Bonn. Ein großer Post-Streik mit leeren Briefkästen und negativen Folgen auch für die Wirtschaft könnte in letzter Minute abgewendet werden: Zwei Tage vor dem geplanten Streik kehren die Deutsche Post und die Gewerkschaft Verdi an den Verhandlungstisch zurück. Die bislang gescheiterten Verhandlungen werden an diesem Mittwoch wieder aufgenommen, wie beide Seiten heute erklärten. Die Tarifparteien zeigten sich zuversichtlich, den von Verdi für den 2. Mai angekündigten unbefristeten Streik doch noch mit einer friedlichen Lösung abwenden zu können. Über mögliche Kompromisslinien hüllten sich beide Seiten in Schweigen. Die Verständigung auf eine Fortsetzung der Verhandlungen erfolgte noch während der Urabstimmung unter den rund 100.000 Verdi-Tarifbeschäftigten für den Streik. „Die Urabstimmung läuft super, die Botschaft der Beschäftigten kommt beim Vorstand an“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. Die Gewerkschaft habe in den letzten Tagen „Gesprächsbereitschaft“ signalisiert, berichtete die Deutsche Post. Die Urabstimmung endet in der Nacht zum Mittwoch. Das Ergebnis soll dann am Mittwochnachmittag bekanntgegeben werden Die Gewerkschaft rechnet nach ihren Beobachtungen mit einer „überwältigenden Zustimmung“ zu einem Streik. Mit der klaren Stimmung der Beschäftigten im Rücken und der Drohung mit dem größten Streik bei der Post seit 1994 nimmt Kocsis die Verhandlungen wieder auf. Sie hatte früher erklärt, dass für Verdi eine Arbeitszeitverlängerung für die insgesamt rund 130.000 Tarifbeschäftigten (bisher 38,5 Stunden) in der Woche nicht in Frage komme. „Eine Lösung auf Basis der 38,5-Stunden-Woche scheint denkbar“, sagte Kocsis nun vor der neuen Runde. Verdi bekräftigte die Forderung, für die Tarifkräfte müsse der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 30. Juni 2011 verlängert werden. Außerdem müsse es zehn „Arbeitszeitverkürzungstage“ geben, um die „arbeitsplatzvernichtende Wirkung“ einer Wochenarbeitszeiterhöhung von 38,5 auf 41 Stunden bei den 55.000 Beamten zu kompensieren. Für die Beamten verhandelt Verdi nicht. Außerdem fordert Verdi sieben Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Post entsprach mit ihrem früheren Angebot bisher der Verdi-Forderung beim weiteren Kündigungsschutz. Daneben bot sie die Steigerung der Löhne in den kommenden zwei Jahren um rund 5,5 Prozent an. Im Gegenzug sollten die Arbeitszeiten auch bei den Tarifbeschäftigten verlängert werden - um 0,5 Stunden in der Woche sowie darüber hinaus auch durch Kürzung von bisherigen Pausenzeiten. (dpa)
Deutsche Post und Verdi verhandeln wieder
Zwei Tage vor dem geplanten Streik kehren die beiden Parteien wieder an den Verhandlungstisch zurück