Bericht aus Brüssel

Bericht aus BrüsselSicherheitsfaktor LKW-FahrerLKW-Fahrer sind in hohem Maße für die Sicherheit im Straßenverkehr verantwortlich. Doch oft entscheidet nicht nur der gute Wille, ob sich ein Fahrer tatsächlich vernünftig verhält. Ein Brüsseler Workshop hat Probleme und Lösungen aufgezeigt.Wir müssen uns beim Thema Straßenverkehrssicherheit in den nächsten zehn Jahren vor allem auf die bessere Schulung der Verkehrsteilnehmer konzentrieren.“ Für Isabelle Kardacz, Abteilungsleiterin Straßenverkehrssicherheit bei der Europäischen Kommission, ist klar, wo bei ihrem Spezialthema noch am meisten zu tun ist. Denn bei der Infrastruktur und den Fahrzeugen, beides Faktoren, die ebenfalls zur Erhöhung der Sicherheit auf den Straßen beitragen, hätte die EU schon gute Fortschritte gemacht. Viel sei da bereits auf den Weg gebracht. Jetzt gelte es, sich stärker um die Ausbildung der Menschen zu kümmern.Alle Verkehrsteilnehmer sind betroffenKardacz äußerte sich in dieser Weise auf einem Workshop, der im Rahmen der Verleihung des Europäischen Road Safety Awards vergangene Woche in Brüssel stattfand. „Straßenverkehrssicherheit wird in unserem Weißbuch eine besondere Stellung einnehmen“, kündigte die Französin an. Das Weißbuch, in dem die EU-Kommission ihre Ideen für die europäische Verkehrspolitik der kommenden zehn Jahre formulieren will, soll in wenigen Wochen veröffentlicht werden. Parallel zur EU haben die Vereinten Nationen 2011 bis 2020 zum „Aktions-Jahrzehnt für Straßensicherheit“ ernannt, wie Dinesh Sethi als UN-Vertreter auf der Brüsseler Konferenz erklärte. Fußgänger, Radfahrer, Behinderte und natürlich Auto, Bus- und LKW-Fahrer: Alle Gruppen müssten durch besonnenes Verhalten ihren Beitrag zu mehr Sicherheit leisten. Dass gerade bei den LKW-Fahrern das Thema nicht ganz neu ist, machte ein parallel verlaufender Workshop deutlich. Hier stellte Sarah Copsey, Projektmanagerin bei der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA), Ergebnisse verschiedener Erhebungen vor. „Es ist nicht immer leicht, mit Unternehmen und Fah-rern das Thema Schulung für mehr Fahrsicherheit anzusprechen“, sagte sie. Unternehmer seien nicht selten verschlossen gegen Ratschläge von außen. In der Branche herrsche oft die Mentalität, dass man selbst das Business am besten kenne.Doch selbst innerhalb eines Unternehmens sei es mitunter schwer, die Schulung des Fahrers anzugehen. „Die Fahrer sind ja oft auf den Straßen und gar nicht im Unternehmen“, sagte Copsey. Wichtig sei deshalb, die Fahrer dort abzuholen, wo sie sich die meis-te Zeit aufhalten würden: nämlich auf der Straße. Bildungsangebote auf Autobahnparkplätzen sind deshalb eine der Empfehlungen, die EU-OSHA für die Schulung von LKW-Fahrern gibt. Sie müssten mit ihrer Erfahrung aus der Praxis eingebunden werden in die Erarbeitung von Maßnahmen, die zu besseren und sicheren Arbeitsbedingungen führen könnten.Kunden auf Sicherheit sensibilisierenDie Einbindung von Kunden und Auftraggebern sei ebenfalls wichtig. Bei ihnen müsse eine Sensibilität für die gute Behandlung der Fahrer geschaffen werden. Denn nur durch sie kämen die Güter letztlich an ihre Zielorte. Und wer auf Schulung und das Achten auf gute Arbeitsbedingungen für Fahrer verzichte, solle die Vorteile bedenken, die diese Zeitinvestition länger-fristig bedeute. Nämlich weniger Tage, an denen ein Fahrer aufgrund von Verletzungen fehlt, weniger Fahrzeuge, die wegen Reparaturarbeiten nicht einsatzfähig sind, weniger nicht eingehaltene Aufträge und weniger administrative und juristische Nachspiele infolge von Unfällen. ❙❚■ Kay Wagner, VR-Korrespondent in BrüsselDie EU will mit Schulungen für LKW-Fahrer Unfälle vermeidenNeben der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA), die der EU-Kommission angeschlossen ist, kümmert sich auch der European Transport Safety Council (ETSC) als unabhängige europäische Organisation um das Thema Straßenverkehrssicherheit. Der jährlich vergebene Preis PRAISE, der Ideen zum Schutz von Berufskraftfahrern vor Unfällen und Verletzungen auszeichnet, wird von der EU-Kommission kofinanziert und ist gerade neu ausgeschrieben worden. ETSC stuft Deutschland in Bezug auf das, was zum Schutz von Berufskraftfahrern im Straßenverkehr gemacht wird, auf einen mittleren Standard. Ein hoher Standard wird zum Beispiel Schweden und Großbritannien, ein niedriger Polen und Griechenland zugestanden. kw

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