Heiß begehrte Logistiker

Heiß begehrte LogistikerDie Logistikbranche gerät in einen Engpass: Es fehlt an geeigneten Mitarbeitern. An diesem Problem ändert sich trotz der derzeitigen Finanzkrise auch in Zukunft kaum etwas, wie eine aktuelle Studie zum Personalmangel in der Logistik beweist.Trotz Finanzkrise, trotz drohender Rezession: Logistiker sind nach wie vor heiß begehrt. Die verladende und die transportierende Wirtschaft haben zum Teil massive Probleme, Stellen neu zu besetzen. "30 Prozent der Unternehmen haben einen erhöhten Personalbedarf im Bereich Logistik und sehen mittelfristig Schwierigkeiten, diesen Bedarf zu decken", sagt Professor Paul Wittenbrink von der Berufsakademie Lörrach. Gemeinsam mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) hat Wittenbrink eine Umfrage bei Betrieben der verladenden und transportierenden Wirtschaft gemacht, die diese Woche auf dem BME-Kongress in Berlin vorgestellt wurde. Jeder dritte Betrieb mit offenen StellenGefragt sind demnach vor allem Arbeitskräfte mit Logistik-Berufserfahrung sowie Facharbeiter. 30,9 Prozent der Befragten geben auch an, dass sie offene Stellen in der Führungsebene aktuell oder in den nächsten Monaten zu besetzen haben. Aber auch im operativen Geschäft herrscht Personalmangel: Mit 30,1 Prozent ist der Anteil der Betriebe nicht viel geringer, die LKW-Fahrer, Kommissionierer etc. suchen. Die Betriebe registrieren jedoch nicht nur den Bedarf, sie sind sich auch bewusst, dass sie Hebel in Bewegung setzen müssen, um den sich abzeichnenden Engpass zu bewältigen. So vertreten 81,2 Prozent der Befragten die Ansicht, dass sich die Branche "mehr um die betriebliche Ausbildung kümmern muss". Vor allem, was den akademischen Nachwuchs betrifft, gibt es offenbar Defizite. "Bei den Weiterbildungsmöglichkeiten und Studiengängen hat sich in den letzten Jahren zwar viel getan", sagt Wittenbrink, aber es fehle an Studenten. Das schreibt Wittenbrink auch dem Image der Branche zu. "Vielen ist zudem nicht bekannt, welchen zunehmenden Stellenwert die Logistik in den Betrieben hat und welche Aufstiegschancen damit verbunden sind." Deshalb müsste das Logistikgewerbe noch mehr Eigenwerbung machen.Die Umfrageergebnisse bestätigen, dass die Logistik in den Betrieben immer wichtiger wird. So ist bei mehr als 60 Prozent die Logistik inzwischen in der ersten oder zweiten Unternehmensebene angesiedelt. Die Betriebe müssen sich aber auch darauf einstellen, künftig mehr für ihr Personal zu zahlen. "Ohne Frage: Die Industrie zahlt besser. Und die Logistik muss auf diesem Feld nachlegen, wenn sie im Ringen um die besten Kräfte nicht den Kürzeren ziehen will", sagt Wittenbrink. Hoffnungen, dass sich der Markt wieder beruhigt, sind im Übrigen verfehlt. Mehr als 70 Prozent der Befragten geben an, dass es mittelfristig zu keiner Entspannung kommen wird, da nicht ausreichend Personal "nachwächst" und der Bedarf weiter steigen wird. Und die Finanzkrise? Die hinterlässt dann doch Spuren, wie die Nachfassaktion (s. Kasten) zeigt. Die Nachfrage nach Logistikern bekommt demnach einen leichten Dämpfer. Waren es bei der ersten Befragung noch 25 bis 30 Prozent der Betriebe, die offene Stellen im operativen und administrativen Bereich zu besetzen hatten, sind es bei der zweiten Abfrage noch 14 bis 17 Prozent. Aber: "Unabhängig von der derzeitigen Lage: Gute Logistiker werden auch zukünftig gesucht", sagt Wittenbrink. ❙❚■ Michael Cordes

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