Im Auge des Beifahrers

Im Auge des BeifahrersDeutsche Gründlichkeit oder längst überfällig? Fahrerassistenzsysteme retten Leben und tragen zum Image der Logistikbranche bei. Sie müssen gesetzlich vorgeschrieben sein. Die Kostenlawine rollt. Angesichts der dramatisch steigenden Kosten für Diesel, neue Arbeitszeit- und Sozialvorschriften und nicht zuletzt der anstehenden Mauterhöhung stehen im-mer mehr Unternehmen mit dem Rücken zur Wand. Zusatzinvestitionen sind in solchen Zeiten schwer vermittelbar. Dementsprechend erschließt sich auch eine Investition in Fahrerassistenzsysteme nicht auf den ersten Blick.Speditionen müssen Qualität beweisen Wohl wissend, dass solche Systeme ohne Mehrkosten nicht zu haben sind, ist die gesetzliche, flächendeckende Einführung von Fahrerassistenzsystemen der nächste logische Entwicklungsschritt. Die Verpflichtung der Logistikbranche zur Unfallverhütung, das Kundenversprechen zur höchsten Dienstleistungsqualität und letztlich die Wirtschaftlichkeit solcher Systeme sind die besten Argumente für deren Einsatz. Dabei geht es nicht allein um das vielfach angekratzte Image des LKW. Es geht um Menschen, um ihr Leben, ihre Gesundheit, ihr Leid und ihren Schmerz. Das Transportgewerbe kann zwar zwischenzeitlich auf eine recht ansehnliche Bilanz in der Verkehrssicherheit verweisen (siehe Abbildung). Grund zur Selbstzufriedenheit kommt dennoch nicht auf, schließlich ist und bleibt jeder vermeidbare Unfall ein Unfall zu viel. Wer kennt nicht die beklemmenden Bilder von Auffahrunfällen unter Beteiligung von Lastwagen? Oder die ebenso drastischen Unfallfolgen von schweren Nutzfahrzeugen, die von der Spur abgekommen sind? Davon gibt es noch zu viele. Sie sind es, die das Image der Logistikbranche in der Öffentlichkeit nachhaltig prägen. In Sachen Verkehrssicherheitsarbeit müssen alle Speditionen beweisen, wie professionell und qualitätsbewusst sie ihre Dienstleistungen erbringen. Andernfalls verspielt die Branche die Akzeptanz für ihr Tun in der Bevölkerung. Qualität ist dabei viel mehr als die zuverlässige Einbindung in Logistiksysteme. Qualität ist ein in der Öffentlichkeit unbeanstandeter Transport, weil er sicher, umweltschonend und zuverlässig im Interesse der zu versorgenden Bevölkerung und Wirtschaft stattfindet. Es gibt vielfältige weitere Gründe für den Einsatz von Fahrerassistenzsystemen. Unfälle, die nicht mehr passieren, ziehen keine Folgekosten nach sich. Weniger Stress, weil das Fahrzeug "mitdenkt" und "eigene Augen" bekommt, entlastet den Fahrer, der entspannter ankommt und gelassener bei Kunden und in der Öffentlichkeit auftritt.Industrie und Politik in der PflichtDank elektronischer Steuerung und technischem Fortschritt haben die am Markt verfügbaren Systeme heute Serien- und Marktreife erreicht. Trotzdem fristen sie ihr Dasein weit gehend in den Bestelllisten für Sonderzubehör. Es gibt einige Hochglanzprospekte über ihre Wirkungsweise, aber nun wird es Zeit, sie in den Alltag zu holen. Dazu bedarf es der Anstrengungen aller Beteiligten: Nutzfahrzeughersteller, Politik und Logistikdienstleister. Es ist wünschenswert, dass Fahrerassistenzsysteme schneller als die Politik es verlangt zur Standard-ausstattung von schweren Nutzfahrzeugen werden. Denn ausgereifte Sicherheits-technik gehört in jedes neue Nutzfahrzeug. Große Serien rechnen sich besser für Kunden und Hersteller als Sonderausstattungen, die unzureichend nachgefragt werden. Die gesetzliche Basis ist jedoch unabdingbar, um den Standard der deutschen Logistikbranche auf höchstem Niveau zu halten und Wettbewerbsverzerrungen keine Türen zu öffnen. Es ist Verpflichtung der Politik, die Voraussetzung dafür zu schaffen und schnellstmöglich den offenen gesetzlichen Regelungsbedarf für eine obligatorische Ausstattungspflicht bei Neufahrzeugen abzuschließen. Die Europäische Kommission hat mit einem entsprechenden Verordnungsentwurf den wichtigen "ersten Schritt" getan. Das A und O: Akzeptanz durch FahrerTechnik kann und soll den Menschen nicht ersetzen, sondern ihm mit objektiven und untrügerischen Sensoren zur Seite stehen. Technik soll und muss gezielt in den Ablauf eingreifen, wenn es gefährlich zu werden droht, aber der Fahrer muss Herr des Geschehens bleiben. Der flächendeckende Einsatz von Abstandsregeltempomat, Spurassistenten und das elektronische Stabilitätsprogramm bringt einen großen Schritt in die richtige Richtung. Entscheidend ist letztlich der Faktor Mensch. Die Fahrer müssen "ihre" Assistenzsysteme annehmen. Damit sie dazu in der Lage sind, müssen sie gründlich geschult und motiviert werden. ❙❚■ Klaus Peter Röskes ist Inhaber der Röskes Papier- und Medienlogistik in Heiligenhaus, Vorstandsvorsitzender der Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen und Vize-Präsident des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL).

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