Hamburg. Das Logistik-Unternehmen Hermes ist von der Wirtschafts- und Finanzkrise bisher nur wenig betroffen. Der Markt für Paketsendungen wachse dank vieler Bestellungen über das Internet, teilte das Unternehmen am Dienstag in Hamburg mit. Neben Großversendern wie Amazon oder Otto habe Hermes viele kleinere Kunden mit jährlich bis zu 50.000 Paketen gewinnen können, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Hermes Logistik Gruppe Deutschland, Hartmut Ilek. Der Marktanteil von Hermes beim Geschäft mit dem Endkunden sei in den vergangenen Jahren von ungefähr 20 auf rund 30 Prozent gestiegen. „Wir transportieren jeden Tag eine Million Pakete“, sagte Ilek. Mit 252 Millionen Sendungen erreichte das zur Otto-Gruppe gehörende Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr (28.2.) ein Mengenwachstum von 3,1 Prozent. Der Umsatz erhöhte sich um 3,9 Prozent auf 1,02 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr wolle Hermes zweistellig wachsen und weiter investieren. So sei unter anderem ein neuer Logistik-Stützpunkt bei Hannover geplant. „Wir haben das größte logistische Netzwerk von Paket-Annahmestellen in Europa“, sagte Ilek. An mittlerweile 14.000 Paketshops in Deutschland könnte die Kunden ihre Sendungen aufgeben. Das sei ein Wettbewerbsvorteil für Hermes. Scharf kritisierte der Chef von Hermes Deutschland die Privilegien des Konkurrenten DHL, der als Teil der Deutschen Post von der Mehrwertsteuer befreit ist. Daran werde sich entgegen früherer Zusagen aus der Politik in der laufenden Wahlperiode auch nichts ändern. Damit habe Hermes einen Kostennachteil von 19 Prozent gegenüber dem DHL. Ausbau von Komplettladungsverkehren / Einstieg in Luft- und Seefracht Zudem will das Unternehmen sein Geschäft weiter ausbauen. Die neue Hermes Transport Logistics (HTL) soll in ihrem ersten Geschäftsjahr 2009/10 einen Umsatz von rund 220 Millionen Euro erzielen. Dafür baut das Unternehmen sein in Deutschland auf Wechselbrücken (WAB) basierendes Geschäft nach eigenen Angaben zunehmend auch durch mittelständische Auftraggeber aus. Darüber hinaus will die HTL in die europäischen Kernmärkte für Komplettladungsverkehre (FTL) – Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Österreich und die Benelux-Länder – expandieren. Der Verkauf logistischer See- und Luftfrachtleistungen für den asiatischen Raum starte in der zweiten Jahreshälfte. Seit dem 1. Mai 2009 agieren die HTL und die auf das Paketgeschäft spezialisierte Hermes Logistik Gruppe Deutschland GmbH (HLGD) als eigenständige Unternehmen am Markt. Die in Gründung befindliche Holding Hermes Europa wird künftig alle Aktivitäten der europäischen Hermes Gesellschaften und Beteiligungen koordinieren. „Die HTL entwickelt sich zu einem logistischen Generalanbieter mit integriertem Geschäftsmodell, das Auftraggebern Transportdienstleistungen zu Land, zu Wasser und in der Luft offeriert. Das Umsatzziel im ersten Geschäftsjahr liegt bei etwa 220 Millionen Euro, von denen wir 11 Millionen am FTL-Spotmarkt mit unserem Online-Portal „Click2transport“ generieren. 2010 wollen wir mit einem dann auch im internationalen Bereich kompletten Leistungskatalog prozentual zweistellig weiter wachsen", sagt Frank Rausch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hermes Transport Logistics. Die HTL sieht sich insbesondere als Partner für Firmen, die beispielsweise Waren in China fertigen lassen und diese in Deutschland verkaufen. In diesem Fall bietet das Unternehmen eine logistische Komplettlösung, die mit der Abholung beim Produzenten beginnt. Nachdem der Transport per Schiff oder Flugzeug nach Deutschland erfolgt ist, übernimmt die HTL damit beispielsweise auch das Dokumentenmanagement und das Containerhandling im Hamburger Hafen sowie den Weitertransport zum Endkunden. Entsprechend gehören zu den potenziellen Auftraggebern der auch Bestandskunden der Hermes Logistik Gruppe Deutschland. In den vergangenen sechs Monaten seien unter anderem . Verträge mit verschiedenen Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie wie der Mitteldeutschen Erfrischungsgetränke MEG, Metro und Eckes-Granini unterzeichnet worden. Auch für den Event-Ausstatter Gahrens+Battermann (G+B), Auto-Teile-Unger (A.T.U.) und die internationale Motocross-Reihe "Night of the Jumps" sorgt die HTL für die Transporte. (dpa/sv)
Hermes wächst mit Internet-Handel

Wirtschaftskrise verschont die KEP-Dienst / Einstieg in Luft- und Seefracht