Kempf Trailer

Kempf TrailerDie Westerwälder ManufakturWer Standard-Trailer sucht, geht selten zu Kempf. Zwar hat der Westerwälder Fahrzeugbauer auch Serienfahrzeuge im Programm. Doch er behauptet sich mit Spezialitäten gegen die Großen der Branche.So viel unterscheidet die Brüder Heinz und Norbert Kempf nicht vom Wettbewerb. Die Ursprünge des eigenen Unternehmens reichen auf einen Metallbaubetrieb zurück, den der Vater vor 53 Jahren gründete. Doch im Gegensatz zur Nachfolgegeneration von Schmitz, Krone und Co. haben sich die Kempfs den Spezialitäten verschrieben. Senior Walter Kempf startete mit Fahrzeugumbauten und Reparaturen, die er schon bald wieder aufgab, um sich auf Neuentwicklungen zu spezialisieren. Schon zur Gründerzeit wurden individuelle Kundenwünsche realisiert. Daran hat sich bis heute nichts geändert – nur, dass sich die Kempf-Brüder 1978 an die Ursprünge des Unternehmens erinnerten und neben dem Fahrzeugbau einen Servicebetrieb für Reparatur und Instandsetzung eröffneten (siehe Kasten). Inzwischen verfügt das Unternehmen über vier Betriebe: Zwei Werke im Westerwald, in denen Neufahrzeuge entstehen, das Kempf Reparaturwerk in Bad Marienberg sowie eine Produktionsstätte im polnischen Kowary. Insgesamt produziert Kempf mit 240 Angestellten rund 1000 Fahrzeuge im Jahr. Doppelte Kröpfung als Markenzeichen Einen Namen hat sich das Unternehmen durch einen doppelt gekröpften Getränketrailer gemacht, der auf den Transport leichter PET -Flaschen zugeschnitten ist. Leichtbau und Maximierung der Ladehöhe ermöglichen 30 Prozent mehr Ladevolumen. Variable, Stapler-befahrbare Zwischenböden erlauben es, die Getränkesattel für andere Transportaufgaben zu nutzen. Sie fassen bis zu 34 Paletten, die seitlich oder übers Heck beladen werden. Um dem großen Konkurrenzdruck der Branchenriesen gewachsen zu sein, ent-wickelte das Unternehmen einen Kippsattelauflieger mit Alu-Kastenmulde in weitgehend standardisierter Bauweise – den so genannten „Stöffel-Liner“ (benannt nach einem Tertiär- und Industrie-Erlebnispark in der Nähe von Bad Marienberg), den wir etwas genauer unter die Lupe genommen haben. Der gewichtsoptimierte Stahlrahmen ist sauber verarbeitet und konnte durch die Verwendung von Feinkornstahl deutlich abgespeckt werden, ohne Stabilität zu verlieren. Selbst mit 53 Kubikmeter fassender Alumulde (ab 44 Kubik sind möglich) bleibt das Leergewicht des fahrfertigen Trailers deutlich unter sechs Tonnen. Der Aufbau ist palettenbreit ausgeführt. Auf eine Anschrägung der Untergurte verzichtet Kempf. Statt dessen können bei Bedarf, ebenfalls als Eigenentwicklung, versenkbare Zurrpunkte integriert werden. Damit lassen sich ordentlich gesichert auch andere Waren als Schüttgüter transportieren. Mit einer maximalen Bordwandhöhe von bis zu 2,4 Meter und bis zu neun Metern Ladelänge ist der Stöffel-Liner universell einsetzbar. Durch eine Rahmenkröpfung realisiert Kempf 800 Millimeter weniger Bauhöhe. Serienmäßig verfügt der Kippsattel über zwei Kunststoffstaukästen mit jeweils rund 140 Liter Stauvolumen. Auffallend ist die hohe Verarbeitungsqualität. Grundierung und Lackierung genügen selbst hohen Ansprüchen. Zudem bietet die Optionsliste mit Getreideschieber, LED-Beleuchtung sowie Rollplane mit Zentralverriegelung die von Kempf gewohnte Vielfalt und Variabilität. Eine Spezialität des Stöffel-Liner ist die Kombi-Rückwand ohne Zusatzrahmen, die pendelnd gelagert ist und sich als Doppelflügeltür jeweils ein Drittel zu zwei Drittel öffnen lässt. Generell bilden Kippfahrzeuge und Aufbauten den Schwerpunkt der Fertigung. Neben Pritschensatteln mit automatischen Be- und Entladesystemen hat sich Kempf die letzten Jahre immer wieder durch die Produktion von speziellen Kippsattelaufliegern für Müll- und Sondermülltransporte hervorgetan. Dabei sind zwei Schwerpunkte auszumachen: wahlweise einerseits entweder extreme Gewichtsoptimierung oder andererseits maximale Stabilität. Auf jeden Fall aber immer der möglichst universelle Einsatz der Fahrzeuge sowie die Individualisierung für den Kunden. Ein Gang durch die Fertigung bildet die Bandbreite ab: Trailer mit fest installierten oder abnehmbaren Kranaufbauten, zahlreiche Laufsteg- oder Planengestellvarianten, hydraulische und pneumatische Schüttgutabweiser oder auch pendelnd oder als Tür montierte Aufsetzer. Selbst einen Kippauflieger mit Frigoblock Thermoaggregat finden wir bei unserem Besuch in der Auslieferungshalle. Alu-Stahl-Verbundbauweise Einen zusätzlichen Blick verdient die Konstruktion der Kipper-Seitenwände. Sie zeichnet sich durch hohe Dichtigkeit der von Kempf entwickelten Alu-Spezialprofile aus. Enorme Stabilität erreicht man durch eine Kombination aus einer hochwertigen Alulegierung in Kombination mit stabilen Stahl-Zugankerscharnieren. Das Fertigungsprogramm der Kippsattel mit Stahl- oder Alumulde reicht von 20 bis 90 Kubikmeter Ladevolumen. Eine Besonderheit sind komplett aus Kunststoff gefertigte Kippmulden mit optimierter Isolierung, um beispielsweise Lebensmittel transportieren zu können, die nicht anfrieren sollen. Zu den weiteren Innovationen zählt eine optionale Hochleistungs-Schleuse mit Schnecken-Querförderung – ebenfalls eine Eigenentwicklung von Kempf. Ansätze, bei der Fertigung von Kippbrücken zwei Materialien zu verwenden, um hohe Belastbarkeit (Stahl) mit niedrigem Gewicht (Alu) zu verbinden, haben schon zahlreiche Fahrzeugbauer unternommen – und meist wieder fallen lassen. Kempf liefert nach wie vor Brücken aus einem Materialmix. Relativ einzigartig sind auch die leichten Zwei- und Dreiseiten-Kippsattel aus Alu. ❙❚■ Gerhard Grünig kempf reparaturwerk Von der Bremsinstandsetzung bis hin zur Rahmenrichtbank Der Spruch auf dem Kran im Kempf Reparaturwerk in Bad Marienberg „Hier wird gerichtet warm oder kalt, wir machen vor keiner krummen Sache halt“, zeugt ein wenig vom hintergründigen Humor der Westerwälder. Dabei ist Heinz Kempf schon ein wenig stolz auf die große Rahmenrichtbank und das computer-gestütze, optische Messsystem, mit dem anschließend die Maßhaltigkeit geprüft wird. „Das nutzen wir nicht nur bei Reparaturen“ erklärt Werkstattleiter Claus. „Wir haben zahlreiche Kunden, die neue Zugmaschinen und Trailer zu uns bringen, um die Parallelität der Achsen zu prüfen“. Claus erläutert, dass bereits zehn Millimeter Schrägstellung auf einen Meter zu 4,3 Prozent Mehrverbrauch führen. Zu den Trailern, bei denen es oft schon neu nicht stimmt, will der KD-Meister aus Gründen des Wettbewerbs nichts sagen. „Aber das betrifft auch Zugmaschinen – vor allem aus Schweden. Da haben wir immer wieder mal Kandidaten, bei denen es um mehr als zehn Millimeter hängt ...“ Neben der hydraulischen Rahmenrichtbank ist Kempf besonders stolz auf eine eindrucksvolle Sammlung an Sonderwerkzeugen, die Meister Claus und seine Mechaniker zum Richten einsetzen. „Zudem nutzen wir ein spezielles Induktionsverfahren, um Bauteile warm zu richten“. Obwohl dabei Starkstrom zum Einsatz kommt, lassen sich die Metallteile problemlos anfassen – und sind binnen Sekunden rot glühend und vorbereitet fürs Richten. Wie die Trailer in der großzügigen Werkstatt zeigen, bereiten selbst Fremdfabrikate keine Probleme. Obwohl der Schwerpunkt auf Trailer- und Anhänger-Reparaturen liegt, kümmert sich die Mannschaft von Kempf auch um Zugmaschinen. Zu den Routinearbeiten zählen neben Tachoprüfung und Abgasuntersuchung auch die Prüfung der Geschwindigkeitsregler, die Überprüfung und Synchronisation pneumatischer und elektronischer Bremsanlagen sowie der Bremsenprüfdienst – nicht zu vergessen Elektronikarbeiten sowie die Instandsetzung elektronischer Luftfederungen. Ein Steckenpferd des Chefs erweitert das Betätigungsfeld zusätzlich: LKW-Oldtimer. Heinz Kempf ist als Spezialist für alte Laster weit über die Grenzen des Westerwaldes bekannt. Wer nicht mehr weiter weiß, ist bei ihm in besten Händen. gg Kempf verbindet Materialien, von denen andere Hersteller die Finger lassen: Alu und Kunststoff

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