Deutscher Logistik-Preis 2013

Deutscher Logistik-Preis 2013 Aus drei mach eins Lekkerland Deutschland hat den Deutschen Logistik-Preis 2013 gewonnen. Das Unternehmen beliefert seine Kunden gleichzeitig mit ungekühlter, frischer und tiefgekühlter Ware und hat dafür 160 Mehrkammerfahrzeuge angeschafft. Die neue Lieferstrategie spart pro Jahr 3,4 Millionen Kilometer ein. The convenience company“ steht im Logo des Handels- und Logistikunternehmens Lekkerland. Das heißt übersetzt so viel wie „Die Bequemlichkeits-Firma“. Für viele der 61.400 Kunden, darunter Tankstellenshops, Kioske, Getränkemärkte und Lebensmittelgeschäfte, ist das Bestellen bei Lekkerland im vergangenen Jahr tatsächlich noch bequemer geworden. Löste früher eine Bestellung bis zu drei nach Warengruppen getrennte Anlieferungen aus, kommt heute nur noch ein Mehrkammer-LKW. Der bringt ungekühlte (über 7 Grad Celsius), frische (0 bis 7 Grad Celsius) und tiefgekühlte Ware (unter minus 18 Grad Celsius) zusammen. Für das dahinterstehende Logistikkonzept wurde Lekkerland am Mittwoch auf dem 30. Deutschen Logistik-Kongress in Berlin mit dem Deutschen Logistik-Preis ausgezeichnet. „Eine echte logistische Innovation im besten Sinne“, lobte Juryvorsitzender Bernd Gottschalk das Konzept, für das Lekkerland 28 Millionen Euro investierte – im Jahr 2012 das größte Einzelinvestment in der gesamten Lekkerland-Gruppe. Nun sind Mehrkammerfahrzeuge beileibe nicht neu und werden in der Lebensmitteldistribution schon seit mehr als zehn Jahren eingesetzt. Allerdings gelten Multitemperaturkonzepte als logistisch besonders anspruchsvoll und Lekkerland hat die damit zusammenhängenden Schwierigkeiten vorbildlich gelöst. „Die Lekkerland Multitemperatur-Logistik besteht aus vielen Einzelinnovationen. Unser Ziel war es, den administrativen Aufwand für unsere Kunden deutlich zu verringern und ihnen mehr Zeit für das aktive Verkaufen zu ermöglichen“, erläutert Kay Schiebur, Chief Supply Chain Officer bei Lekkerland. Die konventionelle Lieferung mit jeweils einem LKW pro Temperaturgruppe stellte vor allem die kleineren Kundenunternehmen vor Probleme. Sie mussten pro LKW jeweils eine Wareneingangskontrolle durchführen, Personal für die Verräumung in den Shops vorhalten und hatten darüber hinaus einen relativ hohen Aufwand mit Lieferscheinen und Rechnungen. Heute heißt es: „Eine Bestellung, eine Lieferung, eine Rechnung“. Neue Verteilstruktur aufgebaut Was für den Kunden eine deutliche Erleichterung darstellt, sorgt allerdings hinter den Kulissen für logistischen Aufwand. Zum Beispiel in der Lagerwirtschaft: Lekkerland lagert seine Tiefkühlware in vier Tiefkühlzentrallägern in Berlin, Hamburg, Oberhausen und München sowie in einem weiteren externen Lager in Heppenheim. Zusätzlich gab und gibt es elf Verteilzentren, in denen keine Tiefkühlbestände liegen. Um das Multitemperaturkonzept umsetzen zu können, richtete das Unternehmen diese Verteilzentren für den Umschlag und die Zwischenlagerung von Tiefkühlprodukten ein – beziehungsweise erweiterte vorhandene Kapazitäten deutlich. Die Zentralläger versorgen nun täglich im Cross-Docking die Verteilzentren mit Tiefkühlware. Auch auf die Kommissionierung hat das neue Konzept Auswirkungen. Früher kommissionierten die Mitarbeiter in den Lagern die gesamte Tour eines LKW und der Fahrer teilte die Ladung auf dem Fahrzeug nach Kunden auf. Das funktioniert in einem Mehrkammerfahrzeug nicht mehr ohne Weiteres. Deshalb wird jetzt im Lager auftragsbezogen kommissioniert. Dank spezieller Kommissionierfahrzeuge und Pick-by-Voice ist ein Multi-Order-Picking für sechs Aufträge gleichzeitig möglich. Das neue Kommissionierkonzept ermöglicht nicht nur die Mehrtemperaturbelieferung – es senkte zudem die ohnehin schon geringe Reklamationsquote bei den Tiefkühlprodukten um zwei Drittel. Mehrkammer-Fahrzeuge angeschafft Zu den Innovationen gehört, dass der Laderaum der Mehrkammerfahrzeuge verschiebbare Längs- und Querwände hat. Dadurch kann das Fahrzeug flexibel an Auftragsschwankungen angepasst werden. Diesen Vorteil spielt Lekkerland besonders intelligent aus. Anhand der Ladelisten, in denen die Reihenfolge der Belieferung festgelegt ist, werden die jeweiligen Temperaturkammern in den Mehrkammerfahrzeugen mittels der verschiebbaren Wände vorkonfiguriert. Das optimiert die Auslastung der Fahrzeuge. Die 160 neuen Mehrkammerfahrzeuge sind von der Kühltechnik her alles andere als trivial. Schließlich muss die Kühltechnik an die jeweilige Kammerkonfiguration angepasst werden. Um das zu gewährleisten, müssen die Fahrer entsprechend geschult sein. Lekkerland bezog die Fahrer bereits frühzeitig in das Projekt ein und trainierte sie intensiv in Zusammenarbeit mit dem TÜV, dem Fahrzeugbauer und dem Kühlmaschinenhersteller. Unterstützt wird der Fahrer durch ein Telematiksystem. Stellt die Fahrzeugsensorik Temperaturabweichungen fest, werden Fahrer und Geschäftsstelle informiert. Der Fahrer bekommt eine entsprechende Nachricht auf sein Handy oder seinen PDA. Die Telematik hat Lekkerland auch dazu genutzt, um den Kundenservice zu verbessern. Ein Telematik-Tool erstellt elektronische Belege. Die Kunden bekommen zudem direkt aus der Tourenplanungssoftware den geplanten Ankunftszeitpunkt ihrer Belieferung mittels eines Lieferavis mitgeteilt. Damit bekommt der Shopbetreiber mehr Planungssicherheit. Nicht nur für die Kunden lohnt sich die Multitemperatur- und Einstoppstrategie von Lekkerland. Auch Lekkerland profitiert von einem erheblichen Rationalisierungseffekt. Das Handelshaus spart pro Jahr 260.000 LKW-Stopps ein – rund 3,4 Millionen Kilometer weniger legt die Lekkerland-Flotte nun zurück. ❙❚■ Björn Helmke, VR-Korrespondent Lekkerland in Zahlen Die Lekkerland Deutschland GmbH & Co. KG ist Spezialist für die Lieferung von Unterwegsbedarf. Dazu gehören Tabakwaren, Lebensmittel, Non-Food-Produkte, Getränke, Electronic Value (Telefonkarten) und vieles mehr. Die 61.400 Kunden in Deutschland sind Tankstellenshops, Kioske, Convenience-Stores, Tabakwarenfachgeschäfte, Getränkemärkte, Kaufhäuser, Lebensmittelmärkte, Bäckereien und Kantinen. Im Geschäftsjahr 2012 belief sich der Umsatz auf 6,998 Milliarden Euro (2011: 6,8 Milliarden Euro). Größte Kundengruppe sind die Tankstellenshops mit rund 4,4 Milliarden Euro Umsatz. Lekkerland Deutschland beschäftigt in seinen 15 Logistikzentren und der Zentrale in Frechen bei Köln 3011 Mitarbeiter. Das Unternehmen hat insgesamt 395 Fahrzeuge im Einsatz, davon 160 Mehrkammerfahrzeuge. hel Multitemperatur-Konzepte gelten als logistisch besonders anspruchsvoll „Unser Ziel war es, den administrativen Aufwand für unsere Kunden deutlich zu verringern“ Kay Schiebur Chief Supply Chain Officer bei Lekkerland