Interview der Woche

Jürgen Knipfer Jürgen Knipfer ist bei Siemens in der Zentralstelle Corporate Supply Chain Management unter anderem für Fragen der Sicherheit in der Lieferkette zuständig. Nachgefragt bei Interview der Woche Will Siemens „Bekannter Versender“ werden? Wie wichtig ist für Siemens die behördliche Anerkennung als Bekannter Versender? Für Siemens ist es wichtig, dass Luftfrachtsendungen auch weiterhin schnell und sicher abgewickelt werden können. Deshalb bereiten wir derzeit intensiv die Zulassung der Siemens AG zum Bekannten Versender vor. Wie viele Standorte lassen Sie zu? Das können wir jetzt noch nicht abschließend sagen. Schätzungsweise werden wir für 30 bis 40 Lieferstellen die Zulassung beantragen. Das sind weitaus weniger als derzeit durch Zeichnung einer Sicherheitserklärung. Auf unserer aktuell gültigen Sicherheitserklärung der Siemens AG sind über 80 Lieferstellen aufgeführt. Das hängt aber auch damit zusammen, dass neben unseren physischen Warenorten auch alle disponierenden Stellen aufgeführt sind. Wovon hängt die Entscheidung ab? Für die Zulassung wird Siemens diejenigen Lieferstellen auswählen, die über ein hohes Luftfrachtaufkommen verfügen beziehungsweise solche, wo Sendungen schlichtweg zu groß sind, um sie einer Röntgenkontrolle zu unterziehen, sowie Lieferstellen, die extrem zeitsensitive Ware abwickeln, wie beispielsweise zentrale Ersatzteilläger. Für alle anderen Lieferstellen, wo nur wenige Luftfrachtsendungen anfallen, verzichten wir auf den Status Bekannter Versender und nehmen in Kauf, dass die Waren vor Verladung ins Flugzeug einer Sicherheitskontrolle unterzogen werden. Bisher ist kein einziges Unternehmen behördlich als Bekannter Versender zugelassen. Woran liegt dieser Rückstau? Aus Sicht der verladenden Wirtschaft sind noch einige sehr wesentliche Fragen offen. Diese beziehen sich weitestgehend auf die Themen Schulung und Zusammenarbeit mit Lieferanten, Verpackern oder Logistikdienstleistern. Außerdem scheinen viele Firmen immer noch zu verdrängen, dass der Bekannte-Versender-Status in Zukunft nicht mehr über den Luftfrachtspediteur als Reglementierter Beauftragter abgewickelt werden kann, sondern dass sie für die Zulassung direkt mit dem Luftfahrt-Bundesamt zusammenarbeiten müssen. Kann Siemens die Sicherheit einlösen, die in der Sicherheitserklärung verlangt wird? Ja, absolut. Die Sicherheit in der Supply Chain hat bei Siemens einen hohen Stellenwert. Schon im Zuge der Zertifizierung zum AEO (Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter) haben wir viele Maßnahmen umgesetzt, die auch beim Bekannten Versender relevant sind. Das Sicherheitsniveau wird im Rahmen von „Self Assessments“ und internen Audits regelmäßig überprüft. Bei unangemeldeten Kontrollen durch das Luftfahrt-Bundesamt gab es bisher keinerlei Beanstandungen. ❙❚■ Dietmar Winkler Luftfrachtsicherheit Ab 25. März 2013 gelten Versender von Luftfracht nur noch dann als „Bekannter Versender“, wenn sie behördlich zertifiziert sind. Für viele Unternehmen stellt sich jetzt die Frage, ob sich der Aufwand für eine Zertifizierung durch das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) überhaupt lohnt. Luftfracht, die von einem „Bekannten Versender“ stammt, muss nicht mehr vor der Verladung ins Flugzeug sicherheitstechnisch untersucht werden – das spart Zeit und vermeidet Kosten für den ansonsten notwendigen Sicherheitscheck im Röntgenscanner. diwi um was es geht