Interview der Woche

Interview der WocheLogistik schafft Jobs, gilt das auch für Binnenhäfen?Sind Binnenhäfen der erhoffte Jobmotor? Das hat uns selbst überrascht, aber erstaunlicherweise ja. Wir hatten uns das zwar so vorgestellt, aber jetzt können wir es mit objektiven Daten belegen. Nehmen Sie zum Beispiel den vergleichsweise kleinen Hafen Trier. Im Hafen und den hafenaffinen Unternehmen arbeiten rund 2250 Menschen. Logistik gilt als Wachstumsbranche, die Binnenhäfen auch?Tendenziell ja. Nicht alle Häfen sind voll und so entsteht durch Neukunden – aber auch durch Neuansiedlungen – Wachstum. Eine Wachstumsrate bei den Mitarbeitern kann ich nicht nennen, da wir die Daten so zum ersten Mal erheben. Aber mein Gefühl sagt, die Beschäftigtenzahl wächst. Auch das Hafengeschäft ist konjunkturabhängig. Im vergangenen Jahr konnten die öffentlichen Binnenhäfen beim Umschlag um 2,5 Prozent zulegen, das entspricht in etwa dem Wachstum der Logistikbranche. Natürlich ist das nicht auf alle Häfen gleich verteilt. So war der Niederrhein eher rückläufig, während die am Oberrhein eher zugelegt haben. Und wie ist die Lage abseits des Rheins? Die Beschäftigungswirkung gibt es auch im Osten oder an der Donau. Jeder Hafen hat ja auch Ansiedler, selbst wenn manche nur die Bahnanlagen des Binnenhafens nutzen. So lange es Flächen in oder an einem Hafen gibt, gibt es auch Wachstum und Beschäftigung. Wachstum braucht Arbeitskräfte: Spüren Sie den Fachkräftemangel in den Häfen?Noch lassen sich Mitarbeiter gut finden. Es drückt hier nicht so wie bei den LKW-Fahrern oder Logistikfacharbeitern. Außerdem wird das Berufsbild des Hafenarbeiters zunehmend interessanter. Es wandelt sich weg vom Säcke-Schlepper. Heute haben die Leute Kran-, Lok- und LKW-Führerscheine sowie das Bahn-Zertifikat für Rangierdienste. Das ist interessant und die Menschen sind vielseitig einsetzbar. Allerdings suchen auch die Häfen zunehmend Nachwuchs schon in den Schulen und machen dort für sich als Arbeitgeber Werbung. Eine Beschäftigungsstudie schafft Aufmerksamkeit – haben Häfen ein Image-Problem? Nein. Aber Bürger und kritische Kommunalpolitiker stellen häufig Fragen zu den Häfen und ihren Wirkungen, beispielsweise, wenn es um Erweiterungsflächen geht. Und um da überzeugende Antworten zu geben, brauchen wir Zahlen und Fakten. Gab es noch etwas, was sie bei der Studie bemerkenswert fanden? Dass der größte Arbeitgeber im Hafen Trier nicht der Hafen ist, sondern ein Schrotthändler und die mit ihm zusammenarbeitenden Unternehmen. Das liegt an den zusätzlich angebotenen Dienstleistungen wie Veredelung und Weiterverarbeitung. ❙❚■ Serge Voigt Nachgefragt bei Boris Kluge wurde am 5. November 1974 in Berlin geboren. Der diplomierte Verkehrsingenieur ist Geschäftsführer des Bundesverbandes Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB) mit Sitz in Berlin. um was es geht Binnenhäfen zählen Jobs Der Bundesverband Öffentlicher Binnenhäfen hat gemeinsam mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg einen Leitfaden entwickelt, mit dem die Häfen ihre Beschäftigungswirkung ermitteln sollen. Erprobt wurde der Leitfaden in den Häfen Saarlouis und Trier. Ermittelt wurden dabei Werte für die direkte, indirekte und induzierte Beschäftigung auf dem Hafengelände und bei Unternehmen außerhalb des Geländes, so sie mit dem Hafen zu tun haben. Saarlouis kam auf etwa 18.000, Trier auf 2250 Beschäftigte. sv

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