Elektro-Umrüstung für Mercedes Vario

Elektro-Umrüstung für Mercedes VarioAuf Diesel folgt StromFür UPS rüstete die schwäbische Firma EFAS einen 15 Jahre alten Mercedes Vario komplett auf Elektroantrieb um. Neben niedrigeren Kosten kehrt auf diese Weise auch Ruhe in das Fahrerhaus des Zustellfahrzeugs ein. Diese göttliche Ruhe! Dort wo sich sonst nach dem Dreh am Zündschlüssel der bekanntermaßen raubeinige Mercedes-OM-314-Dieselmotor mit lautem Getöse ins Leben orgelt, ist in diesem Paketzustell-Vario nur ein leises Klacken und danach dezentes Summen zu vernehmen. Des Rätsels Lösung: Nach 15 Jahren im harten Zustellereinsatz bei UPS verbannten die Tüftler der Firma Elektrofahrzeuge Schwaben das Dieseltriebwerk des 7,5-Tonners aus dem Motorraum. An dessen Stelle sorgt nun ein Synchron-Elektromotor von AMK für Vortrieb. Und das in beeindruckender Art. Schließlich stehen die 300 Nm Drehmoment des 89 kW starken Motors bereits ab null Umdrehungen bereit. Daher lässt man an der Ampel manchen Kleinwagen locker stehen, bis die – wie bei allen UPS-LKW – abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h erreicht ist. Dabei dominieren in der mager isolierten Alukabine des P80E vor allem Wind- und Abrollgeräusche. „Von den Fahrleistungen und der Geräuschkulisse sind unsere Fahrer begeistert und möchten den E-Vario am liebsten nicht mehr gegen ein konventionelles Fahrzeug tauschen“, lacht Patrick Wunderlin, mitverantwortlich für die europäische UPS-Fahrzeugflotte. Auch die Kostenseite überzeugtMehr als das zählen für den Paketdienst aber natürlich Kosten und Image. Und Letzteres beeinflusst in diesen Zeiten ein Elektroantrieb von ganz alleine positiv. Aber auch das Kostenkapitel begeistert Wunderlin: „Im Gegensatz zu den Elektro-5,5-Tonnern des englischen Herstellers Modec, die zudem für unsere Zwecke deutlich zu klein sind, kommt uns dieses Fahrzeug mit Umbaukosten weit unter 50.000 Euro um ein Vielfaches günstiger.“ Außerdem ist das Basisfahrzeug bereits komplett abgeschrieben. Dank korrosionsbeständigem Aluminium-Aufbau sieht man ihm die gesammelten 480.000 Kilometer und 15 Jahre dennoch kaum an. „Der läuft locker noch zehn Jahre“, ist sich Patrick Wunderlin sicher. „Außerdem muss so keine neue Karosse hergestellt werden, was sich zusätzlich positiv auf die Nachhaltigkeit auswirkt.“ Dass wegen der insgesamt sechs schweren Lithium-Ionen-Akku-Blocks auf 540 Kilo Nutzlast verzichtet werden muss, ist für UPS ebenfalls kein Problem. Schließlich zählt im Paketgeschäft vor allem das Ladevolumen und das bleibt dank der unterflur und im Motorraum untergebrachten Akkus vollständig erhalten. Eine „Batteriefüllung“ soll laut Hersteller beladen für rund 100 Kilometer reichen. Von seiner täglichen, 85 Kilometer langen Auslieferungstour mit rund 140 Stopps kehrt der E-Vario im Regelfall dann auch mit noch 20-prozentiger Batteriereserve zurück. Sicher auch ein Verdienst der Motor-Start-Stopp-Automatik, den Strom sparenden LEDs am Heck und des Rekuperations-modus. Im Gegensatz zu anderen Stromern schaltet sich dieser aber erst hinzu, sobald der Fahrer auf die Bremse tritt. So lässt es sich länger sparsam rollen. Auch auf eine Heizung müssen die UPS-Zusteller verzichten.Fünfganggetriebe wurde zur AutomatikSeine Kraft gibt der Motor übrigens an das serienmäßige Mercedes-Getriebe weiter. Von dem blieb allerdings neben dem Rückwärtsgang nur der dritte Gang als normaler Fahrgang übrig. An steilen Anstiegen schaltet das Getriebe zudem in den zweiten Gang, ohne dass der Fahrer den langen Mercedes-Schalthebel bemühen muss. Ein halbes Jahr soll der P80E im Feldversuch bei UPS täglich Pakete ausliefern. Danach will man entscheiden, ob weitere gebrauchte KEP-Varios der braunen Flotte umgerüstet werden. „Wir sehen im emissionsfreien Elektroantrieb auf jeden Fall die Zukunft des innerstädtischen Lieferverkehrs“, erklärt Patrick Wunderlin. Die UPS-Fahrer würde das sicherlich freuen. ❙❚■ Jan BurgdorfGanz der Alte: Nur durch den Schriftzug unterscheidet sich der E-Vario von seinen dieselgetriebenen BrüdernAnstelle des Diesels fanden Batteriekasten und der dahinter montierte E-Motor unter der GfK-Haube Platz, weitere Batterien unter dem Laderaumboden Spartanisches UPS-Cockpit mit Batterie-Display, der alte Mercedes-Schaltstock blieb erhaltenUPS-Mann Patrick Wunderlin freut sich über die niedrigen Kosten des P80EElektro-Umrüstung für Mercedes VarioElektro-Synchron-Motor von AMK (Arnold Müller GmbH & Co.), Leistung: 90 kW (122 PS), max. Drehmoment: 300 Nm ab 0/min, Bremsenergierückgewinnung (Kers), Start-Stopp-AutomatikZweigang-Automatikgetriebe (auf Basis des serienmäßigen Fünfgang-Getriebes von Mercedes), Heckantrieb, elektronische Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/h160 Ah-Li-FeYP04-Batterie, bestehend aus 120 einzeln austauschbaren Zellen, besonders brandgeschützt, 62 kW/h, Betriebsspannung 400 Volt, insgesamt sechs Batterieblöcke unter dem Laderaumboden sowie im Motorraum untergebracht Leergewicht: 4050 kg, zulässiges Gesamtgewicht: 7500 kg, Nutzlast: 3450 kg, max. Ladevolumen: 23 m3Stromverbrauch: ca. 50 kW/h pro 100 km, Ladezeit: 8-10 Stunden, Reichweite (leer/beladen): 150 km/ 80-100 km (Herstellerangaben)Technische Daten

Elektro-Umrüstung für Mercedes Vario

Aufkommen im dritten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorquartal

Cyber-Sicherheit

MEISTGELESEN

Nutzfahrzeughersteller: Volvo Trucks hat 5000 Elektro-Lkw verkauft

Möglicher Ersatzneubau für Carolabrücke

Logistik: DB schließt Schenker-Verkauf an DSV ab

WEITERLESEN

NEWSLETTER