Bericht aus Brüssel

Bericht aus BrüsselFracht will nicht der kleine Bruder seinDer europäische Airline-Verband AEA fordert mehr politische Aufmerksamkeit bei der EU-Kommission für das Thema Luftfracht.Der in Brüssel ansässige Airline-Verband AEA (Association of European Airlines) will das Thema Luftfracht bei EU-Kommission und Europaparlament stärker in das Blickfeld rücken. Als umweltfreundlicher Wachstumsbringer hat sich die Branche bei einer Konferenz daher jüngst präsentiert. „Wir brauchen eine europäische Aircargo-Politik“, sagte der AEA-General-Sekretär Athar Husain Khan bei der Veranstaltung kürzlich in Brüssel. Vor Vertretern der 32 Mitgliedsunternehmen stellte er die Prioritäten für die Branche in den kommenden Jahren vor. Die EU-Kommission habe den Bereich vernachlässigt und sich in erster Linie um Passagierflüge gekümmert, so sein Vorwurf. Einheitliche Sicherheitsstandards Neben einer international anerkannten Lösung für den Emissionshandel in der Luftfahrt und der Realisierung eines einheitlichen europäischen Luftraums, zählte Husain Khan die Harmonisierung der unterschiedlichen Standards für die Sicherheit vor Terroranschlägen zu den drängendsten Herausforderungen. Darüber hinaus müsse es endlich gelingen, die seit Jahrzehnten genutzten Papierdokumente aus der gesamten Transportkette herauszunehmen und durch standardisierte elektronische Nachrichten ersetzen. Dass es nicht einfach sein dürfte, die EU-Kommission für die Belange der Luftfracht zu interessieren, war dem AEA-Chef bewusst. Die Cargo-Branche leide unter einem großen Image-Problem. Zu Unrecht, glaubt Athar Husain Khan: „Wir sind nachhaltig, leise und CO2-arm. Darüber hinaus schaffen wir Jobs“.Frachtabwicklung endlich papierlos Anders als im Passagebereich hinkt die papierlose Dokumentation in der Luftfracht hinterher. Laut Schätzungen der Internationalen Luftfahrtvereinigung Iata werden nur neun Prozent der Luftfrachtsendungen papierlos abgewickelt. Die Gründe für die Rückständigkeit der Cargo-Branche wurden in Brüssel diskutiert: „Die Passagierwelt ist eine andere“, erklärte Oliver Evans, Frachtchef von Swiss World Cargo auf der AEA-Konferenz. Dass das „E-Freight“-Projekt nur zögerlich vorankommt, liege daran, dass wegen der Intermodalität viele Akteure an der Wertschöpfungskette beteiligt seien: die Airlines, Spediteure, Abfertigungsunternehmen, Zollbehörden und die Luftfahrtaufsichtsbehörden. Es dauere eben seine Zeit, alle Stakeholder ins Boot zu holen – dies sei ein langsamer Lernprozess. Manchen Aircargo-Gesellschaften dauert es zu lange, bis internationale Standards definiert würden. „Jede Airline muss das Problem wohl am Ende selbst lösen“, stellte Swiss-Manager Evans pragmatisch fest. ❙❚■ Rainer Lütkehus, VR-Korrespondent in Brüssel AEA-Kennzahlen Die 32 AEA-Airlines transportieren pro Jahr sechs Millionen Tonnen Fracht. Zu den Mitgliedern des europäischen Verbandes zählen auch die Expressdienste DHL und TNT, die eigene Aircargo-Hubs in Leipzig beziehungsweise Lüttich betreiben. Mit Luftfracht erwirtschaften die AEA-Gesellschaften zehn Prozent ihrer Einnahmen. 25 Prozent des weltweiten Aircargo-Verkehrs und 51 Prozent des internationalen Personenflugverkehrs be-streiten laut AEA europäische Fluglinien. rl

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