Göbel Fahrzeugbau

Göbel FahrzeugbauKeine Leichtmatrosen am MainEin Besuch bei Göbel Fahrzeugbau erklärt, warum die Aschaffenburger ihre Wechselfahrzeuge undHubrahmen massiv und mit einem hohen Anteil an Handarbeit bauen. Während die Nutzfahrzeugbranche das laufende Geschäftsjahr mit gemischten Gefühlen bestreitet, weiß man bei Fahrzeugbau Göbel kaum noch, wie man die ganzen Aufträge abarbeiten soll: Die Aschaffenburger, die sich vor allem auf Wechselbrückenfahrzeuge und entsprechende Hubrahmen spezialisiert haben, stellen vor allem im Bereich des nicht ganz billigen „Airlifters“ einen kleinen Boom fest und sind aktuell bis Jahresende 2013 ausgelastet. Zum Zeitpunkt unseres Besuches bauten die Aschaffenburger gerade den ersten Airlifter auf Volvo-Euro-6-Chassis auf. Die hohe Nachfrage rührt laut Firmenchef Ralf Göbel vor allem von der einfachen Bedienung her, mit der 970 bis 1320 Millimeter Abstellhöhe erreicht werden. Unter Umständen bräuchten manche Kunden auch 920 Millimeter. Ein Zisch und die Brücke hebt sich Auf Knopfdruck zischt das Hubgestell nach oben. Sollte die Aufnahmehöhe dann immer noch nicht ausreichen, muss sich noch der LKW noch aus den Luftfedern erheben. Dabei bieten die beiden Hubschwingenbälge 16 Tonnen Hubkraft und liften so praktisch alle Wechselbehälter mühelos. Auch eng stehende oder etwas schräg abgestellte Brücken kann man so „auf Knopfdruck“ verhältnismäßig leicht wieder aufnehmen. Umgekehrt lassen sich die Behälter so auch exakt abstellen. Mittlerweile hat Göbel gegenüber der Urversion einige Details optimiert: So kommt die gesamte Steuerung jetzt aus einer Hand von einem ortsnahen Profi. Und für den Zusammenbau, bei dem es auf Exaktheit und Dichtigkeit ankommt, beschäftigt Göbel ausschließlich Profis: „Die Montage hat es in sich, da kann man keine Leichtmatrosen gebrauchen“, scherzt der Erfinder der luftigen Schwinge, die übrigens trotz des vergleichsweise hohen Preises gern wieder bestellt wird: „Wer sie einmal hatte, möchte sein nächstes Fahrzeug in der Regel genauso wieder aufgebaut haben“, freut sich der rührige Firmeninhaber. Preisgünstiger ist da das pneumatische Hubschwingensystem, das von 1020 bis 1320 Millimeter Abstellhöhe reicht und ebenfalls 16 Tonnen heben kann. Dazu verbaut Göbel einen flach bauenden, massiven durchgehenden Hilfsrahmen, in den er die Hubschwingen bündig integriert hat. Das Aufnehmen respektive Absetzen klappt denkbar einfach: Man stellt den LKW in Position, hebt die Luftfederung an und fährt in den Zentriertunnel ein. Dann hebt man die vordere Hubschwinge an und kann anschließend die vorderen Behälter-Stützbeine einklappen und sichern. Anschließend hebt man die hintere Hubschwinge – wobei sich durch die Göbel-Handhebelsteuerung die vordere Hubschwinge automatisch absenkt – und klappt beide Beine ein. Danach werden die hinteren Stützfüße eingeklappt. Der Behälter wird nun an den vier Aufnahmepunkten verriegelt und gesichert. Dann kann man den LKW auf Fahrhöhe ablassen und alle vier Aufnahmepunkte sichern. Gerade dieser letzte Punkt wird laut Göbel bei schnellem Umsetzen auf dem Hof oder Kurzstrecken immer gern etwas schludrig gehandhabt, weshalb man sich die Arbeit mit optional lieferbaren Motoc-Schnellverrieglern, einer Rückfahrkamera und einem extra Rückfahrscheinwerfer erleichtern kann. Viel simpler sind da die ebenfalls massiv bauenden Adaptersysteme, die „per Hand“ auf- und abgerüstet werden. Im Gegensatz zum Hubschwingensystem kostet das weniger Geld, aber etwas mehr Arbeit und Zeit. Es wird laut Göbel gern da verwendet, wo seltener auf- und abgebrückt werden muss. Die Verwendung extra starken Materials und die robuste Bauweise sollen höchste Belastungen gewährleisten, wobei die massiven Verriegelungselemente hier eine zupackende Hand erfordern. Die schwere Auslegung der Behälteraufnahmen rechtfertigt Göbel mit seinen Praxiserfahrungen: „Im Alltag kommen derart starke Belastungen auf die Verschlüsse zu, dass man die eigentlich gar nicht solide genug bauen kann.“ Die Abstellhöhen reichen in dem Fall ebenfalls von 1020 Milllimeter (970 beim Adaptersystem XXL) bis zu 1320 Millimeter. Dabei richtet sich Göbel teils auch nach den einzelnen Großkunden und deren Sonderwünschen: Eine Arbeitslehre hält spezielle Befestigungs- und Montagepunkte für diverse Großkunden bereit. Bei den Twistlocks setzt Göbel auf solide Standardware von führenden Herstellern, die soliden Einweisrollen sind verzinkt oder aus Edelstahl gefertigt. Auch den Anschlag baut Göbel massiv. Volumensystem mit Unterfaltbordwand Außerdem fertigen die Unterfranken mechanische Standardwechselaufbauten, die für Volumen-LKW als XL- respektive XXL-Volumensystem geliefert werden. Mit denen fahren die Kunden C745- bis C782-Wechselbrücken. Dann spricht Göbel von 970 Millimeter Abstellhöhe und 3170 Millimeter Eckmaß. Eine Sonderlösung, die einst mit Meyer und Meyer entwickelt wurde, ist das XXL-Volumensystem mit unterfaltbarer Dautel-Slider-Ladebordwand und Tiefkupplung. Damit wird der LKW unabhängig von Rampen. Auf Wunsch kann Göbel hier bis auf niedrige 860 Millimeter Rahmenhöhe herunterkonstruieren. Dabei wurde das Programm in jüngster Zeit individuell auf die einzelnen Fahrzeughersteller zugeschnitten, wobei die Euro-6-Abgasnorm den Rahmenspezialisten großes Kopfzerbrechen bereitet: Selbst Daimler hat bei den neuen Baureihen nicht alle Eventualitäten berücksichtigt.Gerade bei den Wechsel- und Adaptersystemen sind so noch einige Umbauarbeiten am Chassis nötig. Dazu kommen die diversen Sonderwünsche der einzelnen Fuhrunternehmen respektive Spediteure. Entsprechend entsteht bei Göbel immer noch vieles in Handarbeit: Zwar existieren ein „Baukastensystem“ und eine weitgehend standardisierte Vorfertigung für die benötigten Grundkomponenten, doch Zusammenbau und Montage müssen dann immer noch individuell und fahrzeugspezifisch getätigt werden. Wie schon gesagt: „Leichtmatrosen“ kann und will sich Göbel nicht leisten. ❙❚■ Gregor Soller Göbel Umsetzfahrzeuge Preisgünstige „Hofhunde“ Großer Nachfrage erfreuen sich laut Ralf Göbel in letzter Zeit die Umsetzfahrzeuge. Dabei positioniert sich Göbel mit seinem „Hofhund“ preislich unterhalb von Kamags „Wiesel“, das mit Hydrostat und eigenem Rahmen vorfährt und die mit Daimler-Komponenten verbindet. Göbel hat sich prinzipiell den Mercedes Axor 1824 als „Basisfahrzeug“ auserkoren, um die Variantenvielfalt zu reduzieren und setzt darauf zwei Hydraulikpaare mit drei Hubscheren. Verriegelt wird auch hier wieder über die Motoc-Schnellverriegler. Typisch Göbel ist auch in dem Fall die extrem solide Auslegung des kompletten Hubrahmens inklusive der Abweiser. Am Heck soll eine ebenso stabile Einfahrschräge samt einem massiven Einweiser das schnelle Aufnehmen der Behälter erleichtern. Wichtig ist dabei die Straßenzulassung von Fahrgestell und Verriegelung, die sich einfach von der Kabine aus bedienen lässt. Interessant wird sein, welches Basisfahrzeug Göbel als Nachfolger des Axor nutzen wird. gs Die Fertigung bei Göbel Hoher Anteil Handarbeit Auch Göbel hat mittlerweile eine Art „Produktionsbaukasten“ erstellt. Das gilt aber in erster Linie für Standardstahlteile wie Längs- oder Querträger und die Vorbereitung von Elektrik, Pneumatik oder Hydraulik. Da viele Logistikdienstleister spezielle Wünsche bezüglich der Rahmengestaltung haben, hat Göbel für deren Vorbereitung extra Arbeitslehren angefertigt, auf denen der Kunde aufgeschrieben ist. Da die Aschaffenburger jedoch fast ausschließlich LKW-Fahrgestelle oder zugekaufte Lafetten auf- oder umbauen respektiver um Komponenten ergänzen, muss nach wie vor ein großer Teil der Arbeit „von Hand“ erledigt werden. Bezüglich der Oberflächenbeschichtung haben die Aschaffenburger erst in jüngster Zeit Grundierung und Lackierung optimiert. Optional bieten sie auch Verzinkung oder eine Kombination aus Zink und Lack an. gs Wer seine Brücken einmal pneumatisch gehoben hat, will das in der Regel wieder tun Extrem solide Behälter- aufnahmen: Denn die Praxis ist oft härter als die Theorie Neben Spediteuren und Fuhrunternehmen fragen auch Verlader nach neuen Sonderlösungen

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