Brauchen die Spediteure das Geld nicht?

Adalbert Wandtgeboren am 19. Oktober 1948. Der mittelständische Spediteur ist Präsident des Gesamtverbandes Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) und Vizepräsident des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL). Nachgefragt beiDe-Minimis-Förderung geht in die zweite VerlängerungDie Antragsfristen für die De-Minimis- und Weiterbildungsprogramme werden bis zum 15. Oktober verlängert. Rund 100 Millionen Euro sind noch nicht ausgeschöpft. Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) äußerte sich bisher auf Nachfrage nicht dazu. Für alle Anträge, die nach dem 30. Juni eingehen, soll das sogenannte Windhundverfahren gelten. Sprich: Wer zuerst kommt, bekommt das Geld – bis die Mittel ausgeschöpft sind. trum was es gehtBrauchen die Spediteure das Geld nicht?Die De-Minimis-Förderung geht nun schon in die zweite Verlängerung – anscheinend beantragen zu wenig Transport- und Logistikunternehmen Fördergelder. Brauchen die Spediteure das Geld nicht?Adalbert Wandt: Das ist der falsche Ansatz. Das Bundesverkehrsministerium hat sich – wie so oft – einfach verrechnet. Die sollten mal in Flensburg anfragen, dann wüssten sie, wie viele mautpflichtige LKW im Fernverkehr unterwegs sind. Man hat einfach die Zahl zu hoch geschätzt. Wird die Verlängerung von De Minimis dieses Problem lösen?Wohl kaum. Man wird eventuell noch ein paar wenige Langschläfer finden. Aber alle Betriebe, die die Förderung in Anspruch nehmen wollten, haben das bereits zu diesem Zeitpunkt getan.Wenn die Verlängerung aus Ihrer Sicht keine Lösung ist, was muss konkret getan werden, damit die Gelder besser fließen? Die Fördersumme pro LKW, bisher 600 Euro, ist zu niedrig angesetzt. Ein realistischer Wert liegt bei rund 1000 Euro pro LKW. Ein weiteres Problem ist, dass wir als Unternehmen immer noch auf die Gelder warten. Wir bekommen in diesen Tagen die Bescheide „Bitte nicht nachfragen, wir sind noch nicht so weit“.Ist die Förderung generell falsch angelegt, da zurzeit das Geld für förderfähige Investitionen gar nicht da ist? Das ist leider zu befürchten. Einige Unternehmer werden auf dieses Geld verzichten, weil sie nicht in der Lage sind, die eigene Anschubfinanzierung auf die Beine zu stellen. Dann hilft aber doch die angekündigte Abschlagszahlung?Wir hoffen darauf. Aber ich habe bisher so viele Enttäuschungen in dieser Sache erlebt, dass ich erst daran glaube, wenn das Geld auch bei mir angekommen ist.Sie werden ja nicht müde, eine Rücknahme der Mauterhöhung zu fordern. Aber ist eine solche Maßnahme vor der Bundestagswahl überhaupt realistisch?Sie ist in der aktuellen wirtschaftlichen Situation und vor dem Hintergrund der anstehenden Bundestagswahl schwer vorstellbar. Aber ich hoffe ganz stark, dass wir nach der Bundestagswahl in einem anders zusammengesetzten Verkehrsministerium auf mehr Verständnis stoßen. In anderen Ländern werden Straßen blockiert und LKW angezündet, um auf die prekäre Lage im Transportgewerbe aufmerksam zu machen. Brauchen wir in Deutschland solche Aktionen, um den Druck auf die Politik noch zu verstärken?Ich bin stolz darauf, dass solche Proteste in Deutschland nicht stattgefunden haben. Denn eins ist klar: Wir sind keine Chaoten. Nicht selten haben wir schon jetzt mit einem schlechten Image zu kämpfen, da wäre ein solches Verhalten kontraproduktiv. Streiken geht auf Kosten unserer Kundschaft und ist deshalb keine Option. ❙❚■ Tobias Rauser

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