Braucht die NFZ-Branche ein besseres Image?

Matthias Wissmannder 60-jährige Jurist und CDU-Politiker war von Mai 1993 bis Oktober 1998 Verkehrsminister. Seit Juni 2007 ist Wissmann Präsident des Verbandes der Automobilindustrie sowie Vizepräsident des BDI. Nachgefragt beiFlaute im Jahr der Nabelschau Die Nutzfahrzeugindustrie erlebte 2009 einen beispiellosen Nachfragerückgang. Vor allem die schweren Sattelzugmaschinen mutierten zu Ladenhütern. Die geschrumpften Gewinne belasten nun die Hersteller, welche im Moment vor allem eines im Sinn haben: Kosten sparen. Dennoch verlangen künftige Umwelt- und Abgasvorgaben nach neuen Investitionen. Wie es mit der Technik weitergeht, zeigt die Branche auf der diesjährigen IAA Nutzfahrzeuge. Hier wollen die Anbieter für neue Aufträge und ihr Image kämpfen. rsum was es gehtBraucht die NFZ-Branche ein besseres Image?Herr Wissmann, die Zulassungszahlen für Nutzfahrzeuge haben sich in den ersten Monaten gegenüber dem katastrophalen Vorjahr nur leicht verbessert. Dennoch rechnet Volvo-Trucks-Chef Leif Johannson mit einem Wachstum in der Branche von 10 bis 15 Prozent. Teilen Sie den Optimismus? Matthias Wissmann: Wir sind noch nicht über dem Berg. Auf dem deutschen Markt wurden im Januar 13 Prozent weniger Nutzfahrzeuge als ein Jahr zuvor neu zugelassen. Die Marktschwäche ist vor allem bei schweren Nutzfahrzeugen deutlich zu spüren. Ein ermutigendes Zeichen ist hingegen, dass die Transporterklasse wieder nahezu Vorjahresniveau erreicht. Zudem lag der inländische Auftragseingang für Nutzfahrzeuge im Januar acht Prozent höher als der Vorjahreswert. So scheint eine allmähliche Markterholung durchaus realistisch. Dramatisch lasen sich im vergangenen Jahr die Ergebnisse der deutschen Trailerhersteller. Ist es hier ein Vorteil, dass die Anbieter in diesem Markt meist keine Aktienunternehmen sind? Schließlich haben Aktionäre oftmals nur wenig Geduld. Diese meist eigentümergeführten Unternehmen haben das Schiff trotz schwerster See stabil auf Kurs gehalten. Sie haben mit großer Entschlossenheit und Flexibilität auf den Nachfrageeinbruch reagiert, ihre Kapazitäten angepasst und so weit es ging, die Stammbelegschaften stabil gehalten.Stichwort Kooperation: Wäre nicht eine Imagekampagne für das Transportwesen, wie sie im Moment Renault Trucks forciert, als Gemeinschaftsprojekt aller Nutzfahrzeughersteller sinnvoll? Die beste Imagekampagne für das Nutzfahrzeug ist eine erfolgreiche IAA im September. Wir erwarten ein Innovationsfeuerwerk bei schweren LKW, Transportern, Bussen, Anhängern und Aufbauten sowie bei den vielen Zulieferern. Auch die Bürger wissen: Gerade im Zeitalter des Internets braucht man das Nutzfahrzeug, um beispielsweise die Ware bis zur Haustür anliefern zu können.Apropos IAA, was werden die Trendthemen auf der Nabelschau der Branche? In Hannover trifft sich die Welt des Nutzfahrzeugs – wer mitreden will, muss dabei sein. Deshalb ist die IAA die weltweit wichtigste Mobilitätsmesse. Ein besonderer Schwerpunkt in diesem Jahr liegt in der weiteren Emissionsminderung. Schon in den vergangenen Jahren konnten die Emissionen von schweren Nutzfahrzeugen durch moderne Abgastechnologien und innovative Logistikabläufe deutlich verringert werden, bei den klassischen Schadstoffen etwa um 85 Prozent seit dem Jahr 1990. Auch bei den CO2-Emissionen gibt es noch Potenzial. Die IAA ist hierzu das Fenster zur Zukunft. ❙❚■ Rocco Swantusch

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