Berufsbilder in der Logistik

Berufsbilder in der LogistikVom Aussterben bedrohtBerufskraftfahrer sind seit jeher das Aushängeschild der Transport- und Logistikwirtschaft. Doch obwohl der Ausbildungsberuf ständig anspruchsvoller wird, interessieren sich immer weniger junge Menschen dafür.Der König der Landstraße, wie ihn Jonny Hill in dem gleichnamigen Schlager besingt, ist ein Auslaufmodell. Spätestens seit der Modernisierung der Berufskraftfahrerausbildung vor zehn Jahren ist eine neue Generation von ausgebildeten Fachkräften im Straßengüterverkehr unterwegs. Diese Fahrer haben eine dreijährige Ausbildung im öffentlichen Dienst, Industrie- oder Handelsbetrieben durchlaufen und bringen anders als mancher Quereinsteiger früher nicht nur einen LKW-Führerschein und Sitzfleisch mit.„Berufskraftfahrer/-in-nen haben vielseitige und verantwortungsvolle Aufgaben, die weit mehr als das Fahren beinhal-ten“, versichert Karlheinz Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL). Um den gestiegenen Anforderungen des Fahrerberufs gerecht zu werden, müssen sie Waren ordnungsgemäß verladen und sicher transportieren, Frachtpapiere prüfen und das Fahrzeug warten können. Zudem sollten sie in der Lage sein, die Bordtechnik zu bedienen und Routen zu planen, ohne die Zeit und den Spritverbrauch dabei aus den Augen zu verlieren.Die Jugend hat null Bock auf den BockTrotz des sich wandelnden Berufsbildes bewerben sich junge Menschen heute immer seltener für den Job auf dem Bock. In einzelnen Regionen blieben freie Ausbildungsstellen deshalb unbesetzt, sagt BGL-Chef Schmidt. Das liege einerseits daran, dass es demografiebedingt weniger Schulabgänger als früher gibt. Andererseits aber auch an dem schlechten Ruf, der dem Berufskraftfahrer anhaftet. „Die Öffentlichkeit sieht in ihm oft jemanden, der Straßen verstopft und die Umwelt verschmutzt“, erklärt Norbert Claus. Er ist Chef der Trucker-Akademie in Ottobrunn bei München und nach drei Jahrzehnten als Geschäftsführer beratend für die Claus Spedition in Ottobrunn aktiv. Claus kennt die Arbeitsbedingungen der Lastwagenfahrer und weiß, dass man auf Tour mitunter ein dickes Fell braucht: „Man muss den Kopf hinhalten, wenn es mal kracht, sich die Lieferung verzögert oder Ware beschädigt ist.“Die Fahrer wachsen mit ihren AufgabenDamit so etwas in Zukunft nur noch selten vorkommt, müssen Berufskraftfahrer, die im gewerblichen Güterverkehr arbeiten, seit dem 10. September 2009 neben ihrem Führerschein eine Grundqualifikation nach dem sogenannten Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (BKrFQG) nachweisen. Wer gewerbliche Fahrten durchführt und dabei Fahrzeuge der Klassen C/CE, C1/C1E, D1/D1E, D/DE lenkt, ist zudem verpflichtet, alle fünf Jahre an einer 35-stündigen Weiterbildung teilzunehmen.„Die Anforderungen an die Berufskraftfahrer steigen permanent“, sagt Claus. Angesichts der Arbeitnehmerfreizügigkeit und der damit einhergehenden Öffnung des europäischen Arbeitsmarktes seien zunehmend Sozialkompetenz und Sprachkenntnisse gefragt. „Das ist wichtig, weil der Fahrer die Visitenkarte des Transportunternehmens und Ansprechpartner beim Kunden ist“, so der Chef der Trucker-Akademie.Er bietet Schulungen in Ottobrunn, Heidelberg und Kelsterbach bei Frankfurt am Main an. Dort lernt man unter anderem, wie man Ladung richtig sichert, spritsparend fährt und Gefahrgut transportiert: Zusatzqualifikationen, die sich am Monatsende auszahlen können, betont Claus. Denn ver-glichen mit anderen Ausbildungsberufen der Transportlogistik fällt das Salär sonst eher gering aus. Laut der Arbeitnehmergewerkschaft Verdi verdient ein gelernter Berufskraftfahrer in Bayern – Prämien und Spesen nicht eingerechnet – durchschnittlich nur 11,12 Euro brutto pro Stunde, in Brandenburg liegt der Stundenlohn im Schnitt sogar bei 8,29 Euro brutto.Zehntausende gehen bald in RenteNiedrige Löhne und unregelmäßige Arbeitszeiten schrecken junge Menschen ab. Dass sich ausgebildete Berufskraftfahrer mit entsprechender Praxiserfahrung zum technischen Betriebswirt oder geprüften Kraftverkehrsmeister weiterbilden können, um anschließend in der Fahrzeugdisposition, als Fuhrparkleiter, Werkstattleiter oder selbstständiger Fuhrunternehmer zu arbeiten, wissen nur die wenigsten.Im vergangen Jahr stieg die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge für Berufskraftfahrer zwar im Vorjahresvergleich um 13,3 Prozent auf 2416. Langfris-tig ist das allerdings zu wenig. Selbst bei verhaltener Konjunkturentwicklung rechnet der BGL künftig mit einem jährlichen Bedarf von bis zu 30.000 neuen Berufskraftfahrern für den gewerblichen Güterverkehr. Sie sollen die rund 275.000 Kraftfahrzeugführer ersetzen, die laut BGL in den kommenden 10 bis 15 Jahren in Rente gehen könnten. Bereits heute sind nach Verbandsangaben rund 35 Prozent der Kraftfahrzeugführer in Deutschland 50 Jahre oder älter. Die Zeiten, in denen Transport- und Logistikunternehmen ihren Fahrerbedarf über Quereinsteiger aus der Bundeswehr oder dem Agrarbereich abdecken konnten, sind vorbei.Immer mehr Betriebe reagieren auf den drohenden Fachkräftemangel, indem sie selbst ausbilden. Pro Ausbildungsverhältnis stellt das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) Fördermittel in Höhe von bis zu 35.000 Euro aus dem De-Minimis-Programm zur Verfügung. Schwieriger als die Finanzierung gestaltet sich dagegen in der Regel die Personalsuche.Der Kampf um den Nachwuchs beginntKarlheinz Schmidt vom BGL glaubt, dass es in Zukunft auf dem Ausbildungsmarkt einen Wettbewerb um die Schulabgänger geben wird. Viele Betriebe gehen bereits in die Offensive. Während in ländlicheren Regionen viel über Mund-zu-Mund-Propaganda sowie die Zusammenarbeit mit IHK, Verbänden und der Agentur für Arbeit funktioniert, gehen Fuhrunternehmen in größeren Städten oft direkt in die Schulen. „In fünf Jahren werden junge Berufskraftfahrer mittels Handgeld abgeworben“, sagt Norbert Claus voraus.Über Ausbildungsmöglichkeiten in Transport und Logistik informiert aber auch die Nachwuchsinitiative „Hallo, Zukunft!“. Sie spricht die Sprache der Zielgruppe. Anders als Jonny Hill: Der Schlagerbarde sollte vielleicht mal etwas Moderneres spielen. ❙❚■ André GießeJosef Jehl (19) fährt seit knapp einem Jahr für die Claus Spedition in Ottobrunn bei MünchenDie bundesweite Nachwuchsinitiative für die Transport- und Logistikbranche„Hallo, Zukunft!“ ist eine deutschlandweite Nachwuchsinitiative des Verlags Heinrich Vogel unter der Schirmherrschaft von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. Ziel dieser Initiative ist es, den Kontakt zwischen Unternehmen und Schülern zu fördern, die Berufsbilder aus dem Transport- und Logis-tikbereich bekannt zu machen und deren Image zu verbessern.Die Bausteine von „Hallo, Zukunft!“:www.hallo-zukunft.info: Das Weblog informiert über Ausbildungsmöglichkeiten im Transport- und Logistikbereich, gibt einen Einblick hinter die Kulissen und Bewerbungstipps.„Hallo, Ausbildung!“: Der jährlich erscheinende Jugendratgeber erklärt Schülern, was Logistik ist, wie sie funktioniert und welche Ausbildungsberufe es gibt.„Hallo, Karriere!“: Die bundesweite Veranstaltungsreihe startete am „Tag der Lo-gistik“ am 14. April im Verlag Heinrich Vogel. Weitere Termine sind in Planung. agDie Initiative im Netz: www.hallo-zukunft.infoHallo, Zukunft!Berufsbilder in der LogistikDie VerkehrsRundschau stellt in loser Folge spannende Ausbildungsberufe vorTeil 2: BerufskraftfahrerTeil 3: Fachkraft für Lager-logistik und FachlageristTeil 4: Fachkraft für Möbel-, Küchen- und UmzugsserviceTeil 5: Hafenschiffer, Fachkraft für Hafenlogistik und Schifffahrtskaufmann/-frauAnzeigeBerufsbilder in der LogistikZugang zum AusbildungsberufDer Berufskraftfahrer ist seit 1974 ein anerkannter Ausbildungsberuf. Aufgrund gestiegener Anforderungen an die Fahrer wurde die Ausbildungsdauer 2001 von zwei auf drei Jahre verlängert. Von den 2133 Auszubildenden, die 2009 in eine Ausbildung als Berufskraftfahrer/in starteten, hatten die meisten einen Hauptschulabschluss. agMit diesen Abschlüssen starteten 2009 Auszubildende in ihre Ausbildung

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