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Andreas Bunz, Sprecher der Geschäftsführung der Willi-Betz-Gruppe"Ende einesAlbtraums"Die Akte ist zu, Thomas Betz ist verurteilt. Welche Konsequenzen die Willi-Betz-Gruppe aus dem Urteil zieht und wie sie wieder vorne mitspielen will, erläutert Andreas Bunz, Sprecher der Geschäftsführung im Interview mit der VerkehrsRundschau. Finden Sie das Urteil gerecht, das das Landgericht Stuttgart gegen Ihren Gesellschafter Thomas Betz letzten Montag gefällt hat?Andreas Bunz: "Gerecht" ist relativ. Wir sind mit einem anderen Ziel angetreten. Wir dachten auf der sicheren Seite zu sein, darin bestätigten uns auch diverse Gutachten. Von daher sind wir natürlich nicht glücklich, dass wir den angestrebten Freispruch nicht erzielen konnten. Doch das Verfahren hätte sich noch jahrelang hinziehen können. Hält man sich dies vor Augen, muss man mit dem Ergebnis zufrieden sein, auch wenn es uns nicht gefällt. Letztlich ist es für viele von uns das Ende eines Albtraums und ein Schlussstrich unter ein schwieriges Kapitel. Würden Sie soweit gehen, dass das Gericht an der Willi-Betz-Gruppe ein Exempel statuiert hat?Das kann man so nicht sagen, denn einige Fragen sind nach wie vor nicht eindeutig geklärt. Für die Branche bleibt entscheidend, ob die Kriterien, aus denen sich eine Sozialversicherungspflicht ausländischer Fahrer in Deutschland ergibt, künftig gesetzlich klar geregelt werden.Welche Folgen hat das Urteil für Ihr Unternehmen?In Zukunft werden wir darauf achten, dass wir auch in Graubereichen keine Angriffsfläche bieten. Um dies sicherzustellen, hat die Willi-Betz-Gruppe diverse Maßnahmen eingeleitet. Erstens hat sich unsere Dispositionsstrategie in den letzten Jahren den Veränderungen im Transportgewerbe angepasst und wird ständig weiterentwickelt – natürlich auch unter Berücksichtigung arbeitsrechtlicher Fragestellungen. Zweitens hat sich das Profil der Firmengruppe gewandelt. Trotz starken Wachstums des Transport- und Speditionsbereiches hat sich der entsprechende Anteil am Konzernumsatz durch das überproportionale Wachstum der Geschäftsbereiche Handel und Kontraktlogistik von 80 auf 50 Prozent reduziert. Drittens haben wir unsere Geschäftsführung erweitert und in 2006 einen Beirat unter der Führung von Klaus Mangold gegründet. Und schließlich wurde ein Verhaltenskodex eingeführt, der von unserem neuen Leiter der Rechtsabteilung gerade zu einem umfassenden Compliance-System weiterentwickelt wird. Ab wann wird Sie Thomas Betz wieder in der Geschäftsführung unterstützen?Thomas Betz bleibt selbstverständlich Gesellschafter des Unternehmens. In die operative Geschäftsführung wird er aber nicht mehr zurückkehren. Die Geschicke des Unternehmens wird er sicher weiter begleiten.Trägt das Urteil des Stuttgarter Landgerichts dazu bei, Klarheit in die Frage der Sozialabgaben zu bringen?Aus unserer Sicht bringt das Urteil in dieser Frage keine absolute Klarheit. Haben Sie aber bitte Verständnis dafür, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt diese Frage nicht abschließend beantworten kann, da das Urteil noch nicht in schriftlicher Form vorliegt. Diese bulgarischen Fahrer wurden seinerzeit ja von Ihrer Reutlinger Zentrale disponiert. Deren Sozialabgaben führte Betz aber in Bulgarien ab. Laut dem nun vorliegenden Urteil war das illegal. Sie hätten die Sozialabgaben in Deutschland zahlen müssen. Kippen Sie nun Ihre zentrale Disposition?Die Speditionsaufträge unserer Kunden werden auch künftig zentral erfasst. Um die Ausführung und die entsprechende Disposition der Transporte kümmert sich hingegen unsere Fuhrparkgesellschaft in den jeweiligen Ländern. Dank moderner IT-Technologie wird sich unser Mehraufwand hierbei in Grenzen halten.Wo führen Sie künftig die Sozialabgaben für Ihre Fahrer ab?Wir führen sie dort ab, wo die Mitarbeiter angestellt sind und die Sozialversicherungspflicht entsteht. Der deutsche Staat erhält also auch künftig nichts von Ihnen?Natürlich bekommt der deutsche Staat die Steuern und Abgaben, die ihm zustehen.Was raten Sie angesichts des Urteils nun anderen international tätigen Speditionen zu tun, damit diese nicht mit dem Recht in Konflikt geraten, wenn sie ausländische Fahrer zentral disponieren?Das Verfahren hat gezeigt, wie komplex die Sozialversicherungsthematik mit ihrer Vielzahl an Einzelfragen ist. Aus diesem Grund kann und werde ich anderen Speditionen keine Empfehlung geben. Die Beantwortung dieser Frage kann nur aus dem jeweiligen Geschäftsmodell selbst geleistet werden.Hätte es in der Sache mehr Klarheit gebracht, wenn das Verfahren zum Bundesgerichtshof gegangen wäre? Speziell für die Branche wäre es sicher hilfreich gewesen, endgültige Rechtsklarheit zu bekommen. Unsere Geschäftspartner hätten es aber nicht verstanden, wenn wir die jetzige Einigungsmöglichkeit ausgeschlagen und weitere drei Jahre Rechtsstreit in Kauf genommen hätten. Hinzu kommt, dass Thomas Betz einen Schlussstrich unter dieses schwere Kapitel ziehen wollte. Er sah in einem weiteren Tauziehen um Rechtspositionen keinen Sinn mehr.Wie hoch ist effektiv der Schaden, der in Ihrem Unternehmen durch die Affäre Betz entstanden ist? Die Einigungssumme von 35 Millionen Euro ist bekannt, hinzu kommen die Verfahrenskosten, das ist der finanzielle Schaden. Ansonsten sind wir mit dem Thema von Beginn an offen umgegangen und haben uns dadurch bei unseren Kunden und Mitarbeitern unsere Glaubwürdigkeit erhalten. Sie haben gezeigt, dass sie zu uns halten, von daher ist der Imageschaden gering. Das belegen auch unsere Umsatzzahlen. In den letzten sechs Jahren hat sich der Umsatz der Betz-Gruppe verdoppelt. Gerät Ihr Unternehmen dadurch in die finanzielle Schieflage? Keineswegs. Entsprechend dem kaufmännischen Vorsichtsprinzip haben wir für einen nie ausschließbaren "worst case" frühzeitig bilanziell und finanziell vorgesorgt. Branchenkenner sagen etwas anderes: Ihr Unternehmen soll durch diese Nachzahlungen ernsthaft gefährdet sein.Das höre ich zum ersten Mal, und es entbehrt jeder Grundlage! Bestätigen kann ich nur, dass es bei Start der großen Durchsuchungsaktion im Jahr 2003 und nach der Inhaftierung von Herrn Thomas Betz in 2005 für unser Unternehmen nicht einfach war. Ein strammes Cash-Management sowie eine stabile Vermögenslage haben uns über diese schwierige Zeit hinweggeholfen. Wir sind sehr gut aufgestellt und blicken zuversichtlich in die Zukunft: Dieses Jahr streben wir die Eine-Milliarde-Euro-Marke beim Umsatz an, und mit der Ertragslage sind wir zufrieden.Was machen Sie konkret, um nicht wie Ricö zu enden?Wir machen nur noch 50 Prozent des Umsatzes in der Sparte "Spedition/Transport". Wir sind also deutlich diversifizierter aufgestellt. Zudem profitieren wir enorm vom rasanten Wachstum in Osteuropa, insbesondere durch den EU-Beitritt Bulgariens und Rumäniens. Das sind unsere Märkte. Da sind wir zu Hause. Diese Länder werden nun erst entdeckt und haben unwahrscheinlich hohe Wachstumsraten. Auch die Türkei ist für uns ein sehr starker Markt, der boomt. Unsere Donau-Katamarane, mit denen wir Mitteleuropa mit Südosteuropa verbinden, sind fast immer ausgebucht. Woran liegt es, dass momentan die großen Transportriesen Augustin und Ricö schwächeln, obwohl die Märkte boomen? Kleine Transportunternehmen können sich immer auf Nischen spezialisieren und sich hier auskömmliche Margen sichern. Die großen Transportgesellschaften leiden unter verschärftem Druck der Großverlader und Großspediteure. Sie müssen deshalb an ihrer Netzkompetenz arbeiten. Nur wenn sie mit ihren LKW eine Auslastung von 85 Prozent und mehr erreichen, arbeiten sie rentabel. Spezifische Großaufträge für einzelne Kunden unterliegen allerdings in der Regel hohen Volumenschwankungen, die infolge von Gestellungsgarantieren zu einem erhöhten Leerkilometeranteil führen. Das ist die Krux. Diesen Spagat bekommt man nur hin, indem man standardisierte Transportplattformen schafft, wie es die großen Paket- und Expressdienste tun. Wie will die Betz-Gruppe weiter wachsen?Im Teil- und Komplettladungsbereich sehen wir dank der Weiterentwicklung unserer Transportplattform noch deutliches Wachstumspotenzial, vor allem in Bulgarien, Rumänien, Ungarn und der Türkei. Hier wollen wir deutlich stärker als der Markt wachsen. Große Wachstumschancen sehen wir auch in der Kontraktlogistik, insbesondere bei Montagelösungen für die Automobil-, Konsumgüter- und Elektronikindustrie. So haben wir in den letzten Monaten eine entsprechende Lösung für Toshiba und auch Heidelberger Druck in Betrieb genommen. Wie gefährlich sind für die Betz-Gruppe die neuen US-Speditionsriesen Schneider Logistics oder Penske?Dieses Szenario wird seit zehn Jahren immer wieder gezeichnet, aber das bereitet uns keine Sorgen. Ernsthafte Konkurrenz kommt eher aus dem Osten und der Türkei.Das heißt, Sie können trotz des momentan sehr hohen Kostendrucks in der Branche ganz legal mit den Ihren Mitbewerbern mithalten?Eindeutig ja! Der europäische Transportmarkt wird sich weiter konsolidieren. Davon profitieren sicher einige wenige Großanbieter mit einem starken Netz und auch sehr kompetente, regionale Nischenspieler. Verlierer dieser Marktentwicklung dürften indes Unternehmen mit 100 bis 500 Zugmaschinen sein.❙❚■ Eva Hassa, Kathrin Petersen

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Preisentwicklung in den Einzelsegmenten

Aufkommensentwicklung Quartal 1/2022 bis Quartal 4/2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum

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