Jahresabschlüsse

JahresabschlüsseWer zu spät kommt, den bestraft der FiskusBei manchen Mittelständlern dauert es oft anderthalb Jahre, bis sie ihrer Verpflichtung nachkommen, ihre Jahresabschlüsse offenzulegen. Zu lange, meinen Auskunfteien und Bundesbehörden. Die Folge: miese Bewertungen und saftige Geldstrafen.Pünktlichkeit ist für die meisten deutschen Unternehmen heute keine Kür mehr, sondern Pflicht. Was die Veröffentlichung von Jahresabschlüssen angeht, nehmen es viele allerdings nicht ganz so genau: Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Dun & Bradstreet (D & B). Nach Auskunft des Dienstleisters für Wirtschaftsinformationen und Unternehmensbewertungen veröffentlicht mehr als die Hälfte der Kapitalgesellschaften und GmbH & Co. KGs ihre Zahlen zu spät.Nur 43 Prozent der rund 1,1 Millionen veröffentlichungspflichtigen Unternehmen in Deutschland hatte laut D & B in diesem Februar den Jahresabschluss für 2010 offengelegt. Und das, obwohl für den Großteil die verbindliche Abgabefrist der 31. Dezember 2011 gewesen war.Die Kreditwürdigkeit steht auf dem SpielThomas Dold warnt davor, die Offenlegung der Rechnungslegung auf die lange Bank zu schieben. „Unternehmen sollten die gesetzlich festgeschriebenen Fristen dringend einhalten, da Jahresabschlüsse für Banken und Auskunfteien wichtige Kennzahlen für die Bewertung enthalten“, erläutert der Geschäftsführer von D & B Deutschland. Lägen trotz abgelaufener Abgabepflicht nur veraltete Bilanzkennzahlen vor, sänken zwangsläufig die Kreditwürdigkeit und das Rating. Nach Dolds Erfahrung treffen die meisten Jahresabschlüsse erst nach der gesetzlichen Abgabefrist beim elektronischen Bundesanzeiger in Köln ein, der sie automatisch an das Unternehmensregister zur Veröffentlichung im Internet übermittelt. „Sinn und Zweck der Publizität der Rechnungslegung ist es aber, allen Interessierten – Geschäftspartnern, Gläubigern, Gesellschaftern – zeitnah einen Überblick über die aktuellen wirtschaftlichen Verhältnisse des Unternehmens zu verschaffen“, sagt er. Das sei vor allem dann erforderlich, wenn Gläubigern gegenüber grundsätzlich nur mit dem Gesellschaftsvermögen gehaftet wird – zum Beispiel bei Kapitalgesellschaften.Unternehmen, die Unterlagen nicht rechtzeitig oder unvollständig vorlegen, verschenken nach Ansicht des D & B Deutschland-Chefs aber nicht nur Kreditwürdigkeit. Zusätzlich müssten sie mit empfindlichen Strafen von staatlicher Seite rechnen. Wer die Frist überschreitet, muss zahlenNach dem Abschlussstichtag hat man in der Regel zwölf Monate Zeit, seine Daten offenzulegen. Entspricht das Geschäftsjahr dem Kalenderjahr, ist die Rechnungslegung für 2011 also spätestens bis Ende 2012 einzureichen und bekannt zu machen. Gegen Unternehmen, die diese Frist versäumen, leitet das Bundesamt für Justiz von Amts wegen ein Ordnungsgeldverfahren ein.Wer innerhalb von weiteren sechs Wochen die Unterlagen nachreicht, muss nur die Verfahrenskosten von etwa 55 Euro tragen. Wird selbst nach sechswöchigem Aufschub noch gegen die gesetzliche Offenlegungspflicht verstoßen, droht eine Sanktion von 2500 bis 25.000 Euro. Dieses Ordnungsgeld kann sowohl gegen die Gesellschaft als auch gegen ihre gesetzlichen Vertreter und notfalls auch mehrfach festgesetzt werden.Neben Kapitalgesellschaften (vor allem AG und GmbH) unterliegen bestimmte Personengesellschaften strengen Offenlegungsvorschriften. Zum Beispiel offene Handelsgesellschaften (OHG) und Kommanditgesellschaften (KG), bei denen keine natürliche Person persönlich haftender Gesellschafter ist (vor allem GmbH & Co. KG).Wer was wann an den Betreiber des elektronischen Bundesanzeigers schicken muss, ist gesetzlich geregelt: im Wesentlichen im Handelsgesetzbuch. Welche Daten online einsehbar sind, hängt unter anderem von der Größe des Unternehmens ab. Dabei wird zwischen kleinen, mittelgroßen und großen Gesellschaften unterschieden (siehe Tabelle oben).Kleine Gesellschaften sind solche, die an zwei aufeinanderfolgenden Bilanzstichtagen mindestens zwei der drei obenstehenden Grenzwerte der ersten Größenklasse nicht überschreiten. Sie müssen nur die Bilanz und den Anhang herausgeben, wobei Informationen zur Gewinn- und Verlustrechnung nicht enthalten sein müssen. Eine Abschlussprüfung ist ebenfalls nicht nötig.Mittelgroße und große Gesellschaften haben alle Unterlagen offenzulegen: Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung, Lagebericht, Ergebnisverwendungsbeschluss und rechtsformspezifische Dokumente (Angaben zur Ergebnisverwendung, Bericht des Aufsichtsrates, Bestätigungsvermerk). Sie müssen ihren Jahresabschluss zudem durch einen Wirtschaftsprüfer checken lassen.Als mittelgroß gelten Gesellschaften, die an zwei aufeinanderfolgenden Bilanzstichtagen zwei Grenzwerte der kleinsten Größenklasse übertreffen, aber mindestens zwei der drei obenstehenden Merkmale für mittelgroße Gesellschaften nicht überschreiten: Die Bilanz brauchen sie nur in der für kleine Gesellschaften vorgeschriebenen Form einreichen. Auch hinsichtlich des Anhangs gibt es Erleichterungen. Unter großen Gesellschaften versteht der Gesetzgeber Unternehmen, die an zwei aufeinanderfolgenden Bilanzstichtagen mindestens zwei der Grenzwerte der mittleren Größenklasse überschreiten.Besser zu spät veröffentlichen als nieNach Auskunft von D & B spielen vor allem Mittelständler auf Zeit – unter anderem fürchten sie Nachteile, wenn Wettbewerber Einblick in ihre Ertragslage bekommen. Im Bundesamt für Justiz hat man sich bereits darauf eingestellt. Über 150.000 säumige Unternehmen bekommen jedes Frühjahr ab Februar unangenehme Post aus Bonn. Rund 60 Prozent davon besinnen sich nach Verfahrenseinleitung auf alte Geschäftstugenden und legen den Jahresabschluss innerhalb der Nachfrist offen. ❙❚■ André GießeEine finanziell schwierige Situation ist laut dem Landgericht Bonn kein Rechtfertigungsgrund für die Nichtoffenlegung des Jahresabschlusses Jahresabschlüsse

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