Interview der Woche

Günter ObstJahrgang 1970, ist geboren und aufgewachsen in München. Seit 1990 lebt er in Kiel und ist seit 1996 selbstfahrender Transportunternehmer. Der leidenschaftliche Segler ist spezialisiert auf den Transport von Yachten.Nachgefragt beiInterview der WocheWären Straßen ohne LKW-Überholverbote sicherer?In Ihrem Kampf gegen LKW-Überholverbote hat das Bundesverwaltungsgericht Sie ausgebremst. Was sagen Sie zu der Entscheidung? Günter Obst: Das Bundesverwaltungsgericht hat die Urteile der Vorinstanzen bestätigt. In Hessen hatte die Vorinstanz einen Teil der Überholverbote aufgehoben, einen anderen Teil aber nicht. Mit meiner Klage gegen die LKW-Überholverbote in Bayern bin ich gescheitert.Sie kämpfen seit Jahren gegen LKW-Überholverbote. Werden Sie nie müde?Doch. LKW-Überholverbote beeinträchtigen mich stark in meiner Tätigkeit. Nicht weil ich gern rasen oder ein, zwei Stundenkilometer schneller sein möchte, sondern weil es sehr anstrengend ist, ständig in Kolonnen zu fahren. Deshalb habe ich mich so stark engagiert. Dass es zehn Jahre dauern würde und derart viel Zeit und Geld verschlingt, hatte ich mir so nicht vorgestellt. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich möglicherweise auf diesen ganzen juristischen Kampf verzichtet. Wären Straßen ohne LKW-Überholverbote sicherer?Ich fordere nicht, alle LKW-Überholverbote aufzuheben. Ich denke durchaus, dass es Strecken gibt, wo sie sinnvoll sind. Ich sehe sogar Strecken, an denen es sinnvoll sein könnte, weitere anzuordnen. Nämlich bei starkem Gefälle. Dort lassen sich Unfälle tatsächlich mit einem LKW-Überholverbot wirksam bekämpfen.Glauben Sie, dass ein generelles LKW-Überholverbot kommen wird?Es klingt zynisch, aber momentan würde ich es mir fast wünschen. Denn dann würde jeder sehen, dass das schlagartig zu viel mehr Staus, mehr Kolonnen und viel schlechterem Verkehrsfluss führen würde.Wünschen Sie sich mehr Engagement seitens der Branchenverbände im Kampf gegen LKW-Überholverbote?Grundsätzlich ja. Für meinen jetzigen Kampf war es zwar ein Vorteil, dass ich nicht von Verbänden unterstützt wurde. Dadurch musste ich nicht jeden Schritt abstimmen. Dass die Verbände sich bei diesem Thema nicht engagieren, finde ich aber schade. Teilweise wurde mir offen gesagt, dass man sich hierfür nicht engagiere, da das Image des LKW in der Öffentlichkeit schon schlecht genug sei. Ich kann das auch verstehen, da die Verbände mehr die wirtschaftlichen Interessen der Unternehmer durchzusetzen versuchen, etwa in Sachen LKW-Maut. Wenn die öffentliche Stimmung noch schlechter ist, wird es für sie noch schwerer.Warum ist das Image der LKW-Fahrer so schlecht?Es gibt fast schon einen gesellschaftlichen Konsens, der sich durch die gesamte PKW-fahrende Bevölkerung zieht. Dabei halten sich LKW-Fahrer mindestens so sehr an die Regeln wie PKW-Fahrer. Doch ihre Verkehrsverstöße fallen stärker auf als die der Autofahrer. Deren Berührungspunkte mit LKW-Fahrern – meist auf der Autobahn – werden oft als negativ erlebt. Darauf steigen Politiker und teils die Presse gerne ein und hauen noch zusätzlich drauf. Damit kann man eine öffentliche Meinung stark verfestigen. ❙❚■ Kathrin PetersenUrteil zu LKW-Überholverboten Günter Obst hatte sich in zwei Verfahren gegen LKW-Überholverbote auf mehreren Streckenabschnitten der A 7 und A 45 in Hessen und der A 8 (Ost) in Bayern gewandt. Die Klage bezüglich der A 8 blieb in beiden Vorinstanzen erfolglos; dagegen hat der hessische Verwaltungsgerichtshof einen Teil der Überholverbote auf der A 7 und A 45 aufgehoben. Diese Entscheidungen hat das Bundesverwaltungsgericht nun bestätigt. kapum was es geht

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