Hallo, Zukunft!

Hallo, Zukunft!Starthilfe für UnternehmenDie Zukunftsbranche plagen Zukunftssorgen: Angesichts des demografischen Wandels müssen viele Transport- und Logistikfirmen intensiv um die Fachkräfte von morgen werben. Die neue Initiative „Hallo, Zukunft!“ unterstützt sie bei ihrer Nachwuchssuche.Fünf haben sich beworben, nur einer blieb übrig. Die diesjährige Zwischenbilanz der Spedition Wormser bei der Suche nach geeigneten Kandidaten für die Berufskraftfahrerausbildung klingt ernüchternd. Dabei hat Thomas Wormser in den vergangenen Monaten auf Berufsmessen geworben, in der Tagespresse inseriert und an Hauptschulen vorgesprochen. Wormser ist Assistent der Geschäftsführung und Ausbildungsleiter des familiengeführten Transportunternehmens mit Sitz im mittelfränkischen Herzogenaurach. Und er ist frustriert.„Unsere Bemühungen haben bisher leider nicht gefruchtet“, berichtet der Betriebswirt (DAV) für Spedition und Logistik. Drei Bewerber hätten sich für ein Vorstellungsgespräch qualifiziert, davon sei nur einer aufgekreuzt. „Manche halten sich die Berufsentscheidung bis zuletzt offen“, sagt Wormser. Hält die Ebbe auf seinem Schreibtisch bis zum Sommer an, bleiben Lehrstellen unbesetzt. Mal wieder.Bewerbungsflaute bremst Firmen ausWie Wormser geht es vielen Personalverantwortlichen, die angesichts der rosigen Konjunkturlage wieder Nachwuchskräfte für den Transport- und Logistikbereich einstellen möchten. Vor allem mittelständische Firmen beklagen, dass die Zahl der Schulabgänger stark rückläufig ist und das Image der Branche nicht das beste ist.Dass eine Logistikausbildung bei jungen Leuten selten Anklang findet, wissen auch die Branchenverbände. „Der Job des Fachlageristen oder des Berufskraftfahrers gilt als wenig attraktiv, weil damit oft unregelmäßige Arbeitszeiten und niedrigere Gehälter verbunden sind“, betont Matthias Seitz, Ausbildungskoordinator beim Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT). Hinzu komme, dass Schüler und Lehrer die Ausbildungsmöglichkeiten in der Transport- und Logistikbranche kaum kennen.Unterstützung für UnternehmerDamit sich daran etwas ändert, hat der Münchner Verlag Heinrich Vogel, in dem unter anderem die VerkehrsRundschau erscheint, jetzt „Hallo, Zukunft!“ ins Leben gerufen. Die neue Nachwuchsinitiative unter der Schirmherrschaft von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer soll Unternehmern bei der Auszubildendensuche helfen. Ziel ist es, den Kontakt zwischen Firmen und Schülern zu fördern, die Berufsbilder aus dem Transport- und Logis-tikbereich bekannt zu machen und deren Ruf zu verbessern.„Hallo, Zukunft!“ besteht vorerst aus drei Bausteinen: der Internetseite www.hallo-zukunft.info, einem Jugendratgeber für Transport und Logistik namens „Hallo, Ausbildung!“ und „Hallo, Karriere!“, einer Veranstaltungsreihe. Zentrales Element ist der Webauftritt. Hier können sich Nutzer miteinander austauschen und informieren. Das Blog versorgt sie mit News aus dem Transport- und Logistikbereich, wirft einen Blick hinter die Kulissen der Branche und stellt Protagonisten vor. Darüber hinaus bekommen Ausbildungssuchende online Informationen über Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten sowie Bewerbungstipps.Der Branche droht FachkräftemangelDie Nachwuchsinitiative reagiert auch auf den Fachkräftemangel, den das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) und Branchenverbände wie der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV) für den Transport- und Logistikbereich voraussagen. In seinem Turnusbericht zur Arbeitsmarktsituation und den Arbeitsbedingungen in Güterverkehr und Logistik für 2010 sorgt sich das BAG um Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung, Berufskraftfahrer, Binnenschiffer und Schienenfahrzeugführer. Angesichts der hohen Altersstruktur der Beschäftigten sowie des demografischen Wandels stelle die Nachwuchsgewinnung für diese Ausbildungsberufe in den kommenden Jahren eine zunehmende Herausforderung dar.Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt der DSLV in seinem Jahresbericht für 2010: „Es ist deutlich schwieriger geworden, zusätzliche qualifizierte Mitarbeiter einzustellen“, heißt es darin. Dazu passt die Prognose des Bundesarbeitsministeriums, wonach 2020 rund 40 Prozent aller beschäftigungsfähigen Leute in Deutschland um die 50 Jahre alt sein werden.In Bayern schlägt die Überalterung der Transport- und Logistikbranche mancherorts bereits voll durch. Laut dem LBT gehen hier in den kommenden zehn Jahren um die 1000 Berufskraftfahrer in den Ruhestand. Ein ähnlicher Trend zeichne sich in der Lagerwirtschaft ab. „Langfristig können Unternehmen den drohenden Fachkräftemangel nur durch die duale Berufsausbildung ausgleichen“, betont Seitz.Nachwuchskräfte an Schulen werbenWer qualifizierte junge Fachkräfte will, muss diese künftig direkt in den Schulen rekrutieren. Laut dem DSLV hat der Konkurrenzkampf um den Nachwuchs längst begonnen. Personalentscheider wie Thomas Wormser von der Spedition Wormser arbeiten deshalb bereits eng mit der Agentur für Arbeit und der IHK zusammen.Berufsinformationstage und Schnupperveranstaltungen in Betrieben können aber nicht immer verhindern, dass es gute Absolventen in andere Branchen wie das Bank- und Versicherungswesen oder den IT- oder Maschinenbausektor zieht. Laut dem BAG bleiben für Unternehmen, die Transport- und Logistikberufe ausbilden, oft nur Bewerbungsmappen mit Eselsohren und schlechten Zeugnissen übrig. Experten raten diesen Betriebe, sich noch mehr ins Zeug zu legen, um geeignete Bewerber zu finden und sie für die Branche zu begeistern.Azubis begrüßen die InitiativeDen ersten Funken der Begeisterung soll „Hallo, Ausbildung!“ auslösen. Der Jugendratgeber liegt ab 11. April deutschlandweit an Gymnasien, Real- und Hauptschulen aus und soll Schülern eine Ausbildung in der Transportlogistik und die Branche im Allgemeinen schmackhaft machen. Glaubt man Kerstin Irmer von Stute, ist das dringend notwendig. Die angehende Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleis-tung kann sich noch gut daran erinnern, wie kompliziert die Berufsorientierung sein kann. „Mitunter wissen die Lehrer genauso wenig über die Berufsausbildung wie ihre Schüler“, sagt die Best-Azubi-Gewinnerin 2011. Deshalb ist sie froh, dass unter „Hallo, Karriere!“ jetzt auch Veranstaltungen für Schüler stattfinden. Die Reihe startet am 14. April im Verlag Heinrich Vogel mit einer Berufsmesse, als zweiter Termin steht der 12. Mai auf der Transport Logistic fest. ❙❚■ André GießeDie Nachwuchsinitiative „Hallo, Zukunft!“ gibt Schülern Informationen über die Berufsausbildung in der Transport- und Logistikbranche an die HandWährend kaufmännische Berufe nach wie vor gefragt sind, nehmen die Bewerberzahlen für eine Logistikausbildung im Lagerbereich vielerorts abHallo, Zukunft!Die Initiative im Internet Das multimediale Webblog informiert über Ausbildungsmöglichkeiten in der Transport- und Logistikbranche, wirft einen Blick hinter die Kulissen und gibt Bewerbungstipps. Es berichtet zudem über wichtige Geschehnisse und stellt interessante Protagonisten vor. Den Auftakt macht Dennis Daube. Im Videointerview erzählt der St.-Pauli-Kicker, wie er neben seiner Karriere als Fußballer eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik gemacht hat.Unternehmer finden auf der Internetseitealle wichtigen Ausbildungsverordnungen und Tipps für die Nachwuchssucheeinen Kalender, um auf ihre Karriereevents oder Tage der offenen Tür hinzuweisenein Verzeichnis, in dem sie sich als Ausbildungsbetrieb präsentieren können agFußballer Dennis Daube hat im Lager gelerntwww.hallo-zukunft.infoHallo, Zukunft!Infos für Schüler und Lehrer Der Jugendratgeber für Transport und Logistik erscheint am 11. April erstmals in einer Auflage von 60.000 Exemplaren bundesweit an Gymnasien, Haupt- und Realschulen. In dem Jahreswerk wird erklärt, was Logistik ist und wie sie funktioniert, welche Ausbildungsberufe es gibt und wie man sich erfolgreich bewirbt. Darüber hinaus präsentieren sich namhafte Unternehmen im Printmedium als Ausbildungsbetriebe. Anfordern kann man „Hallo, Ausbildung!“, solange der Vorrat reicht unter: hallo-zukunft@springer.com. „Wir müssen aufklären und erklären“Andreas Scheuer, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, will mit Vorurteilen über die Ausbildung in der Logistikbranche aufräumen.Herr Scheuer, würden Sie Ihren Kindern später eine Berufsausbildung in der Transport- und Logistikbranche empfehlen?Andreas Scheuer: Die Logistik ist der drittgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland und für unseren Wirtschaftsstandort von zentraler Bedeutung. Deshalb kann man seinen Kindern und allen jungen Menschen nur dazu raten, eine Ausbildung in dieser Branche zu machen. Sie ist das zentrale Nervensystem unseres täglichen Lebens. Mit ihren diversen Aufgabenfeldern bietet sie hervorragende Perspektiven.Viele Leute denken bei Logis-tik an schmuddelige Lagerhallen. Was würden Sie denen entgegnen?Hier gibt es einfach ein Informationsdefizit. Um solche Vorurteile abzubauen, müssen wir als Politiker gemeinsam mit Logistikunternehmen und Verbänden eine aktive Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Unser „Aktionsplan Güterverkehr und Logistik“ sieht vor, durch eine gemeinsame Initiative von Bundesregierung und Wirtschaft die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich bekannter zu machen. So soll deutlich werden: Logistik und Güterverkehr sind sehr attraktive Zukunftsbranchen.Wie lässt sich das Image der Transport- und Logistikbranche verbessern?Unbestritten hat man zum Beispiel als Lagerfachkraft in der Kühllogistik keinen einfachen Job. Man muss mitunter sehr früh anfangen und körperlich anstrengende Arbeit verrichten. Wir sollten aber nicht vergessen, dass es neben den gewerblichen noch viele kaufmännische Ausbildungsberufe und auch Studiengänge gibt, die auch für Schulabgänger mit höheren Bildungsabschlüssen interessant sind. Auch die müssen wir bekannt machen.Wie trägt das Bundesverkehrsministerium dazu bei, dass sich etwas ändert?Wir werben auf der ganzen Welt für den Logis-tikstandort Deutschland, arbeiten mit den Branchenverbänden und Medien zusammen. So unterstützen wir auch Kampagnen, um dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen. Wir müssen aufklären und erklären. Ein gutes Beispiel ist hier der von der Bundesvereinigung Logistik ins Leben gerufene Tag der Logistik, der Schülerinnen und Schüler anspricht und die breite Öffentlichkeit für Logistik sensibilisiert.Was erhoffen Sie sich von der Initiative „Hallo, Zukunft!“ in diesem Zusammenhang?Zusammen mit der neuen Nachwuchsinitiative für die Transport- und Logistikbranche wollen wir dazu beitragen, dass Jugendliche Berufe in der Transport- und Logistikbranche als abwechslungsreich und spannend ansehen und einen Ausbildungsberuf in diesem Berech ergreifen. So können wir das im Aktionsplan für Logistik und Güterverkehr enthaltene Ziel, qualifizierten Nachwuchs in der Logistik zu bekommen, erreichen. agInterviewAndreas Scheuer

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