Die Situation am Eingang zum Eurotunnel spitzt sich immer mehr zu. Der anhaltende Zustrom Illegaler, die mit allen Mitteln versuchen, von dort aus das britische Festland zu erreichen, wo die Einwanderungsbestimmungen für sie günstiger sind als im Bereich der Schengen-Union, nimmt jetzt auch in den französischen Medien einen breiten Raum ein und gerät zudem in den Sog des beginnenden Präsidentschafts-Wahlkampfes. London und Paris schieben sich in der Frage mangels EU-einheitlicher Vorgehensweise gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Inzwischen hat der Eurotunnel-Betreiber selbst das Verwaltungsgericht in Lille angerufen. Es soll eine Ende 1999 vom zuständigen Präfekten der Region getroffene Entscheidung wieder aufheben, im Zuge derer ein damals nicht genutztes Betriebsgebäude requiriert und in das jetzige, hoffnungslos überbelegte Auffanglager für die illegalen Einwanderer umgewandelt wurde. Frankreich sei gesetzlich zum Schutz des Tunnelterminals verpflichtet, erklärte Eurotunnel nach einem Bericht der französischen Wirtschaftspresse. Jede Nacht würden dort zwei- bis dreihundert Personen aufgefangen und wieder in das Lager zurückbefördert; rund 10 Prozent kämen jedoch jeweils an ihr Ziel. Das Unternehmen hat ferner gegen das britische Vorhaben rechtliche Schritte eingeleitet, den Tunnelbetreiber für jeden in England aufgegriffenen Illegalen mit einem Bußgeld von knapp 6 000 DM zu belegen. Dies sei "ungesetzlich" und verstoße gegen die Verträge von Cynterbury und Sangatte, die beide Länder auf ein "gemeinsames und nicht einseitiges" Vorgehen bezüglich der Sicherheitsmaßnahmen verpflichteten. (vr/jb)
Illegale EU-Einwanderung
Eurotunnelbetreiber ruft gegen Auffanglager Gericht an