Euro 6 in Europa

Euro 6 in EuropaBegrenzter Mautvorteil für Euro 6Einen Mautvorteil für Fahrzeuge mit der neusten Abgasnorm Euro 6 bieten derzeit nur wenige europäische Länder. Vorreiter sind hier Österreich und die Schweiz. In Deutschland lässt eine Entscheidung noch auf sich warten.Euro 6 geht jetzt los“, erzählt Tobias Schönenberger, Leiter Marketing bei Scania Schweiz, zufrieden. Etwa 70 LKW der neusten europäischen Abgasnorm hat der Nutzfahrzeughersteller vom Sommer 2011 bis heute im Alpenland verkauft. Ein Grund für die steigenden Absatzzahlen ist der von der Schweizer Regierung geplante zehnprozentige Rabatt für Euro-6-Fahrzeuge auf die Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA). „Wer jetzt in ein neues Fahrzeug investiert, ist auf längere Sicht in der kostengünstigen LSVA-Kategorie“, erklärt Schönenberger. Auch die österreichische Bundesregierung hat sich zum 1. Januar 2012 etwas einfallen lassen, um den Kauf von Euro 6 zu stimulieren. Eine neue Mautspreizung mit vierter Tarifgruppe bevorzugt seit Jahresbeginn Lastkraftwagen mit Euro-6-Antrieb (siehe Kasten rechts). Spediteure sparen auf österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen im Grundkilometertarif rund einen Cent pro Kilometer, wenn sie mit einem Euro-6- statt mit einem EEV-LKW (Enhanced Environmentally Friendly Vehicle) unterwegs sind – im Vergleich zu Euro 5 sind es sogar bis zu vier Cent pro Kilometer Ersparnis. Vergünstigungen gibt es zudem bei den österreichischen Sondermauten. So spart auf der Brennerautobahn ein Euro-6-LKW pro Überfahrt im regulärem Tarif gegenüber einem Euro-5-Fahrzeug bis zu 6,39 Euro. Kleine Fördertöpfe in ÖsterreichDarüber hinaus setzt die österreichische Bundesregierung keinerlei Kaufanreize für den neuen Motor. Stattdessen versuchen die Bundesländer, mit sehr begrenzten finanziellen Mitteln in die Bresche zu springen. Mit kleinen Fördertöpfen in Höhe von 500.000 und 400.000 Euro stimulierten die Bundesländer Tirol und Kärnten den Kauf von Fahrzeugen mit Euro 6 oder EEV. In Tirol wurde der Kauf von 100 Lastkraftwagen mit je 5000 Euro subventioniert. In Kärnten konnten maximal drei Kraftfahrzeuge à 4000 Euro und somit einer Höchstgrenze von 12.000 Euro pro Klein- und Mittelbetrieb (KMU) gefördert werden. Die Nachfrage war so groß, dass die Gelder noch vor Ablauf der Förderfristen ausgeschöpft waren.Die Maßnahmen der österreichischen Bundesländer bezeichnet Josef Ölhafen, Abteilungsleiter für Verkehrspolitik bei der Wirtschaftskammer Tirol, als „Tropfen auf den heißen Stein“. Es gehe vielmehr um die Signalwirkung an die Bundesregierung Österreich. Auch die Ausnahme von Euro-6-Fahrzeugen vom Nachtfahrverbot in Österreich ist kein Alleinstellungsmerkmal. Zwar darf der abgasärmste Motor auf dem Papier noch bis 31. Dezember 2015 nachts auf der Brennerautobahn fahren und Euro 5 nur bis zum 31. Oktober 2012. Die Wirtschaftskammer Tirol erwartet aber, dass die Sondergenehmigung für Euro 5 erneut verlängert werden könnte. „Das hängt von der Marktdurchdringung von EEV und Euro 6 ab“, sagt Ölhafen. Es helfe schließlich nichts, für Euro 6 Ausnahmegenehmigungen zu erteilen, wenn es keine Fahrzeuge gebe.Entscheidung in Deutschland steht ausIn Deutschland wird der Kauf von Euro-6-LKW derzeit im Rahmen der Mautharmonisierung mit bis zu 2200 Euro pro Fahrzeug gefördert. Zusätzlich haben der Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) der Bundesregierung einen Kompromissvorschlag vorgelegt, wie eine Mautspreizung zugunsten von Euro-6-LKW künftig aussehen könnte. Demnach soll es ab 1. Juni 2013 eine Mautklasse für Fahrzeuge der neuen Abgasnorm geben, die vier Cent pro Kilometer unterhalb der nächstgünstigen Mautkategorie liegt. Bis Ende 2016 soll diese Differenz auf zwei Cent pro Kilometer abgeschmolzen werden. „Die Prüfung des Vorschlags dauert noch an“, sagt Sabine Mehwald, Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums.Vor diesem Kompromiss sprach sich Nutzfahrzeughersteller Daimler für eine möglichst frühzeitige Mautspreizung aus. Wenn Euro-6 -Fahrzeuge schon vor 2014 die Umwelt entlasteten, sei dies „eine klare Win-win-Situation“, sagte Andreas Renschler, Vorstand Nutzfahrzeuge bei Daimler. Dieses Ansinnen stieß auf großen Widerstand des Transport- und Logistikgewerbes. So warnte der BGL vor einer vorzeitigen Entwertung von Euro-5-LKW durch verfrühte Kaufanreize für Euro 6. Die Einführung oder gar Privilegierung der neuen Fahrzeuge spielt nach Recherchen der VerkehrsRundschau derzeit in Europa außerhalb Österreichs, Deutschlands und der Schweiz keine Rolle. In den meisten EU-Ländern wird momentan entweder gar nicht nach Emissionsklassen bemautet – oder die günstigste Mautklasse erhalten sogar noch Fahrzeuge mit Euro 3.Jede vierte Bestellung Euro 6 Der Verkauf von Euro-6-Fahrzeugen läuft bei den derzeit beiden einzigen Euro-6-Anbietern Scania und Daimler gerade an. Konkrete Vorbestellungszahlen liegen noch nicht vor. Aber der Stuttgarter Marktführer vermeldet: „Die Bestellungen zum neuen Actros mit Euro 6 sind so hervorragend, dass jeder vierte LKW ein neuer Actros mit Euro 6 ist“, sagt Uta Leitner, Leitung Globale Wirtschaftskommunikation Daimler Nutzfahrzeuge der VerkehrsRundschau.Die Wettbewerber MAN, Iveco, DAF, Renault und Volvo werden ihre Euro-6-Fahrzeuge erst im Spätsommer zur Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) für Nutzfahrzeuge in Hannover präsentieren. Branchenkenner erwarten die tatsächliche Markteinführung bei MAN nicht vor Frühjahr 2013. Iveco und andere Anbieter sollen sogar erst Ende 2013 mit der neuen Abgasnorm starten. In Anbetracht dieser Marktlage bezweifeln Experten, ob es tatsächlich – wie im BGL-VDA-Kompromissvorschlag gefordert – vor 2014 in Deutschland zu einer zusätzlichen Förderung über Mautklassen kommt.Der Kauf eines Euro-6-LKW kostet aktuell etwa 12.000 Euro mehr als der Erwerb eines Fahrzeuges mit älterer Abgasnorm. Tobias Schönenberger von Scania Schweiz rät Kunden daher zur Abwägung. Sie sollten überlegen, wie viele Kilometer sie fahren und wie lange sie die Abschreibung des Fahrzeugs planen. „Wenn ein Spediteur ein Fahrzeug auf zehn Jahre amortisiert, dann lohnt sich der Schritt auf Euro 6“, empfiehlt er. Wenn er ein Fahrzeug nach vier bis fünf Jahren ersetze, könne er ruhig noch mal auf ein Euro-5-Fahrzeug setzen. ❙❚■ Johanna KochBisher gewähren nur wenige Länder einen Mautvorteil für Euro-6-FahrzeugeEuro 6 in EuropaÖsterreich Zum 1. Januar 2012 wurde in Österreich eine neue Mautspreizung vorgenommen. Die bisherigen drei Tarifgruppen wurden um eine vierte für Fahrzeuge mit Euro-6-Motor erweitert. Zeitgleich wurde die Maut an den harmonisierten Verbraucherpreisindex in Höhe von 2,8 Prozent angepasst. Der Grundkilometertarif setzt sich wie folgt zusammen:Bei den Sondermauten macht sich die neue Mautspreizung insbesondere auf der Brennerautobahn bemerkbar. Darüber hinaus sind Euro-6- wie auch Euro-5- und EEV-LKW vom Nachtfahrverbot ausgenommen.Schweiz Die Schweiz plant einen zehnprozentigen Rabatt für Euro-6-Fahrzeuge auf die Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA), die im zweiten Quartal 2012 angehoben wird. Die Vergünstigung soll vorerst bis Ende 2014 gelten. Die Schweiz kann den Rabatt aber nicht einfach autonom beschließen, da sie ein Landverkehrsabkommen mit der EU hat. Das Abkommen regelt, dass die Schweiz pro alpenüberquerender LKW-Fahrt von Grenze zu Grenze im gewichteten Durchschnitt eine Abgabe von maximal 325 Franken (etwa 270 Euro) erheben darf. Zudem muss die Ausgestaltung der Maut mit der EU abgesprochen werden. Darunter fällt der geplante Euro-6-Rabatt. „Wir gehen davon aus, dass es diesbezüglich eigentlich gar nichts zu verhandeln gibt, da es sich nicht um eine Erhöhung, sondern um einen Rabatt handelt“, sagt Michael Gehrken, Direktor des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbands Astag. „Die Verhandlungen sind auf gutem Weg“, bestätigt Andreas Windlinger, Pressesprecher beim Bundesamt für Verkehr (BAV) in der Schweiz. jkoVergünstigungen für euro 6 TarifgruppeKategorie2 Achsen3 Achsen4 und mehr AchsenA - Euro 614,50 Cent/km20,30 Cent/km30,45 Cent/kmB - EEV15,00 Cent/km21,00 Cent/km31,50 Cent/kmC - Euro 4 und 516,50 Cent/km23,10 Cent/km34,65 Cent/kmD - Euro 0 bis 318,70 Cent/km26,18 Cent/km39,27 Cent/km

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