Hamburg. Der Hamburger Hafen hat die Folgen der Weltwirtschaftskrise beim Seegüterumschlag im Jahr 2010 "abgehakt". Das war die zentrale Botschaft der Jahrespressekonferenz der Hafen Hamburg Marketing (HHM) am Montag. Der Erfolg des größten deutschen Universalhafens spiegelt sich in einer Zahl wieder: 121 Millionen Tonnen. Das sind immerhin gut elf Millionen Tonnen mehr als 2009. Botschaftsverkünder waren neben HHM-Vorstand Claudia Roller auch Hamburgs Erster Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU), Hafen – und Wirtschaftssenator Ian Karan und Jens Meier, Chef der Hamburg Port Authority (HPA). Die Anwesenheit eines Bürgermeisters bei einer solchen Pressenkonferenz ist ein Novum und steht sicherlich im direkten Sachzusammenhang mit der für den 20. Februar angesetzten, vorzeitigen Bürgerschaftswahl.
97 Prozent des gesamten Stückgutes landet im Container
Der Umschlagerfolg hat mehrere Väter. So profitierte der Elbe-Hafen – wie auch seine wichtigen Mitbewerber – von der Erholung der Weltwirtschaft. Wichtige Impulsgeber waren einmal mehr der asiatische Wirtschaftsraum und hier vor allem China sowie der Ostseeraum. Der Containerumschlag, eine der starken Säulen des Elbe-Hafens, legte um gut 12,7 Prozent auf 7,9 Millionen Standardcontainer (TEU) zu. Den mit Abstand größten Anteil daran haben die Asien-Verkehre mit rund 4,7 Millionen TEU (plus 14,1 Prozent). Das in den Containern verstaute Ladungsgut lag mit gut 78,4 Millionen Tonnen um 10,1 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Containerisierungsgrad beim Stückgut liegt in Hamburg schon seit Jahren auf einem Spitzenniveau: bei 97 Prozent.
Eine recht erfreuliche Entwicklung nimmt aus HHM-Sicht der wertschöpfungsintensive konventionelle Stückgutumschlag. 2,6 Millionen Tonnen (plus 5,4 Prozent) wurden hier im vergangenen Jahr bewegt. Zu diesem Gesamtpaket gehören auch die Projekt- und Schwergutverladungen, also zum Beispiel Maschinen- und Anlagenteile. Hamburg will dieses Geschäft in den kommenden Jahren weiterentwickeln. So wird derzeit von verschiedenen Parteien intensiv untersucht, welche Möglichkeiten sich für den Hamburger Hafen aus dem Offshore-Windkraftanlagen-Boom ergeben könnten.
Neben dem Stückgut-Bereich ist das Massengutgeschäft für Hamburg von großer Wichtigkeit. 40,3 Millionen Tonnen (plus 9,5 Prozent) gingen davon 2010 über die Kaikanten. Zu den wichtigen Gütern gehörten dabei auf der Importseite Eisenerze mit 9,3 Millionen Tonnen (plus 60,7 Prozent) und Flüssiggüter mit 10,3 Millionen Tonnen (plus acht Prozent). Im Ausfuhrbereich dominierten im Berichtsjahr vor allem Düngemittel mit immerhin 2,2 Millionen Tonnen (plus 28,6 Prozent). Übrigens: Bedeutende Mengen Düngemittel werden auch in Standardcontainern nach Übersee verschifft.
Die Feeder-Mengen steigen seit Monaten wieder an
Sehr erleichtert ist man in der Hamburger Hafenwirtschaft darüber, dass Hamburg seine alte Rolle als wichtige Transshipment-Drehscheibe wieder zurückgewinnt. 2009 schmolzen die Feeder-Mengen weg wie das Eis unter der Sonne. 2010 legte der Elbe-Hafen allein im Verkehr mit den Ostseeanrainern um knapp zehn Prozent auf 1,6 Millionen TEU zu. Zahlreiche Feeder-Dienste, die in die Westhäfen abwanderten, kamen im letzten Jahr zurück. Roller: "Mit rund 154 Abfahrten sind wir wieder der bedeutendste Feeder-Hafen für den gesamten Ostseeraum." Neben der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung trugen gerade zu diesem Ergebnis auch die großen Anstrengungen der Terminals in Gestalt von einem straffen Kostenmanagement, das neue Feeder-Anreiz-System beim Hafengeld (HPA) sowie das finanzielle Entgegenkommen der Lotsen bei.
Das Feeder-Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Der weitere Erfolg hänge jedoch auch davon aus, wie schnell der Nord-Ostsee-Kanal (NOK) ausgebaut werde. Denn die Feeder-Frachter würden – wie auch in der Überseeschifffahrt - immer größer. Roller mahnte daher eine deutlich heraufgesetzte "Dringlichkeit" für das Projekt an, das durch den Bund zu finanzieren sei.
Ian Karan warnt vor den Folgen eines "Worbruches" bei der Elbvertiefung
Was die Schiffsgrößenentwicklung angeht, hoben alle vier Sprecher erneut die Wichtigkeit einer zügigen Elbvertiefung hervor. Von einer "Existenzfrage für Hamburg" war wiederholt die Rede. Bürgermeister Ahlhaus zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass es noch in diesem Jahr losgehen könnte. Das Einvernehmen seitens des Landes Niedersachsen sieht er als gesichert an, zumal die Landesregierung sehr genau wisse, welche Bedeutung der Hamburger Hafen für ganz Norddeutschland habe.
Jens Meier wies darauf hin, dass die Anzahl der Großcontainerschiffe – mit den entsprechenden Tiefgängen - 2011 noch einmal deutlich zunehmen und die Grenze von 900 XXL-Frachtern deutlich übersteigen werde. Die Frachter könnten dabei den Hamburger Hafen nur im Teilbeladungszustand ansteuern und wieder verlassen, was aus Reedersicht kein wünschenswerter Zustand ist. Einen Trend zu Großschiffen vollziehe sich aber auch in der Massengutschiffahrt. Für Hafensenator Karan ist die Durchführung der Elbvertiefung für Hamburg daher auch so etwas wie eine Frage der Ehre. "Wir stehen damit gegenüber unseren Kunden, den Reedern, im Wort. Und wir wollen unser Wort nicht brechen", sagte er. (eha)