Ein Zuckerl für die Besten

Den trinkfreudigen und schweren V8 mit 680 PS einmal außen vor, ist der TGX 18.540 das eigentliche Flaggschiff im MAN-ProgrammEin Zuckerl für die BestenMit 540 PS spielt der MAN TGX in der Oberliga. Passt ein solcher LKW angesichts steigender Kraftstoffpreise noch in die Landschaft? Und was hat der Münchner sonst noch drauf? Der VR-Profi-Test gibt Antworten.Mit dem 18.540 tritt zum ersten Mal ein neuer MAN TGX zum VR-ProfiTest an. Mit hoher Leistung und prestigeträchtiger XXL-Kabine ist er oft die Belohnung für einen bewährten Fahrer oder der fahrbare Untersatz für den Juniorchef.Der leistungsstarke D26-Motor basiert auf dem leichten D20-Reihensechszylinder. 126 mm Bohrung und 166 mm Hub reichen für relativ bescheidene 12,4 Liter Zylindervolumen. Trotz kleinem Hubraum zeigt der von einer Common-Rail-Einspritzung befeuerte und via AdBlue gereinigte Vierventiler eine gute Performance. Er läuft leise und ohne Vibrationen. Der leichte Motor verhilft außerdem zu einem Rekordgewicht: mit 7150 kg Leergewicht (fahrfertig, mit Fahrer, 400 Liter Diesel und 60 Liter AdBlue) ist der TGX 18.540 das leichteste Fahrzeug seiner Klasse.Zur hohen Nutzlast trägt die neue Einblatt-Parabelfeder an der Vorderachse ebenso bei wie der neue, leichtere X-Lenker an der Hinterachse. Das Fahrverhalten leidet unter dem Leichtbau nicht – ganz im Gegenteil. In Kombination mit der jetzt direkter übersetzten Lenkung, umrundet der große MAN die VR-Handlingrunde mit hohem Fahrkomfort und – mit Ausnahme der zu weichen Kabinenfederung – mit exzellenten Fahreigenschaften. Zudem ist der 540er ein flottes Auto mit ansprechenden Fahrleistungen sowie angenehmem und kraftvollem Laufgeräusch. Dass MAN die XXL-Kabine nur noch mit der gut regelnden Klimaautomatik anbietet, kommt den Fahrern zugute. Wer während der Fahrt zusätzlich frische Luft haben möchte, kann die elektrische Dachluke anklappen und erntet eine bessere Lüftung bei nur leicht gestiegenem Geräuschniveau. Der große MAN überzeugt nicht nur mit hohem Fahrkomfort. Mit 33,7 l/100 km Durchschnittsverbrauch ist er für seine Leistung sparsam unterwegs. Problemlos verkraftet der moderne Motor 850 Touren und kurbelt auf der Landstraße im zwölften Gang mit 65 km/h vor sich hin.Zur guten Gesamtabstimmung trägt das feine ZF-Getriebe bei. Schwächen, wie Schaltungen beim Abbiegen, sind jetzt passé. Die AS-Tronic arbeitet mit einem guten Kompromiss aus moderater Schaltgeschwindigkeit und hohem Komfort. Als einem der wenigen Systeme kann man ihr die Schaltarbeit getrost überlassen. Sie macht kaum Fehler und nur versierte Fahrer holen noch ein paar Zehntel heraus.Mit starker Leistung wartet auch die Brems-anlage auf. So wie sich die Automatik schnell auf wechselnde Ladezustände einstellt, bleibt auch das Gefühl am Bremspedal bei vollem oder teilbeladenem Trailer gleich gut. Die Pedalkraft lässt sich gut dosieren. Bremsleistung und Ansprechverhalten sind über jede Kritik erhaben.Ordentliche Verzögerung bringt die elektronisch, stufenlos geregelte EVB-Motorbremse mit 290 kW Bremsleistung. Mit gut 70 km/h bei 2200 Umdrehungen am Testberg kann sie zwar einen Retarder nicht ganz ersetzen – ist aber ziemlich nah dran. Sie ist gut ins Management des Bremstempomaten integriert. Reicht die Verzögerungsleistung nicht, schaltet die Tipmatic selbsttätig zurück. Beibremsungen sind auf normalen Autobahngefällen nur selten nötig. Die Bedienung der wichtigsten Funktionen über das Multifunktionslenkrad darf als gelungen bezeichnet werden. Wer sein Volant gerne oben angreift, wird manchmal unbeabsichtigt mit dem Handballen Funktionen ausüben, die er nicht aktivieren wollte. Leider hat MAN das bestens funktionierende VDO-Dayton-Navigationssystem durch das unkomfortable, langsame Blaupunkt-System ersetzt. Mit gut 900 Liter Stauvolumen setzt der MAN keine neue Bestmarke. Dafür punktet er mit seinem großem Innenraum, großzügigen Betten sowie gut nutzbaren Ablagen und Fächern. Von den dicken Matratzen über die neuen Lattenroste bis hin zu den bequemen, klimatisierten Luxussitzen ist alles sehr fahrerorientiert. Die Sicht aus der Kabine ist insgesamt gut. Mag die große Scheibe bei frontaler Sonneneinstrahlung Probleme bereiten, die Sicht auf hoch hängende Ampeln ist gut. Mit einem fixen Serviceintervall von 120.000 km muss der MAN nur selten in die Werkstatt. Alle wichtigen Füllstände überwacht das Diagnosesystem. Wer sich ins umfangreiche Menü des Bordcomputers und die teils umständliche Bedienung einarbeitet, findet viele Möglichkeiten der Fahrzeuganalyse. Bei den Ersatzteilpreisen liegt MAN im mittleren Bereich.Insgesamt wurden beim TGX die am TGA geäußerten Kritikpunkte beseitigt. Signifikant ist der hohe Langstreckenkomfort, wobei der TGX auch auf engen Straßen zu überzeugen weiß. Für ein Fahrzeug der "Über-500-PS-Klasse" ist er wirtschaftlich. Als "Belohnung" für treue Dienste mag er ein ideales Instrument sein. Für große Flotten ist er trotzdem zu teuer. ❙❚■ Gerhard Grünig.

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