Bröckelnde Brücken

Bröckelnde BrückenMehr als sieben Brücken: In seinem Brückenbaubericht rechnet der Bund mit deutlich steigenden Kosten für den Erhalt und Neubau der maroden Bauwerke.Das Verkehrsministerium stellt sich darauf ein, dass die Kosten für die Brückenbauwerke in Zukunft deutlich ansteigen werden. Dies geht aus dem Bericht "Bestand und Zustand der Brücken im Zuge von Bundesfernstraßen" hervor, der der VerkehrsRundschau vorliegt. Danach hat sich der Zustand der etwa 38.000 Brücken in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. "Um hier eine weitere Verschlechterung des Zustands und eventuell damit verbundene Verkehrsbeschränkungen zu vermeiden, müssen in den nächsten Jahren erhebliche Finanzmittel in die Bauwerke investiert werden", heißt es in dem Papier.Schlechte NotenAnhand der von der Bundesanstalt für Straßenwesen vergebenen Zustandsnoten wird deutlich, wie sich die Qualität der Straßen verschlechtert hat. Im Jahr 2001 hatten die Prüfer 30,9 Prozent der Straßen als befriedigend eingestuft, fünf Jahre später waren es schon 37,1 Prozent. Als ausreichend wurden 2001 26,3 Prozent der Straßen bewertet, 2006 30,4 Prozent. Im gleichen Zeitraum sank der Bestand der als sehr gut klassifizierten Straßen von 17,6 auf nur noch 5,6 Prozent. Aufgrund ihres Alters von durchschnittlich 30 bis 50 Jahren ist der bauliche Zustand der Brücken in den alten Bundesländern besonders kritisch. "Dies bedeutet, dass nun in größerem Umfang Grundinstandsetzungen und Ertüchtigungen der Bauwerke anstehen." Die Experten sind insbesondere besorgt über "die häufig festzustellenden Überladungen von LKW und die stark ansteigende Zahl der genehmigten Schwer-lasttransporte". Am Beispiel Bayerns wird aufgezeigt, wie sich die Genehmigungspraxis bei Großraum- und Schwertransporten in den letzten Jahren entwickelt hat. Waren es 2001 erst 164.788 Genehmigungen, steigerten sich diese 2006 auf immerhin 247.017. Bisher vorhandene Tragfähigkeitsreserven seien durch den extrem steigenden Güterverkehr und den damit sich verschlechternden Bauwerkszustand aufgebraucht. Alarm wegen TalbrückenAlarm schlagen die Sachverständigen hinsichtlich des Zustands zahlreicher großer Talbrücken der Nachkriegsautobahnen, die vor 1985 gebaut wurden. Angesichts einer weiteren prognostizierten Zunahme des Güterverkehrs bis 2025 um 84 Prozent "besteht hier dringender Handlungsbedarf, um diese Bauwerke zeitnah zu verstärken oder durch Neubauten zu ersetzen". Aufgrund der nach der Wiedervereinigung erforderlichen umfangreichen Sanierung der Infrastruktur in Ostdeutschland wird für die alten Bundesländer "ein erheblicher Nachholbedarf" festgestellt.Gleichzeitig müsse aufgrund der weiter zunehmenden Verkehrsentwicklung mit einem Mehrbedarf gerechnet werden. Denn die Nutzungsdauer werde sich infolge erhöhter Belastungen durch den Schwerverkehr weiter verkürzen und damit die Abstände für Instandsetzungen reduzieren. "Des Weiteren entsteht ein Mehrbedarf durch die vorgenannten notwendigen Verstärkungen oder Erneuerung älterer Bauwerke infolge der Zunahme der Gesamtlasten." In den bisherigen Prognosen seien diese beiden Aspekte nicht berücksichtigt worden.❙❚■ Jörg Kürschner, Korrespondent in Berlin

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