Dunkle Ecken im Servicenetzwerk

Voller Hof: SAF hat die Kapazität der Trailerachsproduktion massiv ausgeweitet. Bereits an einem Brückentag ohne Abholung läuft der Hof voll Dunkle Ecken im ServicenetzwerkDas Wachstum der Branche veranlasste die Hersteller von Trailerachsen, Produktion und Service auszuweiten. Während die Produkte sehr ausgereift sind, können die ständig wachsenden Servicenetze bisweilen Überraschungen bereithalten.Auf die Frage, wie hoch der Anteil der SAF-Achsen sei, die das 2006 präsentierte Sorglos-Paket "All in" mit 600.000 Kilometern oder vier Jahren Garantie beinhalteten, antwortet SAF-Verkaufsleiter Klaus Jürgen Stegmann ganz ehrlich: "Aufgrund der Achsenknappheit sind das momentan keine fünf Prozent."Keine Kapazitäten für Sonderwünsche Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei Krone ab, wo man unter anderem mit BPW den quasi wartungsfreien Profiliner "Long-Life" ins Rennen geschickt hat. Bei den Bergischen läuft das Ganze unter Eco Premium, doch auch hier verhielten sich die Kunden zurückhaltend: Sie waren im letzten Jahr froh, überhaupt Achsen zu erhalten. Kögel und Schmitz fuhren entsprechend ihre eigenen Achsproduktionen hoch, wobei man sich in Altenberge stark an Gigant orientiert, während Burtenbach mit Arvin Meritor kooperiert. Die wahre Herausforderung für alle Hersteller ist jedoch der Service. Zwar bietet jeder Achshersteller ein dichtes flächendeckendes Netz an, das im Internet abgerufen werden kann und im besten Fall schon mit entsprechendem Kartenmaterial verlinkt ist. So können Dispo oder Fahrer sofort die nächste zuständige Werkstatt ermitteln, samt Adresse, Telefonnummer und exakter Entfernung. Das Problem ist nur, dass die in der Praxis manchmal gar nicht weiß, dass sie Servicestützpunkt ist. Diese Erfahrung äußerte ein Spediteur auf einem Symposium im kleinen Kreis, das Krone in Spelle abhielt. Konkret blieb ein Fahrzeug in Spanien liegen. Der nächste Servicepunkt war sofort lokalisiert und verständigt: "Klar, Trailerachsen könne man prinzipiell auch reparieren, das komme allerdings nur sehr selten vor", erklärte man etwas überrascht. Letztlich bekam man den Auflieger mit einiger Verzögerung wieder flott, allerdings nicht in den oft propagierten 24 bis 48 Stunden. "So etwas darf natürlich nicht passieren, kann aber immer wieder einmal vorkommen", gibt Stegmann unumwunden zu, da ein Servicenetz ein "lebendes Gebilde sei, das man leider nicht bis in den letzten Winkel kontrollieren könne."Denn mit einigen Werkstätten bestehen nur Lieferkontrakte: Die können dann bei Bedarf Ersatzteile ordern und verbauen, tun dies aber vielleicht selten, da man in erster Linie LKW wartet oder sich um Aufbauten kümmert. Bekannt ist diese Problematik natürlich auch den Trailerherstellern. "Die permanente Rückmeldung über das Funktionieren des Servicenetzwerkes ist ein wichtiger Punkt", gibt Gero Schulze Isfort, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bei Krone, zu bedenken und überlegt schon, seinen "Service Locator" um ein Bewertungsschema ähnlich Ebay zu erweitern. Generell muss man den Achsenherstellern aber gute Arbeit bescheinigen: Neue Hyd-ropulser bei BPW und SAF ermöglichen noch exaktere und üppigere Testreihen, Ausfälle und Probleme mit den Aggregaten sind absolute Ausnahmen. Dazu kommen verbesserte Komponenten, sehr zum Missfallen der einzelnen Serviceabteilungen, die sich bei Verkäufern und Entwicklern schon beschweren: "Bei den Trommelbremsen hatten wir alle 150.000 Kilometer Arbeit, jetzt gibt es Kunden, die eine Million Kilometer auf eine Bremsscheibe fahren", erzählt Stegmann.Das funktioniert sogar ohne Extrapakete und deckt sich auch mit der Erfahrung einiger Unternehmer, die mittlerweile nicht nur Bremsscheiben, sondern auch Karkassen und Zugmaschinen relativ prob-lemlos an den siebenstelligen Bereich fahren. "Die ganzen Versicherungspakete, die bis 600.000 Kilometer reichen, sind eigentlich Humbug", findet Spediteur Rolf Hamprecht: "Ein guter Fahrer, der ein bisschen auf sein Equipment achtet, wird bis zu dieser Laufleistung keine Probleme haben", weiß der Unternehmer aus Erfahrung und schiebt aber nach: "Darüber hinaus wird es dann allerdings interessant, da man dann aufgrund der Materialermüdung mit Problemen rechnen muss – das ist ganz natürlich." Ein guter Fahrer spart bares GeldDas gilt umso mehr für Mietgesellschaften und große Flotten, wo Trailer öfter gewechselt werden oder kein direkter Draht zum Fahrer besteht. "Die rechnen in Cent pro Kilometer und können nur so genau kalkulieren, was sie das Fahrzeug kostet", erklärt Stegmann und sieht hier noch deutliches Potenzial, zumal sich die Lage am Achsenmarkt aufgrund der abkühlenden Nachfrage gerade wieder etwas entspannt. Die Scheibe ist für ihn auch die Bremse der Zukunft, auch wenn die Trommel in bestimmten Anwendungsbereichen bleiben wird, denn "kein LKW-Hersteller wird zur Trommel zurückkehren". Kein Wunder, dass BPW jetzt auch im Tiefladerbereich anfängt, Scheiben anzubieten. Denn Scheiben können Wartungskosten und Standzeiten sparen. In Sachen Technik herrscht also Einigkeit bei den mittlerweile sechs Achsenherstellern. Auch in Sachen Service. Die Arbeit besteht nun darin, den im ständig wachsenden Weltmarkt auch zu sichern.❙❚■ Gregor Soller

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