Gut aufgestellt: Wenn es um das Datenmanagement ...

Gut aufgestellt: Wenn es um das Datenmanagement rund um den Digi-Tacho geht, mangelt es den Anbietern von Telematiklösungen nicht an Ideen und Herausforderungen Die Tachodaten im GriffTelematik darf längst nicht alles, was sie könnte. Dies wird beim Management der Daten aus dem digitalen Tachografen deutlich. Die Ergebnisse des 2. VR-Telematik-Dialogs.Wunschdenken und Realität treffen bisweilen hart aufeinander. Dass dies auch in der Welt der Flottentelematik so ist, wurde während des 2. Telematik-Dialogs der VerkehrsRundschau deutlich. Wenn es um das Datenmanagement rund um den digitalen Tachografen geht, mangelt es den Anbietern und Anwendern von Telematik-lösungen nicht an Ideen. Doch die so dringlich ersehnte Schnittstelle für das Fernauslesen des digitalen Kontrollgeräts wird es nicht vor Ende 2008 geben. Das bestätigte Ralf Bosch, Director International Relations beim Gerätehersteller Siemens VDO Automotive, während der Veranstaltung in München. Eine solche standardisierte Schnittstelle würde es erlauben, Daten des Massenspeichers per Mobilfunk aus dem Fahrzeug in die Unternehmenszentrale zu übertragen. Fahrzeuge müssten dann zum gesetzlich vorgeschriebenen Download der Daten, der spätestens alle drei Monate erfolgen muss, nicht mehr vor Ort im Unternehmen sein. Der Download könnte auf diese Weise außerdem erheblich schneller bewerkstelligt werden – denn die Übertragung mittels Downloadkey dauert je nach Datenvolumen zwischen 15 und 20 Minuten pro Fahrzeug. Für Unternehmen mit großem Fuhrpark läppert sich derzeit alleine für das Herunterladen der Daten aus den digitalen Tachografen eine Menge Arbeitszeit zusammen. In der Branche wird daher nicht ohne Grund bereits scherzhaft das neue Berufsbild des „Downloaders“ ins Spiel gebracht.„Meine Forderung an die Gerätehersteller lautet ganz klar, dass das Auslesen des Massenspeichers auch von unterwegs funktioniert“, machte Peter Röskes seine Position deutlich. Der Geschäftsführer der Röskes Speditions GmbH in Heiligenhaus steht nun, wie so viele Unternehmer seiner Branche, vor der Aufgabe, das Datenmanagement im Zusammenhang mit dem digitalen Kontrollgerät zu organisieren. Röskes, der seinen Fuhrpark mit 50 Zugmaschinen bereits im Jahre 2000 mit einem Telematiksystem ausgestattet hat, sieht einen großen Bedarf bei Speditionen für praktikable und vor allem rechtssichere Lösungen für den Datendownload mittels Telematik. Alle bislang am Markt erhältlichen technischen Lösungen, mit denen der Massenspeicher von unterwegs ausgelesen werden kann, setzen voraus, dass der Fahrer die Unternehmenskarte dabeihat und sie zum Herunterladen der Daten am Gerät steckt. Dies ist aber, nach Auffassung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung nicht erlaubt. In einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der VR heißt es: „Um dem Datenschutz Rechnung zu tragen, darf der Unternehmer seinen Fahrern die Unternehmenskarte nicht aus-händigen, um von unterwegs einen Datentransfer aus dem Massenspeicher des Geräts zu bewerkstelligen. In diesem Fall könnte der Fahrer auf Daten anderer zugreifen.“ Auf tönernen FüßenNach Ansicht vieler Anbieter solcher Lösungen steht das pauschale Verbot aber auf tönernen Füßen. Zum einen bemängeln Kritiker, dass das Ministerium nicht sagt, auf welche Rechtsgrundlage sich das Verbot stützt, zum anderen führe die Praxis das Pauschalverbot ad absurdum. Ralf Klodt, Vertriebsleiter der Pro Cont Sales GmbH: „Auch wenn die Daten auf dem Betriebshof ausgelesen werden, ist es häufig ein Fahrer, der die Unternehmenskarte steckt.“ Der Anbieter einer webbasierten Archivierungssoftware, die in Verbindung mit einem Telematiksystem den Remote-Download gestattet, orientiert sich lieber an einer Empfehlung von Juristen. Deren Ratschlag: Wenn die Unternehmenskarte an Fahrer weitergegeben wird, sollte deren Handeln als Vertreter des Unternehmers vertraglich geregelt sein. Damit einhergehend hätten sie selbstverständlich dem Datenschutz Rechnung zu tragen. Unternehmer Peter Röskes würde sich darauf nicht verlassen wollen: „Ich hätte dabei Magengrimmen“, gab der Juniorchef zu. Ralf Bosch vom Gerätehersteller Siemens VDO schätzt den tatsächlichen Bedarf für den Remote-Download im Markt auf höchstens 10 bis 20 Prozent bei Fuhrparks mit Fahrzeugen über 3,5 Tonnen. Diesem relativ geringen Bedarf stehe seitens des Tachografenherstellers allerdings ein großer Entwicklungsaufwand entgegen: „Das ist eine große Hausnummer für uns Gerätehersteller“, gab Bosch zu bedenken. Eine solche Schnittstelle, die von den entsprechenden EU-Verordnungen noch gar nicht definiert ist, müsste auf jeden Fall den hohen Anforderungen an den Datenschutz genügen. Siemens VDO und andere Hersteller müssten nicht nur die Software entsprechend anpassen und sicherstellen, dass es keine Rückwirkung auf andere Funktionen des Geräts gibt, sondern eine ganz neue Zulassung des Geräts beantragen sowie die Freigaben der LKW-Hersteller erhalten. Kurz: hoher Aufwand, hohe Kosten bei wenig Nutzen für den Gerätehersteller selbst. Umso höher wäre der Nutzen bei den Abnehmern, den Herstellern von LKW, die die Schnittstelle für ihre eigenen Telematiksysteme nutzen könnten. Ralf Forcher, Geschäftsführer der DaimlerChrysler-Telematiktochter FleetBoard, setzt auf die Schnittstelle und will sie den Kunden so früh wie möglich anbieten. Auch zahlreiche freie Lösungsanbieter warten auf die Schnittstelle: Peter Giesekus, Deutschland-Geschäftsführer von Qualcomm Europe: „Wir wollen die Schnittstelle als Standard, weil wir sie brauchen.“ Er glaubt, dass der Bedarf im Markt wesentlich höher ist als von Siemens VDO angegeben.Ein Mehr an InformationenKein Problem ist dagegen das Auslesen der Fahrerkarte von unterwegs und auch für das Flottenmanagement können die Daten des digitalen Tachografen heute schon genutzt werden. Über eine Info-Schnittstelle am Gerät können wichtige Daten über Fahreraktivitäten sowie Fahrzeugdaten ausgelesen und via Mobilfunk in Echtzeit ins Unternehmen geschickt werden. Dieses Mehr an Informationen unterstützt den Disponenten, die Lenk- und Ruhezeiten seiner Fahrer im Blick zu behalten – vorausgesetzt er hat eine Dispositionssoftware, die diese Daten visualisieren kann. Bernd Langenbach, MAN Trucks & Bus Deutschland, erhebt das Thema Lenk- und Ruhezeiten gar zur Schicksfrage für Telematikanbieter: „Man wird die Anbieter daran messen, ob sie das Problem der Lenk- und Ruhezeiten bewältigen können“, glaubt Langenbach. Auch wenn das Thema für Unternehmer jetzt noch schwierig darstellbar sei, werden sie am Ende von den digitalen Daten aus dem Tachografen profitieren, glaubt Peter Giesekus: „Ich glaube, dass der digitale Tacho ein Segen für die Transporteure ist.“ ❙❚■ Dietmar WinklerRalf Bosch, Siemens VDOThomas von Broich, ComlogHeinz-Leo Dudek, Euro TelematikHelge S. Ellwart, Transics DeutschlandJosef Bielefeld, TIS InformationssystemeGünter Englert, Spedion GmbhRalf Forcher, DaimlerChrysler FleetboardAlexander Fuchs, Wanko GmbHPeter Giesekus, Qualcomm EuropeHans-Jürgen Hunger, Transics DeutschlandPeter Int-Veen, TIS InformationssystemeBereits zum zweiten Mal hat die VerkehrsRundschau die führenden Anbieter von Lösungen für Flottentelematik nach München eingeladen. Mehr als 30 Teilnehmer diskutierten am Vortag der Messe transport logistic über aktuelle Trends der Telematik. Im Mittelpunkt standen diesmal Lösungen rund um den digitalen Tachografen. Telematiksysteme bilden das Bindeglied zwischen den im Fahrzeug aufgezeichneten Lenk- und Ruhezeiten und der Disposition im Unternehmen und erlauben den Zugriff auf die aufgezeichneten Fahreraktivitäten in Echtzeit. Außerdem kann mittels Telematik der Download von Daten auf der Fahrerkarte und im Massenspeicher des Geräts von unterwegs bewerkstelligt werden. Die meisten Anbieter gehen davon aus, dass die Einführung des digitalen Kontrollgeräts eine verstärkte Nachfrage nach Telematiklösungen mit sich bringt.Wilfried Klodt, Pro Cont SalesThomas Köhler, Rös-kes Speditions GmbHBernd Langenbach, MAN NutzfahrzeugeBernd Schoob, FleetConsult GmbHMarkus Semm, Enaikoon GmbHMarkus Wartha, IAV Products Schnittstellen zum Digitalen KontrollgerätInfo-SchnittstelleDownload-Schnittstelle (frontseitig)Remote-Interface (geplant)Anschluss von Bordrechnern zur Aufzeichnung von Fahrer- und Fahrzeugaktivitäten; stellt Daten für das Fuhrparkmanagement bereitHerunterladen von gespeicherten Kontrollgerätedaten und Daten der Fahrerkarte zum Zwecke der gesetzlichen Archivierung, beispielsweise über einen Download-KeyHerunterladen von gespeicherten Kontrollgerätedaten von unterwegs; im Gegensatz zu heute existierenden Downloadlösungen muss Unternehmenskarte nicht mehr im Fahrzeug gesteckt werden; Starten des Downloadprozesses durch Stecken der Unternehmenskarte in der DispozentraleÜbertragene Daten enthalten keine digitale Signatur, der gesetzlich vorgeschriebene Download von Fahrerkarten- und Massenspeicherdaten ist über diese Schnittstelle daher nicht möglichÜbertragene Daten enthalten digitale Signatur, Download der Massenspeicherdaten nur nach Stecken der Unternehmerkarte möglichDatenschutz ist gewährleistet, da Unternehmenskarte nicht an den Fahrer weitergegeben werden muss, übertragene Daten enthalten digitale Signatur und können daher für die gesetzliche Archivierung verwendet werdenEdgar Wildt, Siemens VDOPeter Röskes, Röskes Speditions GmbH

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