Berlin. Die bekanntgewordenen Sicherheitslücken im Luftfrachtverkehr sind nach Aussagen von Experten den deutschen Sicherheitsbehörden seit Jahren bekannt. Ein ranghoher Mitarbeiter des Luftfahrt-Bundesamtes sagte dem Nachrichtenmagazin „Focus": „Über die Probleme bei der Kontrolle von Frachtgut sind die Sicherheitsbehörden spätestens seit 2006 informiert." Getan habe sich jedoch wenig. „Bis heute reichen die Ressourcen an Personal und Material nicht aus, um Anschlagsrisiken rechtzeitig erkennen zu können."
Der Chef der Deutschen Zoll- und Finanzgewerkschaft, Klaus Leprich, berichtete, Zollfahnder hätten ihre Vorgesetzten im Bundesfinanzministerium seit Jahren über Sicherheitslücken bei der Luftfracht informiert. „Das ist beinahe Routine gewesen, sei es bei (Hans) Eichel (SPD), (Peer) Steinbrück (SPD) oder (Wolfgang) Schäuble (CDU)." Die Finanzminister hätten die Warnungen aber in den Wind geschlagen. „Stattdessen wurde beim Personal gekürzt", beklagte der Gewerkschafter.
Der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Jörg Handwerg, sagte, seine Vereinigung habe immer wieder auf Defizite hingewiesen und einen weltweiten Ansatz für logistische Kontrollverfahren gefordert. „Doch von der Politik wurden wir nur belächelt."
Vor einer Woche waren zwei Sprengsätze in Luftpostsendungen in Dubai und Großbritannien entdeckt worden. Eines der Pakete war am Flughafen Köln-Bonn umgeladen worden. Zu den Anschlagsversuchen hat sich der jemenitische Arm der Terrororganisation Al-Kaida bekannt. Zudem hatte ein Luftpost-Paket mit einem Schwarzpulver-Sprengsatz das Kanzleramt erreicht, obwohl es am Flughafen Athen kontrolliert worden war. Es stammt mutmaßlich von griechischen Linksextremisten. (dpa)