Der Sündenbock wehrt sich

Nachhaltige MobilitätDer Sündenbock wehrt sichDie österreichische Verkehrswirtschaft bläst zum Kampf gegen ihr schlechtes Öko-Image als Hauptverursacher von UmweltproblemenHarald Bollmann, Leiter der Sparte Transport und Verkehr in der österreichischen Wirtschaftskammer, will seine Branche nicht länger als Umweltsünder diffamieren lassen. Mit Unterstützung des Leiters der Abteilung Umwelt- und Energiepolitik, Stephan Schwarzer, geht er in die Offensive für ein besseres Öko-Image. Mit Daten und Fakten werden bisherige Leistungen belegt. Beispielsweise sei der Schadstoffausstoß der LKW seit Einführung der Euro-Klassen im Jahr 1990 um 97,5 Prozent gesunken. Auch der Treibstoffverbrauch ging in 20 Jahren um 30 Prozent zurück. Unter diesem Gesichtspunkt entlockt das sektorale LKW-Fahrverbot in Tirol Bollmann nur ein Kopfschütteln. Wesentlich vernünftiger als Fahrverbote an den beförderten Gütern zu orientieren wäre es, die Schadstoffklassen als Kriterium heranzuziehen.Alternativen in der Praxis bewährtAn konkreten Beispielen zeigt die österreichische Verkehrswirtschaft, welche Konzepte sie zur Entlastung der Umwelt realisiert. So führt die Spedition Gebrüder Weiss seit Januar dieses Jahres Ganzzüge zwischen Wien und Bludenz. Dadurch werden jährlich 15.000 LKW-Fahrten auf die Schiene verlagert. Ein innovatives Reinigungskonzept von LKW-Luftfiltern senkt den Treibstoffverbrauch deutlich. Auch für andere Verkehrsträger gibt es alternative Ideen. Beispielsweise tritt der Spediteur Stefan Krauter für den verstärkten Einsatz von Turboprop-Flugzeugen im Cargo-Verkehr ein, um den Treibstoffverbrauch zu senken.Ein wesentlicher Schritt in Richtung Umweltschutz ist für Harald Bollmann die Ökologisierung der LKW-Maut. Die Autobahngesellschaft Asfinag steht diesem Projekt positiv gegenüber. Die Verkehrswirtschaft wünscht sich eine Senkung der Maut für Euro-5-LKW um rund ein Drittel. Im Gegenzug dürften freilich die Abgaben für die anderen Klassen angehoben werden, da eine Reduktion der Gesamteinnahmen im Verkehrsministerium nicht zur Diskussion steht. Von der Regierung fühlt sich die Verkehrswirtschaft in Fragen des Umweltschutzes weitgehend im Stich gelassen. "Die bessere Dotierung der Fördertöpfe ist daher für die nächste Regierung ein wichtiges Thema", sagt Bollmann und präsentiert unter dem Motto "Nachhaltige Mobilität ist der österreichischen Verkehrswirtschaft ein Anliegen" ein umfangreiches Forderungspaket (siehe Kasten). ❙❚■ Richard Vogel, Korrespondent in Wien

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