Bericht aus Berlin

Bericht aus BerlinEuphorie in der WirtschaftDer Aufschwung in Deutschland kommt früher und vor allem mit mehr Schwung als vorher-gesagt: BGA, DIHK und Bundesregierung glauben, dass die Wirtschaft früher als erwartet zu alter Stärke zurückfindet.Deutschland wird in diesem Jahr nach Einschätzung von Bundeskanzlerin Angela Merkel deutlich weniger Schulden machen als geplant. Statt der zunächst veranschlagten 80 Milliarden Euro „werden es vielleicht etwas mehr als 50 sein“, sagte die Regierungschefin auf dem Unternehmertag des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Die CDU-Vorsitzende warnte aber vor Euphorie. Die Auswirkungen der Krise „sind nicht weggesteckt“. Zwar sei die wirtschaftliche Lage besser, „als wir sie erwartet haben“, betonte sie. Gleichwohl seien „nüchterne Prognosen“ erforderlich. Wichtiger als die günstigen Voraussagen von 3,5 Prozent für dieses und zwei Prozent für das kommende Jahr sei ohnehin der stabile Arbeitsmarkt. Das sei auch für die „Psychologie des Landes“ bedeutend. Nicht vergessen dürfe man, dass die „Vorboten des demografischen Wandels uns die Situation erleichtern“, betonte Merkel. Es gebe derzeit etwa 200.000 Menschen weniger, die ins Berufsleben hineingingen als umgekehrt. „Das trägt dazu bei, dass sich die Arbeitsmarktlage deutlich entspannt hat.“Zuvor hatte BGA-Präsident Anton Börner eine Verdopplung des Anteils des Außenhandels am deutschen Bruttoinlandsprodukt in den kommenden 20 Jahren prognostiziert. „Der Außenhandel ist für unsere Gesellschaft unverzichtbar.“ Er warnte davor, die führende Position der deutschen Unternehmen im Welthandel durch kräftige Lohnerhöhungen zu gefährden. „Durch Steigerung der Lohnstückkosten werden wir unsere Wettbewerbsfähigkeit nicht erhöhen.“ Um die Binnennachfrage zu steigern, müssten vielmehr die Investitionen erhöht werden.Rekordumsatz für 2011 erwartetDer BGA erwartet für 2011 einen Rekordumsatz. „Im kommenden Jahr bestehen gute Chancen, zum ersten Mal in der Geschichte die Marke von einer Billion Euro im Export zu erreichen“, sagte der Verbandspräsident. Bereits im Laufe des ersten Halbjahres 2011 würden die Ausfuhren zum Vorkrisenniveau zurückkehren. Die Exportfirmen gehen für das kommende Jahr von einem Zuwachs der Ausfuhren um bis zu sieben Prozent auf 1003 Milliarden Euro aus. Die Einfuhren sollen nach Schätzung des BGA um bis zu acht Prozent auf 852 Milliarden Euro zulegen. Deutschland nimmt seinen Konkurrenten Weltmarktanteile ab. Der deutsche Anteil am Welthandel soll 2011 von 9,0 auf 9,5 Prozent steigen. Das sei bemerkenswert, weil neue Wettbewerber technologisch aufschließen würden, meinte Börner. Auch mittelfristig sieht er gute Aussichten für die deutschen Exporteure. Die aufstrebenden Schwellenländer investierten massiv in ihre Infrastruktur, die rohstoffreichen Länder in neue Industrien. „Hinzu kommt die entstandene kaufkräftige Mittelschicht in Ländern wie Indien, China und Brasilien mit einer hohen Präferenz für hochwertige Konsumprodukte“, sagte der BGA-Präsident. „All dies wird die Nachfrage nach deutschen Produkten über Jahre hinaus tragen.“ Ein Risiko für die erwartet positive Entwicklung wäre nach Ansicht des BGA ein Rückfall der amerikanischen Wirtschaft in die Rezession. Außerdem befürchtet der Verband ein Platzen der Immobilienblase in China. Schwer einzuschätzen sei auch die Schuldenentwicklung in vielen Ländern.Die optimistische Wirtschaftsprognose wird geteilt vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), der wie die Regierung im laufenden Jahr ein Wachstum von 3,4 Prozent voraussagt. 2011 werde die Krise endgültig überwunden sein, betonte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Das Tempo verlangsame sich dann aber auf 2,4 Prozent. „Das wäre immerhin ein doppelt so starkes Wachstum wie im Durchschnitt der letzten 20 Jahre“. Den stärksten Wachstumsimpuls erwartet der DIHK von mittelständischen Unternehmen, die 20 bis 1000 Beschäftigte haben. ❙❚■ Jörg Kürschner, VR-Korrespondent in BerlinBundeskanzlerin Angela Merkel wurde vom Konjunkturaufschwung überrascht

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