Fahrermangel

Fahrermangel Fahrer: Jetzt knapp, bald teuerAuf einer VerkehrsRundschauFachkonferenz diskutierten Unternehmer den Ausweg aus dem Fahrermangel. Welche Rolle Gehälter, Unternehmenskultur und Fahrzeugausstattungen dabei spielen. Fahrer sind knapp, gute Fahrer sogar selten. Und wie das so ist mit einem knappen Gut, es wird teurer. „Die Grenze nach oben ist immer offen“, sagt Werner Schäffer von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi auf der VerkehrsRundschau-Fachkonferenz: „Den Fahrermangel erfolgreich bekämpfen“. Für die nächste Tarifrunde rechnet er mit Einkommenssteigerungen bei Berufskraftfahrern in Höhe von fünf bis acht Prozent. Es gebe noch einen Nachholbedarf aus der Zeit des Krisensparens. Aber, so schränkt der Gewerkschaftler ein, „man muss auch sehen, wie es weitergeht“. Geld ist aber nicht das einzige Lockmittel, um neues Fahrpersonal ins eigene Unternehmen zu holen. „Die Rahmenbedingungen müssen stimmen“, sagt Birgitta Worringen aus dem Bundesverkehrsministerium. Dazu zählt sie neben den Arbeitsbedingungen auch die Möglichkeit zu Aus- und Weiterbildung. So habe die Politik zwar die Berufskraftfahrerausbildung novelliert, die Auszubildendenzahlen seien aber trotz zuletzt positivem Trend noch zu gering. „Insgesamt beschäftigt jedes Unternehmen aktuell 0,06 Auszubildende“, sagt Worringen. Zudem könnten potenziellen Berufskraftfahrern mit der neuen Weiterbildung zum geprüften Meister für Kraftverkehr Entwicklungsperspektiven aufgezeigt werden. „Es muss nicht mehr heißen: einmal Brummifahrer, immer Brummifahrer“, so die Ministeriumsexpertin. Arbeitnehmerfreizügigkeit hilft wenigDass der Fahrermangel nicht nur durch möglicherweise steigende Fahrerlöhne Geld kostet, macht Claus-Oscar Herzig, Vizepräsident des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) sowie geschäftführender Gesellschafter der Spedition Oscar Herzig deutlich: „Wir haben schon Aufträge wegen fehlender Fahrer verloren. Vor allem für grenzüberschreitende Verkehre fehlen Fahrer.“ Auch für Herzig ist ein Schlüssel zum Erfolg beim Werben um neue Fahrer die Attraktivität des eigenen Unternehmens. „Das ist für mich ein Wettbewerbsfaktor, der mir hilft, die besseren Fahrer zu bekommen.“ In der neu gewonnenen Arbeitnehmerfreizügigkeit sieht der Unternehmer indes nur sehr begrenzt eine Alternative. „Da sind schon Unternehmen mit auf die Nase gefallen und es gibt sogar Kollegen, die arbeiten jetzt mit einem Dolmetscher für ihre ausländischen Fahrer.“ Wie wichtig die Attraktivität des Unternehmens und das Image einer Branche bei der Berufswahl ist, macht Sandra Hertrampf von der Bundesagentur für Arbeit deutlich: „Die Abbrecherquote bei den Auszubildenden ist vergleichsweise hoch und die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen ist doppelt so hoch wie in anderen Branchen.“ Hier sind Unternehmer und Verbände gefordert, für bessere Bedingungen zu sorgen und das Image der Branche aufzupolieren. Lifestyle der Mitarbeiter beobachtenWer noch ausreichend viele Fahrer hat, so Jörg Hedtmann von der Berufsgenossenschaft (BG) Verkehr, müsse dafür sorgen dass diese nicht durch arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren krank werden oder einen Arbeitsunfall erleiden – „Bestandspflege hat oberste Priorität“. Und hier gibt es im Gewerbe Nachholbedarf: „Im Personenverkehr ist die betriebliche Gesundheitsförderung bereits angekommen, nicht so im Güterverkehr“, mahnt der Präventionsexperte der BG. Oft werde beispielsweise die arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung nicht gemacht. Der Güterverkehr sei die Branche mit den meisten tödlichen Arbeitsunfällen und auch psychische Erkrankungen hätten erheblich zugenommen. Der Grund sind die zunehmenden Anforderungen an und der steigende Druck auf die Fahrer. Vor diesem Hintergrund gelte es, die Gefahren, die der „Lifestyle“ mancher Mitarbeiter birgt, nicht aus dem Auge zu verlieren. Rauchen ist so ein Thema. Fahrerassistenzsysteme und vernünftige Sitze hält Hedtmann vor diesem Hintergrund für eine Pflichtausstattung im LKW. „Einige Unternehmer haben den in der Regel schon ausreichend guten Standardsitz aus Kostengründen gegen eine Lusche getauscht“, kritisiert der BG-Mann.Mit Komfort und Sicherheit ködernFortschrittliche Unternehmer haben das erkannt. „Nicht mehr der V8 mit 500 PS, sondern Sicherheits- und Komfortausstattungen locken heute Fahrer. Sie lassen zudem einen Rückschluss auf die Unternehmenskultur zu“, weiß Jochen Altmann, Geschäftsführer bei dem Logistikdienstleister Gebrüder Schröder. Wenn Kunden Wert auf Qualität legen, würden sie die Mehrkosten für solche Ausstattungen auch honorieren. „Denn dann kriege ich die besseren Fahrer“, sagt Altmann. Den Fahrer wiederum entkoppelt die Kooperation Elvis mit industrialisierten Ladungsverkehren vom Fahrzeug. Die als Begegnungsverkehre organisierten Touren ermöglichen den Fahrern geregelte Arbeitszeiten, an denen sie Abends zu Hause sind, und den Kooperationsmitgliedern, ihr Gerät besser auszulasten, da es in den Pausenzeiten des einen Fahrers von einem anderen bewegt wird, erklärt Elvis-Vorstand Jochen Eschborn. ❙❚■ Serge VoigtUnternehmer diskutieren Strategien gegen den FahrermangelFahrermangel

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