesen Berufen ausbilden. Vor allem der Servicefahrer ist hiervon betroffen: Ganze drei Schulen in Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen qualifizieren für diesen Beruf. Auffallend ist auch die hohe Abbrecherquote von 30 Prozent: Die ortsferne Schulbildung sowie die relativ geringe Ausbildungsvergütung von monatlich nur 500 Euro machen diesen Beruf für interessierte Jugendliche unattraktiv.Trotz ähnlich niedriger Ausbildungszahlen ist die Lage beim KEP-Kaufmann wesentlich entspannter. Im Gegensatz zum Servicefahrer müssen die Azubis nicht während der ganzen Lehrzeit, sondern nur im letzten Ausbildungsjahr mit einem ortsfernen Schulbesuch rechnen. In den ersten zwei Jahren sind die Inhalte dieser dreijährigen Ausbildung identisch mit denen der KEP-Fachkraft. Für diesen Beruf entscheiden sich jedes Jahr über 1000 Jugendliche, was ausreichend für einen einigermaßen flächendeckenden Berufsschulunterricht ist. Ansonsten gilt der modulare Aufbau der Ausbildungsinhalte als eine Stärke des KEP-Kaufmanns, weil sie eine flexible Personalplanung ermöglicht. „Wir stellen ausschließlich KEP-Fachkräfte ein und ermuntern besonders qualifizierte Azubis, im dritten Ausbildungsjahr den KEP-Kaufmann zu lernen“, betont Markus Sonntag, Personalchef des Weingartener Briefdiensts Südmail. Trotzdem zeichnet sich auch beim KEP-Kaufmann eine regionale Konzentration ab. In der Branchenhochburg Hamburg werden mehr Jugendliche ausgebildet als in Baden-Württemberg und Niedersachsen.Post bildet die meisten Fachkräfte ausDie vergleichsweise hohen Zahlen bei der KEP-Fachkraft täuschen jedoch, weil die Deutsche Post den Löwenanteil der Ausbildungsverträge beisteuert. Im Herbst 2011 begannen 1400 Jugendliche eine Lehre in diesem Beruf. Neun von zehn Fachkräften bildet der Gelbe Riese aus, schätzt der BdKEP. „Das verschreckt die übrigen KEP -Dienste“, glaubt Pfeiffer eine Erklärung für die mageren Ausbildungszahlen der privaten Wettbewerber gefunden zu haben. Auffallend: Knapp die Hälfte der Post-Azubis werden bei der Billigtochter First Mail ausgebildet, die Anfang 2012 geschlossen wird. Pfeiffer vermutet, dass die Post ab 2012 ihre Fachkraft-Ausbildung zurückfahren wird. Ob private Konkurrenten diese Lücken wenigstens teilweise schließen werden, ist eher zweifelhaft: Manchem Marktteilnehmer sind die Ausbildungsinhalte zu postlastig. Für Raoul Dessel sollte der Unterricht Overnight-Konzepte und Personalrecht stärker berücksichtigen. „Im späteren Berufsleben müssen die Fachkräfte Personaleinsätze genau planen“, gibt der Geschäftsführer des Dresdner Zustellunternehmens Medienvertrieb GmbH zu bedenken.Die Industrie- und Handelskammern, welche die Ausbildungsverhältnisse betreuen, empfehlen den Unternehmen ein stärkeres Engagement in den IHK-Prüfungsausschüssen. „Dann können sie auch auf Inhalte Einfluss nehmen“, sagt Florian Kaiser, Referatsleiter der IHK München. Aus diesem Dilemma helfen letzten Endes jedoch nur höhere Ausbildungszahlen in den KEP-Berufen. Viele Unternehmen weichen jedoch auf Ersatzberufe wie Speditionskaufmann, Fachkraft für Lagerlogistik oder Berufskraftfahrer aus und nehmen branchenfremde Ausbildungsinhalte wie Seefracht in Kauf. Einige Betriebe machen die Ausbildung vom Standort abhängig. So stellt Mewa nur noch an seinen hessischen und rheinländischen Standorten angehende Servicefahrer ein. Im bayerischen Mansching hingegen werden in Zukunft Berufskraftfahrer ausgebildet. Das hat den Vorteil, dass diese Mitarbeiter LKW aller Gewichtsklassen fahren können. ❙❚■ Stefan Bottler, freier JournalistEine KEP-Ausbildung scheitert häufig daran, dass sich nicht ausreichend viele Schüler für eine Berufsschulklasse findenBerufsbilder in der LogistikDie VR stellt in loser Folge die spannendsten Lehrberufe vorTeil 6: Binnenschiffer/-inTeil 7: Kaufleute / Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen und ServicefahrerTeil 8: Hafenschiffer, Fachkraft für Hafenlogistik und Schifffahrtskaufmann/-frauDie bundesweite Nachwuchsinitiative für die Transport- und Logistikbranche„Hallo, Zukunft!“ ist eine Nachwuchsinitiative des Verlags Heinrich Vogel unter der Schirmherrschaft von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. Ihr Ziel ist es, den Kontakt zwischen Unternehmen und Schülern zu fördern, die Berufsbilder aus dem Transport- und Logistikbereich bekannt zu machen und deren Image zu verbessern.Die Bausteine von „Hallo, Zukunft!“:www.hallo-zukunft.info: das Weblog„Hallo, Ausbildung!“: der jährlich erscheinende Jugendratgeber„Hallo, Karriere!“: die bundesweite Veranstaltungsreihe agDie Initiative im Netz: www.hallo-zukunft.infoHallo, Zukunft!KEP-BerufeRund 250 Azubis in 16 Berufen bildet DPD aus – KEP-Kaufleute (28) und -Fachkräfte (5) sind eine Minderheit. Vergleichbare Zahlen meldet GLS: In 57 Standorten werden 24 angehende KEP-Kaufleute und vier Fachkräfte beschäftigt. Über die KEP-Berufe hinaus bilden die großen Paketdienste vor allem Büro- und Speditionskaufleute sowie Fachkräfte für Lagerlogistik aus. Für DPD-Personalleiter Dirk Müller ist dies nicht nur eine Folge des unzureichenden Berufsschulangebots. „Die Ausbildung zum KEP-Kaufmann enthält kaufmännische Inhalte, die auch Speditions- und Bürokaufleuten vermittelt werden“, betont Müller. Alle drei Berufe werden nach der Ausbildung vor allem im Kundendienst und in der Disposition eingesetzt. Trotz „passgenauen Zuschnitts“ auf die unternehmensinternen Anforderungen meldet Müller auch Kritik an den Ausbildungsinhalten von KEP-Kaufmann und -Fachkraft an. „Viele Themen aus dem Bereich der Postdienstleistungen haben nur wenig Bezug zu unserer Geschäftstätigkeit“, moniert der Personalchef die Folgen der Heterogenität, welche die KEP-Branche schon immer ausgezeichnet hat. botKEP-BerufeKEP-Kaufmann Der KEP-Kaufmann plant und organisiert Umschlag und Transport, berät Kunden, disponiert Personal, stellt Frachtpapiere aus, entwickelt Kosten- und Ertragsrechnungen und konzipiert Vertriebsmaßnahmen. Die Ausbildung dauert drei Jahre und umfasst über operative Tätigkeiten hinaus kaufmännisches Know-how, was den Azubi auch für strategische Aufgaben qualifiziert. Die Ausbildungsinhalte der ersten zwei Jahre sind identisch mit denen der Fachkraft für KEP-Dienstleistungen. Im Berufsleben ist der KEP-Kaufmann häufig Vorgesetzter von KEP-Fachkräften. Die meisten Azubis haben Realschulabschluss oder Hochschul- beziehungsweise Fachholschulreife, wobei auf gute Noten in Mathematik, Englisch, Deutsch und Informatik besonderer Wert gelegt wird. botQualifizierung auch für stategische AufgabenKEP-Fachkaft In zwei Jahren wird die KEP-Fachkraft vor allem in operativen Tätigkeiten ausgebildet. Sie lernt unter anderem, wie Sendungen überprüft und sortiert werden, wie Transportaufträge organisiert und Transportmittel ausgewählt werden, wie Kunden zu beraten und Entgelte zu be-rechnen sind, was bei Abholung und Wiederzustellung zu beachten ist und wie Abrechnungen und Kassenabschluss durchgeführt werden. Kenntnisse in Gefahrgut und Qualitätssicherung runden die Ausbildung ab. Auch Azubis mit Hauptschulabschluss haben den bisherigen Erfahrungen zufolge gute Chancen, wenn sie in Mathematik und Technik fit sind und zupacken können – Paketsortierung und-zustellung verlangen nun einmal vollen körperlichen Einsatz. botPaketsortierung gehört zum AufgabengebietServicefahrer Der Servicefahrer ist kein exklusiver KEP-Beruf. Jedes Unternehmen, das Serviceleistungen für Kunden erbringt, kann eine Ausbildung anbieten. Über die Auslieferung hinaus nehmen Servicefahrer Geräte in Betrieb oder warten diese. Häufig beraten sie auch beim Produkt-kauf und rechnen mit dem Kunden ab. Über Disposition, Logistik, Ladungssicherung und Tourenplanung hinaus müssen Servicefahrer Grundkenntnisse in der Buchhaltung und weiteren Verwaltungsarbeiten haben und sich auf Kunden einstellen können. Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Weil die Services stark variieren, ist die betriebliche Ausbildung sehr unternehmensspezifisch. Auch die Führer-scheinklasse (mindestens B bzw. BE) hängt von den Services ab. botDer Servicefahrer muss auch beratenDie KEP-Berufe im ÜberblickKEP-Berufe

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